Als Sohn wohlhabender jüdischer Eltern besuchte Hermann Cohn in Breslau das Maria-Magdalenen-Gymnasium. Hier hatte er in der Mitte des 19. Jahrhunderts erfahren müssen, wie mangelhaft die Beleuchtung in den Schulzimmern war. Wohl den ganzen Winter hindurch musste der Nachmittagsunterricht, nicht selten auch die ersten Stunden am Morgen, bei künstlicher Beleuchtung erteilt werden. In der Schreibstunde wurde zwischen je zwei Plätzen ein Talglicht auf den Schultisch geklebt. Während des Leseunterrichts geschah dies nicht. Die Fleißigen dürften sich die Augen verderben, den Mindereifrigen stand es frei, zu erklären, dass sie nichts mehr sehen könnten. Diese Beschreibung stammt von Max Grube, dem späteren Schauspieler und Theaterintendanten, der etwa 15 Jahre später als Cohn ebenfalls das Magdalenäum besucht hatte. Nach dem Abitur konnte Hermann Cohn sein Studium ohne finanzielle Sorgen angehen. Zunächst studierte er ab 1857 Chemie und Physik in Breslau und Heidelberg und ab 1860 Medizin in Heidelberg, Breslau und Berlin. Seine Lehrer waren unter anderem Gustav Kirchhoff, Robert Bunsen, Helmholtz, Rudolf Virchow und Richard Förster. Cohn promovierte 1863 in Berlin, war 1864 in Breslau Assistenzarzt bei Richard Förster und betrieb 1866 weitere Studien bei dem berühmten Ophthalmologen Albrecht von Graefe in Berlin, bei de Wecker in Paris und bei Ritter v. Arlt in Wien. Danach ließ er sich mit einer eigenen Augenklinik in Breslau nieder. Seine Ehefrau Valeska war eine Schwester des aus Oberschlesien stammenden Großindustriellen Fritz von Friedlaender-Fuld. Ein Sohn von Hermann und Valeska Cohn war der Schriftsteller Emil Ludwig. Für die Namensänderung hatte sich der Vater noch erfolgreich eingesetzt. Hermann Cohn starb im Alter von 68 Jahren. Seine Grabstätte befindet sich auf dem alten jüdischen Friedhof in Breslau.