Hans
Graf Praschma;
Von den Grafen Praschma hat sich Hans Graf Praschma, geboren am 22.
Dezember 1867 in Falkenberg, (Jurist) im politischen Leben unseres
Jahrhunderts hervorgetan. Er war von 1900 bis 1918 Mitglied des Preußischen
Abgeordnetenhauses, von 1903 bis 1918 Mitglied des Reichstags (als
Angehöriger der Zentrumspartei), von 1922 bis 1933 Mitglied des Reichsrats,
bis 1933 auch Vorsitzender des Oberschlesischen Provinziallandtags. Während
der Abstimmungszeit war er Bevollmächtigter des Deutschen Reiches bei der
Interalliierten Kommission in Oppeln. Etwa 14 km südwestlich von Falkenberg,
das zwischen Oppeln und Neisse liegt, am Südwestrand des Tillowitzer
Forstes, befand sich der Truppenübungsplatz Lamsdorf (nach dem 3 km
entfernten Dorf benannt). Auf ihm standen im ersten und zweiten Weltkrieg
auch Baracken für ein Kriegsgefangenenlager. 1945 brachten die Polen,
nachdem sie Schlesien zur Verwaltung erhalten hatten, Bewohner der
umliegenden Dörfer und andere Deutsche dorthin, um sie zu „internieren".
Lamsdorf wurde zu einem der vielen polnischen Vernichtungslager für
Oberschlesier. Nach genauen Feststellungen starben hier unter
unvorstellbaren Qualen 6480 Menschen, Männer, Frauen und Kinder. Sie starben
nicht nur durch Hunger und epidemische Krankheiten oder an den Folgen von
Misshandlungen, sondern auch durch Erschießen, Erschlagen, Lebend-Begraben
und Lebend-Verbrennen. Von diesen Verbrechen gegen die Menschlichkeit hat
die Öffentlichkeit bisher noch wenig Notiz genommen, obwohl von ihnen durch
eine Schrift des Lagerarztes, Dr. Heinz Esser, berichtet wird. Die Schrift
trägt den Titel: „Die Hölle von Lamsdorf, Dokumentation über ein polnisches
Vernichtungslager".
(Herausgeber:
Landsmannschaft der Oberschlesier, Bonn, 1969) |
Schloss Falkenberg
war der Stammsitz der gräflichen Familie Praschma. Graf Hans
Praschma,
der 1935 achtundsechzigjährig hier an seinem Geburtsorte starb, trat in der
oberschlesischen
Geschichte der jüngsten Zeit bedeutend hervor. Er war Ehren - Brilli-Großkreuz des
souveränen
Malteserordens und päpstlicher Geheimkämmerer, gehörte dem Reichstag an und war
Vorsitzender des Deutschen Katholikentages. Im Abstimmungskampf um Oberschlesien ernannte
ihn die
Reichsregierung zum Deutschen Bevollmächtigten bei der Interalliierten
Regierungs- und Plebiszitkommission an Stelle des Fürsten Hatzfeld; dieser hatte mit seinem Rücktritt
Protest gegen
das Verhalten des Generals Le Rond erhoben, der als Präsident der
Interalliierten Kommission
den dritten polnischen Aufstand offen begünstigt hatte. In dieser explosiv
geladenen Zeit, als der
deutsche Selbstschutz vordrang, während in der Politik die Aktionen spielten,
hatte Graf Praschma
die Sache des Reiches und Oberschlesiens zu führen. In seiner Bereitschaft, der
Allgemeinheit zudienen, folgte er der Lebenslinie seines Vaters Friedrich, der, als Nachfolger
des oberschlesischen Grafen Franz Ballestrem, einst Präsident des Deutschen Reichstages gewesen
war.
Die Tochter Elisabeth des Grafen Hans Praschma übernahm nach der Vertreibung -
in gleicher
Weise Verantwortung für die Allgemeinheit' tragend - das mühereiche Sozialwerk
der Landsmannschaft der Oberschlesier und betreute es aufopfernd bis zu ihrem Tode im
Jahre 1964.Ihre Schwester Helene Gräfin Sierstorpff wirkt in dem selben Geiste
aktiv in der Landsmannschaft der Oberschlesier und im Malteser-Hilfsdienst
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