Carl Friedrich Stangen, (* 5. Mai 1833 in Bad Ziegenhals, Landkreis Neisse; † 21. November 1911 in Berlin) war ein deutscher Unternehmer, Weltreisender und Schriftsteller. Er gründete Carl Stangens Reisebüro, das erste international tätige Reisebüros Deutschlands, was ihm die Bezeichnung als deutscher Thomas Cook einbrachte.

Carl Stangen wurde im Jahr 1833 in der oberschlesischen Stadt Bad Ziegenhals als Sohn des Offiziers Ernst Friedrich Stangen geboren. Im Alter von zehn Jahren wurde er von seinem Vater zur Militärerziehungsanstalt in Annaburg geschickt. Dort war er Zögling von 1843 bis 1848. Nachdem er aus medizinischen Gründen für untauglich eingestuft wurde, kehrte er nach Schlesien zurück und begann eine berufliche Laufbahn im Postwesen. Stangen verwaltete das Postamt in Tannhausen bei Bad Charlottenbrunn. In seiner Freizeit schrieb er Novellen und Gedichte für Zeitungen und Zeitschriften.

Sein Bruder Louis Stangen (* 1828 in Ottmachau, † 1876 in Bad Charlottenbrunn) begann 1863 mit Firmensitz im schlesischen Breslau Sonder- und Gesellschaftsreisen zu veranstalten. Er bat seinen Bruder Carl um die Teilnahme an der Firma. 1863 und 1864 brachten beide Reiseführer und Zeitungen heraus. 1867 veranlasste Louis Carl nach Berlin zu ziehen. 1868 eröffnete Carl Stangen dort zunächst mit seinem Bruder ein Reisebüro. Im November 1868 machte er sich selbstständig und eröffnete Carl Stangens Reisebüro (zeitgenössisch Carl Stangen's Reise-Bureau). Es befand sich zunächst in der Mohrenstraße 10, später erbaute man sich im orientalischen Stil ein Gebäude in der Friedrichstraße 72. Das vom Architekten Gustav Gause entworfene Gebäude wurde „Arabisches Haus“ genannt. Zwischen 1868 und 1899 führte Stangens Reisebüro 686 Reisen durch.. Unter anderem wurde 1873 eine Reise Ägypten angeboten und 1878 eine Weltreise. Während der Weltausstellung in Chicago 1893 gründete sich eine Gruppe, die sich Stangens Party nannte und quer durch den nordamerikanischen Kontinent reiste. Er gründete und betrieb die Reiseführer und Zeitschriften „Der Tourist“ (1884) und „Stangens illustrierte Reise- und Verkehrszeitung“ (1894).

Anfang 1905 verkaufte Carl Stangen sein Reisebüro an die Hapag, als der Vorstand der Hapag nach dem großen Erfolg ihrer Kreuzfahrten sich auch verstärkt im Tourismus engagieren wollte. Die Hapag, die vorher auch selbst ein Reisebüro Unter den Linden betrieben hatte, firmierte das Unternehmen in „Reisebüro der Hamburg-Amerika Linie“ um. Durch diese Fusion der beiden Reisebüros rückte die Hapag unter die größten Tourismusanbieter auf, das Berliner Büro befand sich in der Straße Unter den Linden. Stangens Söhne Ernst und Louis führten das Reisebüro unter ihrer Direktion fort. Das Unternehmen existiert noch heute als Hapag-Lloyd Reisebüro.

Carl Stangen verstarb am 21. November 1911 in Berlin-Lichterfelde, wo er seit 1901 wohnte. Er wurde auf dem dortigen Parkfriedhof beigesetzt. Sein Grabstein hat sich nicht erhalten.

Stangens Sohn Ernst betrieb neben seiner Tätigkeit für das väterliche Reisebüro ein „Orient-Waren-Lager“ für den Import und Verkauf von „Kunst- und Industriegegenständen aus dem Auslande“. Er ließ 1899 die Villa Stangen in der Drakestraße 51 in Lichterfelde erbauen.