Geboren als
Oskar Koplowitz als Sohn einer jüdischen Familie in Königshütte, studierte Seidlin Literatur und Philosophie in Freiburg im Breisgau, Frankfurt am Main (u.a. als Hörer einer der ersten Vorlesungen Theodor W. Adornos) und Berlin. 1933 emigrierte er in die Schweiz, wo er sich als freier Mitarbeiter diverser Zeitschriften über Wasser hielt. 1936 promovierte er bei Franz Zinkernagel und Eduard Hoffmann-Krayer an der Universität Basel mit einer Arbeit über Otto Brahm.1938 verließ er die Schweiz und emigrierte in die Vereinigten Staaten, um eine Gastdozentur am Smith College für Frauen in Northampton (Massachusetts) anzutreten. Diese Stelle gab er 1942 auf, um als deutscher Muttersprachler bei der U.S. Army Intelligence Division zu dienen. Dadurch war an den ersten Stufen der Invasion in Europa beteiligt. 1946 quittierte er den Militärdienst.
Während einer Lehrtätigkeit am Middlebury College in Vermont machte Seidlin 1946 die Bekanntschaft von Bernhard Blume, dem Vorsitzenden der Germanistikabteilung der Ohio State University (in Columbus, Ohio), selbst ein Emigrant aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Blume bot ihm eine Stelle an seinem Institut an, und hier unterrichtete Seidlin ab 1946 als Professor für deutsche Sprache und Literatur. An der Ohio State University lehrte auch der emigrierte Germanist Dieter Cunz (1910-1969), der Seidlins Lebenspartner wurde. 1972 folgte Seidlin einem Ruf an die Indiana University (in Bloomington, Indiana), wo er als Professor für Germanistik bis zu seiner Emeritierung im Mai 1979 lehrte.
Zu seinem 65. Geburtstag 1976 wurde er durch eine Festschrift mit dem Titel Herkommen und Erneuerung geehrt.[1]
Seidlin war zweifacher Preisträger des Guggenheim-Stipendiums, 1962 und 1976. 1968 ehrte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung Seidlin mit dem Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland. Mehrere Semester lang fungierte er auch innerhalb eines Beratungsgremiums für die Princeton University.