Johannes Crato von Krafftheim (* 22. November 1519 in Breslau; † 19. Oktober 1585 ebenda; ursprünglich: Johannes Krafft; auch: Crato von Crafftheim; Johannis Cratonis) war ein deutscher Humanist und Arzt.

Crato von Krafftheim wurde als Johann Krafft geboren. Er war der Sohn des Handwerkers und Ratsherrn Christoph Krafft und Schüler der Breslauer Gymnasien St. Elisabeth und Maria-Magdalena. Wegen seiner hervorragenden schulischen Leistungen erhielt er vom Breslauer Stadtrat ein Stipendium von jährlich 20 Gulden und Zuwendungen von Breslauer Patrizierfamilien, die es ihm ermöglichten, ein Studium aufzunehmen.

Ab 1535 studierte Crato an der Universität Wittenberg Theologie und wohnte sechs Jahre im Haushalt von Martin Luther. Dort lernte er Philipp Melanchthon kennen, unter dessen Einfluss er sich eingehend mit den klassischen Sprachen befasste. Nachdem 1538 sein Gönner Johannes Metzler verstorben war, vermittelte Melanchthon ihn an Ambrosius Moibanus. 1542 beendete er das Studium der Artes liberalis mit dem Magisterabschluss. Während seiner Wittenberger Zeit führte er ein Tagebuch, das J. Aurifaber für die von ihm 1566 herausgegebenen »Tischreden und Colloquia D. M. Luthers« verwertet hat und durch die Crato bis heute bekannt geblieben ist.

Auf Luthers Ratschlag, der ihm von der theologischen Laufbahn abriet, beabsichtigte er, Medizin zu studieren. 1544 nahm er vorübergehend die Stelle eines Hofmeisters bei einem Grafen von Wertheim in Leipzig an. In dieser Zeit freundete er sich mit Joachim Camerarius dem Jüngeren an.

Studium der Medizin und Aufenthalt in Italien

Mit Unterstützung des Breslauer Rates und Empfehlungen von Philipp Melanchthon und Joachim Camerarius studierte Crato ab 1546 Medizin an der Universität Padua. Er wurde Schüler des berühmten Medizinprofessors Johannes Baptista Montanus, der Cratos erste Schriften entscheidend beeinflusste. Crato schloss das Studium mit dem medizinischen Doktorat ab, unternahm anschließend mit seinen Freunden Johann Baptist Hainzel und Paul Hainzel eine Reise durch Italien und praktizierte danach kurze Zeit in Verona.

1550 kehrte Crato in seine Heimatstadt Breslau zurück und wurde dort zum zweiten Stadtarzt ernannt. Im selben Jahr heiratete er die Tochter des Breslauer Stadtschreibers Johannes Scharf von Werd und gründete eine Familie. Das Elternpaar bekam einen Sohn und zwei Töchter.

1553 besuchte ihn Hubert Languet. Große Verdienste erwarb sich Crato während der Pestepidemie von 1554, nachdem schon 1553 eine „Pestordnung“ von ihm verfasst worden war. Als einer der ersten hatte er die Kontagiosität der Pest erkannt.[1] Für seine aufopferungsvolle Tätigkeit gewährte ihm der Rat der Stadt Breslau ein jährliches Gehalt von 100 Talern. Stadtdiener und arme Schüler musste er umsonst behandeln.

Um 1560 verlobte sich seine Schwester mit dem Leipziger Professor der Jurisprudenz Kaspar Jungermann (1531–1606) (Vater von Ludwig Jungermann). Obwohl Cratos Ruf sich bald über ganz Deutschland verbreitete, enthob ihn 1561 der damals amtierende Ratsherr Hans Morenberger seiner Tätigkeit als Armenarzt, da er verdächtigt wurde, Calvinist zu sein. Schon vorher hatte seine Konversion vom katholischen zum protestantischen Glauben Aufmerksamkeit erregt.

1560 wurde er an den Kaiserhof nach Wien gerufen und zum Leibarzt des Kaisers Ferdinand I. ernannt. Mit zunehmender Krankheit des Kaisers übersiedelte er 1563 nach Wien, kehrte aber, nachdem der Kaiser 1564 gestorben war, zu seiner Familie nach Breslau zurück. Schon ein Jahr später wurde er zum ersten Leibarzt des Kaisers Maximilian II. ernannt, dem er 11 Jahre lang diente.

1567 wurde Crato von Kaiser Maximilian II., der ihn großzügig entlohnte und mit Ehren überhäufte, in den Adelsstand erhoben und ein Jahr später zum kaiserlichen Pfalzgrafen ernannt. In seiner Tätigkeit als Pfalzgraf verlieh er Wappenbriefe an:

Crato besaß in hohem Maß das Vertrauen des Kaisers, das er zugunsten der Calvinisten nutzte. Darum gelang es den Hofjesuiten nicht, Maximilian II. für die Bekämpfung des Protestantismus zu gewinnen. Als Vertreter der milderen melanchthonisch-calvinischen Richtung bekämpfte Crato die Anhänger des Matthias Flacius.

Als Folge der am Hof herrschenden Intrigen musste Crato, der ein überzeugter Vertreter der Schulmedizin war, erleben, dass eine Ulmer Kurpfuscherin an das Bett des sterbenden Kaisers gerufen wurde. Nach dessen Tod 1576 wurde er – wie alle Protestanten – aus dem Prager Hofdienst entlassen und kehrte nach Breslau zurück.

Bereits 1577 sah sich der Hof genötigt, Crato als Leibarzt zu dem erkrankten Kaiser Rudolf II. zu rufen. Obwohl selber krank, übersiedelte er 1578 nochmals nach Prag, um jederzeit in der Nähe des Kaisers zu sein. Schon bald hatte er unter dem wachsenden Einfluss der Jesuiten zu leiden, und er bemühte sich um die Entlassung aus dem Hofdienst. Im Herbst 1581 wurde seinem Antrag stattgegeben. Er zog sich auf sein Gut Rückers in der Grafschaft Glatz zurück, das er 1567 erworben hatte, und gründete dort eine reformierte Gemeinde mit Kirche und Prediger. Er beabsichtigte, den Rest seines Lebens auf dem Gut zu verbringen und ließ seine Bibliothek aus Prag dorthin schaffen.

„Er hielt auch mit denen gelehrtesten Leuten zu seiner Zeit gute Freundschaft, als mit dem Joachimo Camerario, Conrado Gesnero, Theod. Zwingero, Zach. Virsino, Henrico Stephano, Joanne Sambuco, Paulo und Aldo Manutio II., Petro Victorio und anderen.“

Da er weiter am regen wissenschaftlichen Leben Teil haben wollte, kehrte er 1583 nach Breslau zurück und überließ das Gut seinem Sohn. Sein Nachbar in Breslau war Andreas Dudith. Trotz Alter und Krankheit wirkte er in Breslau weiterhin als Pestarzt für die Allgemeinheit, musste jedoch erleben, dass seine eigene Frau an der Seuche starb. Er selbst folgte ihr am 19. Oktober 1585.

Das Gut Rückers erbte sein Sohn Johann Baptist von Krafftheim. Er war mit Anna von Heugel verheiratet, auf die das Gut überging, nachdem sie Witwe geworden war.