1868 ao. Professor für Pastoraltheologie
1873 Konsistorialrat im Brandenburgischen Konsistorium
1877 Professor für Altes Testament und Praktische Theologie in Berlin
1892 Oberkonsistorialrat und Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrats
Nach
abgeschlossenem Studium wurde Hugo Wilhelm
Kleinert 1857 in Halle mit einer Arbeit zum
Thema der hebräischen Verbflexion promoviert.
Nach bestandenem Liceneatenexamen wird Kleinert
zunächst von 1861-1863 Diakon in Oppeln, bevor
er – parallel zur Habilitation – als
evangelischer Religionslehrer am
Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Berlin arbeitet.
Nach seiner Berufung zum Professor blieb
Kleinert der Friedrich-Wilhelms-Universität zu
Berlin bis zu seiner Emeritierung verbunden und
lehrte auch danach bis 1918 weiter. Seine im
Oktober 1885 gehaltene Antrittsrede als Rektor
trug den Titel „Vom Antheil der Universität an
der Vorbildung für's öffentliche Leben“.
Seine eher ungewöhnliche Fächerkombination
verhalf Kleinert zu fruchtbaren theologischen
Ansätzen. So sieht er etwa in seiner Studie „Die
Propheten Obadjah, Jona, Micha, Nahum, Habakuk,
Zephanja“ zeitgenössische soziale Fragen bereits
in dem alttestamentarischen Schriften im Kontext
ihrer Zeit thematisiert. Die praktische
Theologie fasst er als angewandte und sozial
engagierte Ethik auf. Weitere wichtige Werke
sind seine „Einleitung ins Alte Testament“
(1869), „Zur christlichen Kultus- und
Kulturgeschichte“ (1889) sowie seine „Homiletik“
(1907), in der er u.a. Rhetorik, Charisma und
Psychologie als die Predigt bestimmenden
Faktoren thematisiert und dadurch einen
Brückenschlag zu anderen humanwissenschaftlichen
Disziplinen vollzog.
Kleinert war darüber hinaus in zahlreichen
kirchlichen Gremien aktiv. Nach der Arbeit an
der revidierten Lutherbibel (1892) wurde
Kleinert als Oberkonsistorialrat in den
Evangelischen Oberkirchenrat berufen, wo er
zusammen mit Johannes Theodor Rudolf Kögel,
Hermann von der Goltz und anderen Theologen die
revidierte preußische Agende entwarf, die in
wesentlichen Zügen von der Generalsynode
angenommen und 1895 eingeführt wurde.
Auf dem im Berliner Bezirk Schöneberg gelegenen
St.-Matthäus-Kirchhof fand Hugo Wilhelm Paul
Kleinert seine letzte Ruhe.