Martin Thust (* 13. Januar 1892 in Breslau; † 11. Dezember 1969 in Nagold) war ein deutscher Pfarrer, Mathematiker, Philosoph und Theologe.

Martin Thust war von 1947 bis 1960 Pfarrer in Holzgerlingen. Er kam aus einer reichen Fabrikantenfamilie, die ihm drei komplette Studiengänge finanzierte: Mathematik in Göttingen, Philosophie in Freiburg und Theologie in Tübingen und Breslau.[1]

Von 1924 bis 1931 schrieb er ein ausführliches Buch über Søren Kierkegaard, das 1931 veröffentlicht wurde. In Breslau promovierte er 1930 und habilitierte er sich dort 1933 zum Professor für Systematische Theologie. Er sollte im Sommersemester 1933 den Lehrstuhl für Systemische Theologie übernehmen. Doch weil er der Bekennenden Kirche angehörte und nicht den die Nationalsozialisten unterstützenden Deutschen Christen, wurde er aus politischen Gründen suspendiert und strafversetzt.

Später übernahm er verschiedene pfarramtliche Dienste. Von 1935 bis 1946 war er Pfarrer der Gemeinde Langenau im schlesischen Kreis Löwenberg. Von dort wurde er durch die polnische Besatzungsmacht vertrieben und in einem Umsiedlerlager untergebracht. Danach arbeitete er kurze Zeit als Pfarrer in einem Leipziger Gemeindebezirk. Nach dem Krieg floh er wie unzählige andere Deutsche in den Westen.[1]

An eine Karriere an der theologischen Fakultät in Tübingen war nicht zu denken, da er der Herrnhuter Brüdergemeine angehörte, die in Tübingen nicht gelitten war.[1] Er bewarb sich als Pfarrer bei der württembergischen Landeskirche und kam nach vielem bürokratischen Hickhack 1947 nach Holzgerlingen.

Am 1. Juli 1947 trat Pfarrer Dr. Martin Thust seine Holzgerlinger Pfarrstelle an. Er blieb dort bis zum Eintritt in den Ruhestand im Sommer 1960. Da der Übergang an seinen Nachfolger nicht nahtlos möglich war, verwaltete er die Pfarrstelle weiter, bis Pfarrer Theodor Kühnle mit seiner Familie eintraf. Im September 1960 zog er nach Nagold, wo er seinen Ruhestand verlebte. Er starb am 11. Dezember 1969 und wurde auf dem Tübinger Bergfriedhof beigesetzt.

Pfarrer Thust galt als ein begnadeter Seelsorger und brillanter Prediger. Für den Umgang mit der Jugend war er hingegen nicht so begabt.[1] Wenige wussten um seine umfassende Bildung und seine akademische Lehrbefugnis. Viele empfanden seine Predigten damals als „zu hoch“. Mitunter sollen sich seine Predigten über die Zuhörer hinweg zu theologischen Abhandlungen ausgeweitet haben. Auf der anderen Seite gelang ihm aber auch, mit einfachen Gesten verständlich zu vermitteln, worum es ihm ging. Dass er seine Predigten meist auf stundenlangen samstäglichen Spaziergängen erarbeitete und sie dann am Sonntag auf der Kanzel aus dem Kopf vortrug, daran wird auch künftig erinnert werden. Der Gemeinderat hat nämlich beschlossen, den Verbindungsweg von der Turmstraße ins Neubaugebiet Hülben Pfarrer-Martin-Thust-Weg zu nennen.