Keine der kriegerischen
Auseinandersetzungen, an denen die deutsche Armee seit 1866
beteiligt war, forderte von der Generalität so viele Blutopfer wie
der II. Weltkrieg, auch Generaloberst Johannes Blaskowitz sollte
die Folgen des II. Weltkrieges mit seinem Leben bezahlen.
Im Deutschen Krieg von 1866 kamen auf 5500 gefallene Soldaten
(Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften) ein toter General,
1870/71 - im Deutsch-Französischen Krieg - betrug das Verhältnis 1
zu 5900, im 1. Weltkrieg haben von 1548 Generalen des Heeres und
Admiralen der Kaiserlichen Marine 168 das Kriegsende nicht mehr
erlebt, ein toter Soldat im Generals- oder Flaggoffiziersrang kam
also auf 10.200 Gefallene, demgegenüber verzeichnet die
Gesamtverlustliste des II. Weltkrieges nicht weniger als 963 tote
Soldaten im Generalsrang, diese Zahl umschließt neben 223
Gefallenen auch die an Verwundungen und Krankheiten Gestorbenen,
die während des Krieges oder in der Gefangenschaft tödlich
Verunglückten, jene 20 von der Hitler-Justiz und 33 von den
Alliierten Hingerichteten sowie 64 Generale, die durch Freitod aus
dem Leben schieden, das entspricht einem Verhältnis von einem
Toten im Generalsrang auf 4600 tote Soldaten. Von 19
Generalfeldmarschällen des Heeres waren bei Kriegsende nur noch
drei im Dienst, von den über 50 Generalobersten übten zuletzt nur
noch acht ein aktives Kommando aus, alle übrigen waren tot,
vermisst, gefangen, dienstenthoben, gemaßregelt oder
verabschiedet, ein einziger Armeeführer von 1939 war 1945 noch im
Dienst: Generaloberst Blaskowitz - als Oberbefehlshaber der
Heeresgruppe H.
Der ostpreußische Pfarrerssohn Johannes Blaskowitz wurde am
10.Juli 1883 in Peterswalde (Kreis Wehlau) geboren, nach dem
Besuch der Kadettenanstalten in Köslin (Pommern), 3 Jahre, und
Groß-Lichterfelde (Berlin), 4 Jahre, trat er am 2. März 1901 als
Fähnrich mit Reifezeugnis in die preußische Armee ein und wurde am
27.1.1902 (Geburtstag des Kaisers Wilhelm II.) im 1. Posenschen
Infanterieregiment "von Grolmann" Nr. 18 zum Leutnant
befördert. Dieses Regiment, dem übrigens - wie in den meisten
Regimentern mit "hohen Hausnummern" - fast nur bürgerliche
Offiziere angehörten, lag damals in Osterode (Ostpreußen) in
Garnison. Zuvor hatte er vom 14.04.1901 bis zum 13.12.1901 die
Kriegsschule in Engers und vom 01.10.1914 bis zum 28.02.1905 die
Militär-Turnanstalt besucht, nachdem am 14.01.1902 der Antrag des
Vaters auf Vorpatentierung abgelehnt wurde. Vom 01.03. bis zum
31.07.1950 beim Selekta-Kursus an der Militär-Turnanstalt, wird er
vom 01.10.1905 bis zum 28.02.1917 als Hilfslehrer dorthin
kommandiert und ab dem 01.10.1908 an die Berliner Kriegsakademie
kommandiert, wo er 1909 einen Sprachenurlaub in Frankreich verlebt
und seine Dolmetscher-Prüfung in Französisch ablegt. Ab Ende der
Schlussübungsreise der Kriegsakademie, wird Blaskowitz bis zum
Ende der Herbstübungen ab dem 16.11.1911 zum Braunschweigschen
Husaren-Regiment Nr. 17 kommandiert, um dann am 20.07.1912 in die
3. Kompanie des 9. Badischen Infanterieregiments Nr. 170 nach
Offenburg versetzt zu werden.
In seiner letzten Friedensstellung gehörte er als Stabshauptmann
dem Stab des Rastatter Infanterieregiments "Markgraf Ludwig
Wilhelm" (3. Badisches) Nr. 111 an, wo u.a. der spätere
Generalfeldmarschall
Friedrich Paulus und dessen rumänische Schwäger Effrem und
Konstantin Rosetti-Solescu als Leutnants seine jüngeren Kameraden
waren. Als Chef der 10. Kompanie dieses Regiments zog er im August
1914 ins Feld und wird am 11.01.1915 durch ein Artilleriegeschoss
am Kopf verwundet. Eine weitere Verwundung erlitt er am 15.01.1915
als ihn ein Prellschuss auf die Brust trifft, er jedoch bei der
Truppe verbleiben kann.
Ab dem 16.08.1915 Führer der Gebirgs-MG-Kompanie des
Jäger-Regiments 3, übernimmt er dort am 20.10.1915 die Führung des
I. Bataillons und wird dann am 04.04.1916 zum General-Kommando des
X. Armee-Korps versetzt, um dort mit dem Posten einer
Generalstabsstelle im Generalstab der Armee betraut zu werden. Bis
zum Kriegsschluss in Generalstabsstellungen Verwendung, bewährte
er sich wie zuvor als Truppenführer und tapferer Soldat nunmehr
auch als tüchtiger Generalstäbler und erwarb sich nach beiden
Eisernen Kreuzen (I. und II. Klasse) und dem Verwundetenabzeichen
u.a. auch noch das Ritterkreuz mit Schwertern des Hausordens von
Hohenzollern.
Als Generalstabsoffizier wurde Blaskowitz am 11.10.1916 zur 75.
Reserve-Division versetzt und besucht vom 11.12.1916 bis zum
15.12.1916 einen Stammlehrkurs. Dem schließt sich vom 19.02. bis
zum 24.02.1917 ein Führer-Kursus bei der Heeresgruppe Kronprinz
Rupprecht an, sowie am 26.02.1917 eine Kommandierung an die
Artillerie-Meß-Schule Wahn. Weiterhin am 05.03.1917 an die
Heeresgasschule Berlin, am 18.01.1918 ein weiterer Kurs in Wahn
und am 19.02.1918 ein Führerkursus in Sedan.
Am 09.09.1918 wird er zur Verfügung des Chefs des Generalstabes
gestellt, unter gleichzeitiger Kommandierung zur K. und K. 37.
Honved-Division. Von dort wechselt er am 04.12.1918 in das
General-Kommando des X. Armee-Korps. Blaskowitz hatte damit
während des 1. Weltkriegs an Kämpfen an der West-, Ost-, Südost-
und Südfront teilgenommen.
Am 23.09.1919 wechselt er als Generalstabsoffizier in das
Wehrkreis-Kommando V und wird am 27.09.1920, mit Wirkung zum
01.10.1920 in den Generalstab der 5. Division versetzt. Dort nahm
er an der Niederwerfung des Aufstandes in Mitteldeutschland teil.
Dann versah er ab dem 12.05.1921 weiter Stabsdienst beim
Infanterieführer V in Stuttgart, wo er am 01.06.1921 ‑ mit 38
Jahren ‑ zum Major befördert wurde. Er war für damalige
Verhältnisse noch ein relativ junger Major, der gleichaltrige
spätere Generaloberst Ritter von Schobert zum Beispiel wurde erst
drei Jahre nach Blaskowitz Major, obwohl er ein besonders
hochdekorierter Offizier war, dem im Krieg zugleich mit der
höchsten bayerischen Kriegsauszeichnung, der
Militär‑Max‑Joseph‑Orden, der persönliche Adel verliehen worden
war.
Vom 19.05. bis zum 31.05.1924 zu einem sMG-Lehrgang nach
Königsbrück kommandiert, unternimmt er dann vom 11.06. bis zum
24.06.1924 eine Wehrkreisübungsreise. Dem dann endlich wieder ein
Truppenkommando folgte als Kommandeur des III. Bataillons im 13.
(Württembergischen) Infanterieregiment in Ulm. Zum gleichen
Regiment gehörten damals der spätere Generalfeldmarschall Rommel
als Hauptmann und der Chef der 4. (MG) Kompanie und Oberleutnant
Dr. Hans Speidel, der 1944 Rommels Heeresgruppenstabschef in
Frankreich war und nach dem II. Weltkrieg beim Aufbau der
Bundeswehr und der NATO eine führende Rolle spielte. Blaskowitz
besuchte vom 09.11. bis zum 28.11.1925 einen Kampfschule-Lehrgang
in Döberitz und nahm vom 27.05. bis zum 05.06.1926 an einer
Übungsreise des Reichswehr-Ministeriums teil. In Ulm wurde
Blaskowitz am 01.04.1926 Oberstleutnant und trat dann, ab dem
01.02.1928 für mehrere Jahre an die Spitze des Stabes der 5.
Division in Stuttgart.
Nach Beförderung zum Oberst wird er vom 02.03.bis zum 09.03.1930
zum Gasschutz-Lehrgang (T4) nach Berlin kommandiert und wird am
14.10.1930, unter Beibehaltung seines Posten als Stabschef der 5.
Division, zum Kommandanten in Baden ernannt. Die
Landeskommandanten der Reichswehr besaßen keine besondere
Befehlsgewalt, die über ihren jeweiligen Truppenbereich
hinausging, sondern hatten eher diplomatische Befugnisse, indem
sie dafür zu sorgen hatten, daß im Rahmen der Reichswehr die
landsmannschaftliche Eigenart und die wirtschaftlichen Bedürfnisse
der betreffenden Länder berücksichtigt wurden. Bereits am
1.11.1930 übernimmt er, unter Beibehaltung seines Postens als
Landeskommandant in Baden, mit Wirkung vom 01.12.1930 das Kommando
über das 14. (Badische) Infanterie-Regiments in Konstanz. Dort
erhielt Blaskowitz am 01.10.1932 seine Beförderung zum
Generalmajor ‑ gehörte also schon vor Hitlers Berufung zum
Reichskanzler (30.01.1933) zur Generalität.
Mit Wirkung zum 01.02.1933 wird er zum Inspekteur der
Waffenschulen im Reichswehr-Ministerium ernannt, wo er noch im
gleichen Jahr zum Generalleutnant aufstieg, damit hatte er einen
Rang erreicht, der dem eines Befehlshabers von Großverbänden
entsprach. Danach am 31.01.1933 von der Stellung als
Landeskommandant in Baden enthoben, löste er dann im Zuge des
Ausbaus des 100.000‑Mann‑Heeres zur Wehrmacht am 01.04.1935 den
General der Infanterie von Bock, den späteren
Generalfeldmarschall, der das neugebildete Heeresgruppenkommando 3
in Dresden übernahm, als Kommandeur der 2.Division und
Befehlshaber im Wehrkreis II (Stettin/Pommern) ab.
Bei der Errichtung von Armeekorps (AK) wurde aus dem bisherigen
Wehrkreisbefehlshaber Blaskowitz am 21.06.1935 der Kommandierende
General des II. AK.
Nach einem Erholungsurlaub in Bad Polzin, währenddessen er von
Generalmajor Strecker, bzw. Generalleutnant Gercke vertreten
wurde, ist er ab dem 15.10.1935 wieder Kommandierender General des
II. Armee-Korps, unternimmt dann vom 13.07. bis zum 28.07.1936
einen Urlaub in Südbayern, wobei er durch Generalleutnant Ulex
vertreten wird. Dem schließt sich vom 22.01. bis zum 23.01.1937
die Teilnahme an der Trauerfeier seines Neffen Hauptmann Arnold,
der beim Artillerie-Regiment 74 ums Leben kam. Während eines
weiteren Erholungsurlaubes vom 02.08. bis zum 27.08.1937 von
Generalmajor Falkenhorst vertreten, nimmt er mit Wirkung vom 19.
bis 22.09.1938 an den Manövern der Kgl. Schwedischen Armee teil.
Im Jahre des großen Generalschubes von 1938, den Hitler - nunmehr
als oberster Befehlshaber der Wehrmacht - anordnete, trat
Blaskowitz abermals an die Stelle von Bocks, der als Generaloberst
den Oberbefehl über die Gruppe 1 (Berlin) übernahm, während
Blaskowitz Oberbefehlshaber der Heeresgruppe 3 in Dresden wurde.
Im Oktober 1938 war er als Truppenführer am Einmarsch ins
Sudetenland und im Frühjahr 1939 an der Eroberung der
Tschechoslowakei beteiligt. Bei der Mobilmachung zum II. Weltkrieg
gegen Polen wurde General Blaskowitz im Rahmen der von dem
reaktivierten Generalobersten von Rundstedt geführten Heeresgruppe
Süd mit der Führung der 8. Armee betraut, die am 01.09.1939 aus
dem schlesischen Raum heraus mit möglichster Beschleunigung in
Richtung Lodz vorzugehen hatte. Sie konnte dabei in der"
Schlacht an der Bzura" (7. bis 19. 9. 1939) die größte Krise
des Polenfeldzuges gegen den unerwartet starken und hartnäckigen
Widerstand polnischer Truppen siegreich beenden. Die Truppen der
Armee Blaskowitz, zu denen das X. und das XIII. Armeekorps, die "Leibstandarte
SS Adolf Hitler" sowie die Grenzschutzabschnittskommandos 13
(Glogau) und 14 (Breslau) gehörten, hatten besonderen Anteil an
der Vernichtungsschlacht im Weichselbogen und der Einnahme
Warschaus. Hier wurde Blaskowitz von Hitler beauftragt, nach
viertägigem schwerstem Bombardement zu Lande und aus der Luft die
Verhandlungen mit dem Gegner wegen der Übergabe der Festung
Warschaus zu führen, wobei ein polnischer General namens Juliusz
Rommel sein Verhandlungspartner war. Der Oberbefehlshaber der 8.
Armee wurde nach Beendigung der Kämpfe zum Generaloberst befördert
und als einer der ersten deutschen Soldaten am 30.09.1939 mit dem
neugestifteten Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet,
nachdem er bereits am 27.09.1939 im Wehrmachtsbericht genannt
wurde.
Der inzwischen 56jährige Generaloberst Blaskowitz blieb auch nach
dem Feldzug zunächst in Polen nachdem die 8. Armee zunächst in 2.
Armee umbenannt wurde. Dann mit Wirkung vom 23.10.1939 zum "Oberbefehlshaber
Ost" ernannt und gleichzeitig Befehlshaber des Grenzabschnitts
Mitte, war er nicht gesonnen, sich dabei von irgendwelchen SS- und
Polizeidienststellen in seine Aufgaben hineinreden zu lassen und
fühlte sich wie SS-Führer Gottlob Berger berichtete "durchaus
als Herr der Lage", als "der Mann, der in Wirklichkeit
befiehlt". So zögerte er zum Beispiel nicht, SS-Leute, die
sich Grausamkeiten und Plünderungen gegen die polnische und
jüdische Bevölkerung zuschulden kommen ließen, zum Tode zu
verurteilen und Material gegen die SS-Kommandos zu sammeln, dieses
in einer Denkschrift zu verarbeiten und über den Oberbefehlshaber
des Heeres an Hitler zu senden, eine weitere Denkschrift folgte im
Februar 1940, worin es u.a. hieß:
"Die Einstellung der Truppe zur SS
und Polizei schwankt zwischen Abscheu und Hass. Jeder Soldat
fühlt sich angewidert und abgestoßen durch diese Verbrechen,
die in Polen von Angehörigen des Reiches und Vertretern der
Staatsgewalt begangen werden."
Eine solche offene Sprache behagte natürlich
den Machthabern nicht, deshalb wurde Blaskowitz nach einer
Intervention des Generalgouverneurs Frank (später in Nürnberg
hingerichtet) von Hitler, der die von Blaskowitz bestätigten
Todesurteile gegen SS-Leute aufheben ließ, abgelöst und nach dem
Westen versetzt, wo er am 14.05.1940 den Oberbefehl über die 9.
Armee übernahm.
Nach Versetzung in die Führer-Reserve mit Wirkung vom 30.05.1940,
wird er mit Wirkung vom 09.06.1940 zum Militärbefehlshaber
Nordfrankreich ernannt, wo er am 11.06.1940 in Lille eintrifft, um
dann bereits am 26.06.1940 wieder in Reserve versetzt zu werden.
Blaskowitz wird dann mit Wirkung vom 25.10.1940 mit dem Oberbefehl
über die 1. Armee in Frankreich betraut und ist mit Wirkung vom
04.02.1942 bis zum 08.03.1942, für die Dauer der Erkrankung des
Generalfeldmarschalls von Witzleben, Vertreter des
Oberbefehlshabers der Heeresgruppe D.
Am 27.04.1942 in Personalunion mit dem Kommando zbV. des XXXXV.
Armee-Korps betraut und am 25.01.1944 mit der neuen
Erkennungsmarke -3751- Stm.Kp.Gren.Ers.Btl. 107 ausgestattet, wird
Blaskowitz mit Wirkung vom 10.05.1944 mit der stellvertretenden
Führung der neugebildeten Armeegruppe G in Südfrankreich betraut,
die am 11.09.1944 in Heeresgruppe G umbenannt wurde.
Mit Wirkung vom 21.09.1944 zur Verfügung des Führers in die
Reserve versetzt, da man mit den Rückzugsoperationen der
Heeresgruppe nicht einverstanden war. Die Heeresgruppe G -
bestehend aus der 1. Armee (zwischen der Loire und den Pyrenäen)
und der 19. Armee (zwischen Port Bou und Mentone), für deren
tatkräftige Führung Blaskowitz am 28.10.1944 mit dem 640.
Eichenlaub ausgezeichnet wurde, das er am 29.10.1944 aus den
Händen Hitlers entgegennahm. Er hatte dabei hatte die schwierige
Aufgabe, seine Divisionen kämpfend von den im Süden Frankreichs
gelandeten Invasionstruppen und den immer aktiver werdenden
Verbänden der französischen "Resistance" zu lösen und den
Anschluss an die in Nordfrankreich durch die dortigen
Invasionskämpfe schwer angeschlagenen Hauptkräfte der deutschen
Front im Westen zu finden.
Am 24.12.1944 wieder Ob der Heeresgruppe G, wird er schließlich
nach Holland abkommandiert, wo er die aus der 1.
Fallschirmjägerarmee und aus der schwachen 25. Armee bestehende
Heeresgruppe H zu übernehmen hatte, aber auch hier waren keine
Lorbeeren mehr zu ernten, wenn auch Blaskowitz für die Führung der
Kämpfe in der vom Reich abgeschnittenen "Festung Holland"
am 25.01.1945 noch die Schwerter zum Ritterkreuz verliehen wurden.
Am 21.03.1945 OB der 25. Armee und ab dem 07.04.1945
Oberbefehlshaber der Niederlande musste er sich am 05.05.1945
aufgrund der Kapitulation der deutschen Truppen im Raum Nordwest
in Wageningen (Holland) dem Gegner ergebe. Seine
Verhandlungspartner waren diesmal der kanadische General Foulkes
und der deutschstämmige Prinz Bernhard der Niederlande als
Oberkommandierender der niederländischen Armee. Blaskowitz bleibt
zunächst Befehlshaber der deutschen Truppen zwischen Westgrenze
der Niederlande und der Weser, wobei er dann am 06.06.1945
verhaftet und in das Lager Dachau gebracht wird. Ab 1947 arbeitet
er im Lager Allendorf bei Marburg für die US-Historical Division,
bis er im Herbst 1947 vom Lager Neustadt bei Marburg nach Nürnberg
überstellt wird, wo er wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit
angeklagt werden sollte - ausgerechnet er, der Pfarrerssohn, der
sich schon in Polen für die Menschlichkeit eingesetzt hatte und
dafür gemaßregelt worden war. Damit konnte er nicht fertig werden,
ebenso wie General der Gebirgstruppen Franz Böhme, der letzte Chef
des österreichischen Generalstabes und bei Kriegsende
Oberbefehlshaber der Norwegen-Armee ein Jahr zuvor, setzte
Johannes Blaskowitz am 5. Februar 1948 - 65jährig - seinem Leben
selbst ein Ende, indem er sich im Lichtschacht des Nürnberger
Gerichtsgefängnisses zu Tode stürzte. Kurz nach seinem Tode kam
das Gerücht auf, das er durch SS-Angehörige ermordet worden sei,
was jedoch nicht weiter bearbeitet wurde.