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Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

         Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

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Bethusy-Huc, Valeska Gräfin von

15.06.1849 in  Schloß Kielbaschin, Kreis Rosenberg
†  27.05.1926 in  Lugano.

Schriftstellerin.

   
 

Valeska Gräfin Bethusy-Huc, geborene von Reiswitz und Kaderžin (* 15. Juni 1849 auf dem Gut Kielbaschin bei Rosenberg in Oberschlesien; † 27. Mai 1926 in Lugano) war eine deutsche Schriftstellerin. Sie schrieb auch unter dem Pseudonym Moritz von Reichenbach.

Sie kam als älteste Tochter von Baron Berthold Alexander von Reiswitz und Kaderžin und Gräfin Bertha von Reichenbach auf dem väterlichen Landgut ihres Vaters, zwischen Lowoschau und Wendrin, in Oberschlesien zur Welt. „Umgeben von den weit ausgebreiteten Kiefernwaldungen Oberschlesiens lagen die Güter meines Vaters und Großvaters“, schrieb sie um 1900.[1] Sie wuchs gemeinsam mit ihren fünf Geschwistern auf, lernte von ihrer Mutter Polnisch und begann schon im Alter von sechs Jahren, Märchen zu schreiben.[1] Einen Teil ihrer Kindheit verbrachte sie bei den Eltern ihrer Mutter in Würbitz, im Jahr 1860 folgte eine kurze Reise nach Berlin, bevor die Familie nach dem Tod des Großvaters 1860 auf das benachbarte Familiengut Wendrin übersiedelte.

Im Jahr 1862 wurde sie in ein Pensionat nach Sagan geschickt und besuchte nach ihrer Konfirmation 1863 das Nestlersche Institut in Berlin, ein Mädchenpensionat.[2] Nach Ende der Schulzeit kehrte sie nach Wendrin zurück. Sie lernte in Rosenberg Eugen Emmo Graf Bethusy-Huc (1842–1926), einen Cousin von Eduard Georg von Bethusy-Huc, kennen. Beide heirateten am 2. April 1869 in Rosenberg und bezogen am nächsten Tag das Landgut Deschowitz bei Leschnitz, unweit des Annabergs.[3] Im Jahr 1873 kam Sohn Albrecht zur Welt, drei Jahre später folgte Tochter Irma.

Kurz nach Geburt ihrer Tochter erschien 1876 das Märchen Der Schmetterlingskönig im Druck, das Bethusy-Huc bereits als Kind verfasst hatte. Ein Freund hatte es ohne ihr Wissen an die Redaktion des Bazar geschickt, die es illustriert veröffentlichte. Der Druck der Familie und vor allem ihrer Mutter, die meinte „Schriftstellerin sei für eine Frau gefährlich, weil sie von den häuslichen und wirtschaftlichen Pflichten ablenke“,[3] ließ Bethusy-Huc jedoch zunächst vom Schreiben und Veröffentlichen Abstand nehmen. Erst drei Jahre später wandte sie sich in Abwesenheit ihres Mannes an eine Modezeitung, die eine unter dem Pseudonym „M. von Reichenbach“ verfasste Novelle aus ihrer Feder abdruckte. Weitere Erzählungen erschienen in den folgenden Monaten in Zeitschriften wie Über Land und Meer und Daheim. Ihr Ehemann, der hinter ihre Aktivitäten kam, stellte seiner Frau zur Bedingung, dass ihre schriftstellerischen Aktivitäten geheim blieben. Außer ihm hatte nur Bethusy-Huc Mutter Kenntnis von ihrem Pseudonym.[4]

Aus „M. von Reichenbach“ wurde durch Betreiben des Chefredakteurs der Zeitschrift Über Land und Meer Hugo Rosenthal-Bonin (1840–1897), der Bethusy-Huc für einen Mann hielt, das Pseudonym „Moritz von Reichenbach“. Erst die Bitte der Zeitschriftenredaktionen, ein Foto des „Autors“ abdrucken zu dürfen, führte schließlich 1883 zur Aufdeckung ihrer Identität. Auch danach veröffentlichte Bethusy-Huc weiterhin unter ihrem Pseudonym. Erst der Roman Hans der Pole wurde 1906 unter ihrem Klarnamen veröffentlicht.[5]

Bereits 1881 war Bethusy-Hucs erster Roman Die Eichhofs erschienen. Es folgten zahlreiche Unterhaltungs- und Liebesromane sowie Novellen, die von der Kritik meist als oberflächlich kritisiert wurden, jedoch dem Publikum gefielen. Karl Schrattenthal schrieb über den 1890 erschienenen Roman Der älteste Sohn: „Eine Schriftstellerin von Erfahrung, und das ist M. von Reichenbach ohne Zweifel, kann derlei Geschichten auch zwölf in einem Jahr schreiben. Von Vertiefung ist da keine Rede.“[6] Bethusy-Huc galt als Verfasserin von „Schablonenarbeiten“ und stellte 1906 rückblickend selbstkritisch fest, dass der Erfolg ihrer Veröffentlichungen in den Zeitschriften Daheim und Über Land und Meer ihr Mut gemacht hatten: „[E]s folgte nun eine ziemlich lange und bunte Reihe von Novellen und Romanen schnell – vielleicht allzuschnell aufeinander.“[7]

Sie versuchte seit Mitte der 1880er-Jahren zunehmend, dem Klischee der Liebesromanautorin zu entkommen und integrierte eigenes Erleben und Fremdmaterial in ihre Werke beziehungsweise ließ sich von Fachleuten beraten.[8] Nach dem Zusammentreffen mit Frauenrechtlerin Helene Lange in Berlin entstand 1894 der Roman Frauen, für den Bethusy-Huc auf von Lange zugänglich gemachtes Material zurückgreifen konnte. Die Armut der Arbeiter in Kattowitz, die sie während einer Reise durch Schlesien erlebt hatte, veranlasste sie zu den Werken Die Lazinskis (1888), mit dem sie „wohl den ersten sozialen Roman Oberschlesiens geschaffen [hat], der Agrariertum und Industrie zur Grundlage hat“[9], und Der schöne Erwin (1899). Unter dem Titel Ehre der Welaskys erschien ein teilweise autobiografischer Roman Bethusy-Hucs im Berliner Tageblatt und wurde 1891 unter dem Titel Um die Ehre als Roman veröffentlicht. Obwohl immer noch Unterhaltungsschriftstellerin, nahmen ihre Werke zunehmend Tendenzen des Zeitromans auf, wobei Bethusy-Huc ihre Wandlung als Schriftstellerin nicht konsequent vollzog: Auf sozialkritischere Werke konnten so unmittelbar einfachste Liebesromane in Adelskreisen folgen.[10]

Sie selbst fasste ihre schriftstellerische Arbeit um 1905 wie folgt zusammen:

„Auf dem Boden, dem ich entstammte, unter den Menschen, die mich von Jugend auf umgaben, spielen all die Romane und Novellen, die ich zu meinen reiferen Arbeiten zähle, und es würde mich freuen, wenn ich das Verständnis für die Bewohner des heimischen Stückchens ‚Ostmark‘ weiteren Kreisen erschließen könnte.“

Valeska Gräfin Bethusy-Huc 1904[11]

Bethusy-Huc unternahm Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Reisen, unter anderem nach Italien. Ihre Erlebnisse an der italienischen Riviera verarbeitete sie 1890 in ihrem Roman Das Paradies des Teufels.[12] Die Dünenlandschaft Borkums, die sie auf einer Nordseereise mit ihrer kränklichen Tochter Irma kennenlernte, inspirierte Bethusy-Huc zu einigen Novellen und dem Roman Glückskinder, der 1897 erschien. Nachdem Irma kurz vor 1900 geheiratet hatte und nach Berlin gezogen war, hielt sich auch Bethusy-Huc regelmäßig zu Besuch in Berlin auf.

Ihr Mann Eugen von Bethusy-Huc wurde 1901 Generallandschafts-Repräsentant für Oberschlesien im Breslauer Landtag, sodass das Paar 1904 nach Breslau zog. Das Gut Deschkowitz verkauften beide 1906 und die Familie nahm nun endgültig Wohnsitz in Breslau.

Bethusy-Hucs Breslauer Wohnung wurde schon bald zu einem Treffpunkt der literarischen und künstlerischen Gesellschaft Breslaus. Sie veranstaltete hier Lesungen ihrer und anderer Werke. Über so geknüpfte Kontakte zu Redakteuren und Verlegern konnten weitere Romane wie Hans der Pole (1906) erscheinen. Eugen von Bethusy-Huc legte 1911 sein politisches Amt nieder. Die Familie gab 1912 das Breslauer Haus auf und ging auf Reisen unter anderem nach Lugano und an die Riviera. Aus gesundheitlichen Gründen befanden sich beide bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs in der Schweiz und ließen sich kurz darauf in Zürich nieder. Im Jahr 1916 erschien Bethusy-Hucs letzte Veröffentlichung Aus dem Märchenbuch des Alltags.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zog das Ehepaar nach Uznach, wo Eugen von Bethusy-Huc im Januar 1926 verstarb. Im Frühjahr 1926 unternahm Bethusy-Huc eine Reise nach Italien, auf deren Rückreise sie schließlich am 27. Mai 1926 in der Clinica San Rocco in Lugano starb. Sie erhielt ein einfaches Begräbnis; ihr Grab ist nicht erhalten.

Bereits zum Zeitpunkt ihres Todes war Bethusy-Huc weitgehend in Vergessenheit geraten: „Außerhalb ihrer oberschlesischen Heimat wurde ihr Tod im Jahr 1926 kaum wahrgenommen, geschweige denn mit einer längeren Würdigung der Schriftstellerin gedacht.

  Quelle; " Wikipedia 2010"