Angelus Silesius wurde am 25. Dezember 1624 getauft. Sein Vater war Stanislaus Scheffler, ein polnischer Adliger, der von Krakau wegen seines evangelischen Glaubens nach Breslau übersiedeln musste. Stanislaus Scheffler starb bereits 1639, seine um vieles jüngere Frau Maria Magdalena Hennemann zwei Jahre später. Der Sohn besuchte von 1639 bis 1643 das St. Elisabeth-Gymnasium in Breslau, wo er erste lateinische Gelegenheitsgedichte schrieb und drucken ließ, die seinem Rhetorik- und Poetik-Lehrer gewidmet waren, Christoph Köler, Freund und Biograph von Martin Opitz.
In Straßburg begann Angelus Silesius 1643 ein Studium der Medizin und des Staatsrechts, danach ging er nach Leiden (1644-1647) und schließlich Padua (1647), wo er 1648 zum Doktor der Philosophie und der Medizin promoviert wurde. In Leiden kam er in Kontakt mit dem Mystiker und Theosophen Abraham von Franckenberg, durch den er die Werke Jakob Böhmes kennenlernte. Böhme nannte Angelus Silesius später die Ursache, daß er zur Erkenntniß der Wahrheit gekommen und sich zur katholischen Kirche bekannt habe. [1]
1649 trat Scheffler in Oels als Leibarzt in die Dienste des streng lutherischen Herzogs Silvius Nimrod zu Württemberg-Oels. Als Franckenberg 1650 nach Schlesien zurückkehrte und in der Nähe von Oels lebte, kam es zwischen den alten Freunden zu vielen Begegnungen. Franckenberg starb 1652, Angelus Silesius dichtete ihm das Ehrengedächtniß, sein erstes Gedicht, das typisch für sein späteres Werk ist. Im selben Jahr gab er wegen Franckenbergs Tod und einem Streit mit dem Oelser Hofprediger aufgrund einer nicht erteilten Druckerlaubnis für eine kleine Anthologie mit Mystikertexten seinen Posten auf und ließ sich als Arzt in Breslau nieder.