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Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

         Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

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                                                              zum  Buchstaben  G           zu   Historiker.  

Gottschalk Josef    

 *  7.3.1904 in Militsch.

† 1994

    Historiker.

   
 

Joseph Gottschalk wurde als ältestes von neun Kindern eines Lehrers und Kantors geboren. Beide Eltern stammten aus der Grafschaft Glatz.

 Ab Ostern 1915 besuchte er das katholische St. Matthias-Gymnasium in Breslau, wohnte im Fürstbischöflichen Knabenkonvikt und legte dann 1923 das Abitur ab. Es folgten das Studium der Philosophie,

 Geschichte und Theologie in Breslau und ein Semester in Wien, die von Adolf Kardinal Bertram, dem Fürstbischof von Breslau, am 29. Januar 1928 erteilte Priesterweihe und Tätigkeiten als stellvertretender Religionslehrer in Hindenburg (Oberschlesien) und als Kaplan in Breslau. Bereits auf dem Gymnasium zeigte sich deutlich Gottschalks Interesse an der Geschichte der Heimatprovinz. So wurde er als Primaner im Jahre 1922 Mitglied des „Vereins für Geschichte Schlesiens“ und veröffentlichte seinen ersten Aufsatz, dem in den nächsten Jahren viele Publikationen, primär über Stadt und Kreis Militsch, folgten. Im Februar 1930 erwarb er aufgrund seiner Beiträge zur Rechts-, Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte des Kreises Militsch bis zum Jahre 1648 und der mündlichen Prüfung in Geschichte, Kunstgeschichte und Vorgeschichte den Dr. phil.

Von 1930 bis Ostern 1934 wirkte Gottschalk - von einem halben Jahr Seminarausbildung in Gleiwitz unterbrochen - als Religionslehrer an den Lehranstalten der Armen Schulschwestern in Oppeln. Er legte die wissenschaftliche Prüfung für das Höhere Lehramt (Kath. Religion, Geschichte, Kunstgesch.) und die Pädagogische Prüfung ab, wurde 1932 Studienassessor und unterrichtete von 1934 bis 1935 am Breslauer König Wilhelms-Gymnasium, verließ dann aber den Schuldienst, weil er - weder der NSDAP noch einer der ihr nahestehenden Organisationen angehörend - keine Aussicht auf eine Anstellung als Studienrat besaß. Als Pfarrer arbeitete er nun in der Gemeindeseelsorge: von 1935 bis 1943 in Wirrwitz (Konradserbe), Kreis Breslau, und danach in Kapsdorf, Kreis Trebnitz, einer kleinen Pfarrei, nur 12 Kilometer von der Hauptstadt Schlesiens mit ihren Archiven und Bibliotheken entfernt, wodurch ihm seine wissenschaftliche Betätigung erleichtert wurde.

Schon damals konnte der noch nicht Vierzigjährige auf eine stattliche wissenschaftliche Erfolgsbilanz zurückblicken, lagen doch etwa 70 Veröffentlichungen aus seiner Feder vor, unter anderem im Deutschen Städtebuch, in der Monatsschrift Der Oberschlesier und in der Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens erschienen, vor allem jedoch in den ersten sechs Bänden des Archivs für schlesische Kirchengeschichte, dessen Schriftleitung Gottschalk seit der Begründung des Jahrbuches (1936) angehörte.

In der Karwoche des Jahres 1946 mußte Gottschalk seine Pfarrei Kapsdorf mit leichtem Gepäck verlassen. In der Folgezeit wirkte er als Studentenseelsorger und nebenamtlicher Dozent für katholische Religion an der Pädagogischen Hochschule in Braunschweig und ab 1947 - 1950 zum Studienrat ernannt - an der St. Winfriedschule in Fulda. Auf das 1959 von zuständiger Seite an ihn ergangene Angebot, sich um die Professur für Pastoraltheologie an einer Hochschule zu bewerben, ging er nicht ein, weil die Übernahme dieses Aufgabengebietes einen weitgehenden Verzicht auf die ihm so sehr ans Herz gewachsene Erforschung der schlesischen Geschichte und Kirchengeschichte mit sich gebracht hätte.

Sein Wirken als Historiker war vielfältiger Art. Es gelang ihm, Fuldaer Gymnasiasten zur Betätigung im „Bauorden“ anzuregen, und er begleitete die erste Gruppe im Jahre 1956 nach Nordfrankreich. Historisches Wissen und pädagogische Erfahrung verbanden sich in seiner für höhere Schulen bestimmten Kirchengeschichte, die 1953 erstmals und 1968 in 7. Auflage erschien. Auch am Lexikon für Theologie und Kirche arbeitete er mit.

Aufgrund einer Krankheit ließ Gottschalk sich 1962 vorzeitig pensionieren. Der beruflichen Pflichten ledig, wandte er sich nun „hauptamtlich“ seinen Forschungen zu und übernahm 1968 die - Herausgabe des Archivs für schlesische Kirchengeschichte, das unter seiner zehnjährigen Leitung trefflich gedieh, auch dank der Gewinnung und Förderung jüngerer Autoren und der Betonung des 19. und 20. Jahrhunderts. Ein Verzeichnis seiner Publikationen aus dem Jahre 1978 enthält - ohne Einzelrezensionen zu berücksichtigen - insgesamt 245 Titel. Hervorhebung verdienen besonders {seine Forschungen über die heilige Hedwig, kulminierend in dem Werk St. Hedwig, Herzogin von Schlesien (1964). Seit Jahrzehnten steht Gottschalk in der ersten Reihe der über Schlesien arbeitenden Geschichtsforscher. Er ist Mitglied der Hinsehen Kommission für Schlesien und des Kuratoriums der Stiftung Kulturwerk  Schlesien. Die Universität zu Freiburg (Breisgau) verlieh ihm die Würde eines Ehrendoktors der katholischen Theologie (1974), seine Kirche erhob ihn zum Erzpriester und Monsignore, der Bundespräsident verlieh ihm das Große Bundesverdienstkreuz (1987).

Weitere Werke: Die Pfarrkirche zum hl. Kreuz in Oppeln, 1934. - Das Geschlecht Gottschalk aus Bad Landeck in Schlesien, 1942. - Die Missionierung des Ostens und der Schlesier St. Hyazinth, 1948. - Die Geschichte des Benediktinerklosters St. Ägidien und seines Münsters zu Braunschweig, 1948. - (Hrsg.:) Die große Legende der heiligen Frau Sankt Hedwig, 2 Bde., 1963. - (Hrsg.:) Schlesische Priesterbilder, Bd. 5, 1967. - Vgl.: Bibliographie Joseph Gottschalk. Zusammengestellt von Narzissa Stasiewski. In: Arch. f. schles. Kirchengesch. 36, 1978, S. 241-266.

Lit.: Bernhard Stasiewski: Zum 70. Geburtstag von Dr. Dr. h. c. Joseph Gottschalk. In: Schlesien 19, 1974, S. 54-56. - Joachim Köhler: Zum 80. Geburtstag von Monsignore Dr. Dr. Joseph Gottschalk. In: Arch. f. schles. Kirchengesch. 42, 1984, S. 247-249.

Hans-Ludwig Abmeier

Quelle; " Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen "