Kurt Wiesner (* 13. Januar 1907 in Breslau; † 16. April 1967 in Leipzig) war ein deutscher evangelisch-lutherischer Theologe und Hochschullehrer.

Wiesner erlangte nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums die Hochschulreife, anschließend studierte er Evangelische Theologie. Nach der Vorlage seiner Dissertation wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. 1939 erhielt er seine Ordination. Früh interessierte er sich für Themen aus dem christlichen Brauchtum und dem religiösen Liedschatz. Der Wert volkstümlicher Traditionen und die Propagierung des Volkstums-Gedankens waren für ihn die Brücke dafür, um an die völkische Propaganda der NSDAP anzuknüpfen, denn am 1. Mai 1933 trat er dieser Partei bei und erhielt die Mitglieds-Nr. 1871881. Von 1931 bis 1932 und dann wieder von 1933 bis 1934 war er Angehöriger der SA. Er wurde auch Mitglied der NS-Studentenkampfhilfe und arbeitete als Mitarbeiter für die Zeitschrift „Auf der Wacht“ für deutschen Christenglauben und völkischen Charakter.[1] Von 1942 bis 1945 leistete er Kriegsdienst. Der Krieg und seine Folgen wie der Verlust der Heimat bewirkten bei ihm eine Abkehr von der NS-Ideologie.

Nach 1945 wurde er Dozent an der Leipziger Universität und war bis 1953 Gemeindepfarrer, anschließend bis 1955 Studentenpfarrer in Jena. Von 1955 bis 1958 war er Aspirant der Friedrich-Schiller-Universität Jena.[2] Er trat der CDU der DDR bei. Mit der Gründung der Christlichen Friedenskonferenz 1958 arbeitete er in ihren Gremien mit und setzte sich für ökumenische Verständigung zwischen den Konfessionen sowie für einen Beitrag der Kirchen und Religionen gegen die Kriegsgefahr ein. Eine weitere Aktivität bestand in seiner Funktion als Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Christliche Kreise beim Nationalrat der nationalen Front“.

Als an der Karl-Marx-Universität das Institut für Religionssoziologie gegründet wurde, erhielt er 1958 einen Lehrstuhl für dieses Fach, sowie als Dozent für das Fach Systematische Theologie. Er arbeitete u.a. an der Fragestellung, inwieweit die Theorie des Marxismus auch eine Frage an die christliche Existenz bedeutet. Wiesner veröffentlichte zahlreiche Bücher zu Themen der von ihm bearbeiteten Sachgebiete und schrieb Artikel in theologischen und kirchenpolitischen Zeitschriften.

Die ihm vorgehaltene Nähe zur Ideologie der SED hielt ihn nicht davon ab, sich in konkreten Spannungssituationen vor seine Studenten zu stellen und sie vor staatlichen Zugriffen zu schützen, z.B. als im März 1959 staatlicherseits eine Schließung der Räume der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) vorgenommen werden sollte.[