schl22

Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

      Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

  Pers. alphabetisch                                         A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W Y Z
      
   
                  Nobelpreisträger Physiker 
                  Architekten, Ingenieure  Photografen, Optiker
                  Ärzte, Mediziner  Politiker
                  Chemiker Sänger
                  Dichter Schauspieler, Kabarettisten
                  Journalisten, Moderatoren Schriftsteller 
                  Historiker, Philosophen Sportler
                  Komponisten, Musiker, Dirigenten  Theaterkritiker
                  Maler, Grafiker  Theologen, Geistliche
                  Mathematiker  Industrielle, Unternehmer 
                  Militärs  Widerstandskämpfer 
                  Monarchen, Fürsten   Wissenschaftler,Forscher,Botaniker
                   
        

                                               zum  Buchstaben  H           zu   Maler.                 
                                                                                    

Ondrusch  Paul

* 04.06.1875 in Leobschütz,

 † 29.09.1952 in Untermühlhausen.

Bildhauer.

   
 

Ondrusch  Paul,  * 04.06.1875 in Leobschütz,  † 29.09.1952 in Untermühlhausen (heute Ortsteil von Penzing/ Bayern). Akademischer Bildhauer.

Paul Ondrusch wurde als drittes Kind des Leobschützer Kunsttischlermeisters Paul Alois Anton Ondrusch und dessen Ehefrau Anna Agnes Maria Granel  geboren und im römisch-katholischen Glauben erzogen. Sein vollständiger Taufname lautete Paul Friedrich Carl.  Einige Quellen bezeichnen irrtümlich einen Carl Ondrusch als Vater (verm. ein Onkel, Gymnasiallehrer.)

Im Jahre 1902 heiratete er seine erste Ehefrau, Martha Olbrich. Nach dem Tod seiner Frau, im Jahre 1923, ging er dann nochmals 1925 eine zweite Ehe mit Emma Werdecker ein.

Sein Vater besaß eine eigene Kunsttischlerei und Holzbildhauerwerkstatt in  Leobschütz, die der Sohn einmal übernehmen sollte, denn schon früh wurden dessen künstlerische Veranlagungen beim Schnitzen von Holz entdeckt. Nach dem Schulbesuch schickte man ihn zur Entwicklung seiner Talente und zur Ausbildung als Holzschnitzer auf die entsprechende Fachschule für Bau- und Möbeltischler in Würbenthal (Adlergebirge/Österreichisch Schlesien). Diese Einrichtung konnte er wegen seiner außergewöhnlichen Begabung bereits wieder nach einem Jahr verlassen. Durch finanzielle Förderung des angesehenen Adligen Hans Georg von Oppersdorff aus Oberglogau wurde dem Neunzehnjährigen von 1894 bis 1901 ein Studium an der Akademie der bildenden Künste in München ermöglicht. Ondrusch wurde Schüler in der Fachrichtung Bildhauerei bei den Professoren Syrius Eberle und Balthasar Schmitt. Eine bemerkenswerte Studienarbeit, die Skulptur des Judas Ischariot wurde mit dem ersten Preis der Akademie, der Großen Silbernen Medaille ausgezeichnet.

Nach Abschluss des Studiums hätte man ihn gern an der Kunstakademie in München behalten und bot ihm eine Professur an. Er schlug jedoch alle Angebote aus und kehrte als bodenständiger und sehr gläubiger Katholik in die väterliche Werkstatt nach Leobschütz zurück. Bald wurde er hier zu einem bekannten und gefragten Künstler mit entsprechender Ausstrahlung.

Im 1. Weltkrieg war Ondrusch Soldat. Aufgrund von Flucht und Vertreibung  der deutschen Bevölkerung musste Ondrusch 1945 Leobschütz verlassen und gelangte nach Untermühlhausen, einem Dorf in Bayern. Hier setzte er seine Arbeit unter den gegebenen Umständen fort. Bis zu seinem Tode fühlte er sich stets mit seiner alten Heimatstadt verbunden. Als ehemalige Leobschützer Bürger eine Gedenkstätte für verstorbene Landsleute im oberbayrischen Bergkirchen errichteten, unterstützte er diese Bemühungen durch die Schaffung eines Holzkreuzes mit Christuskopf und einer Gedenktafel (Leobschützer Heimatkreuz). Ondrusch starb im Alter von siebenundsiebzig Jahren.

Mit seinen lebensechten Darstellungen reiht sich Ondrusch in die Reihe der großen Bildhauer christlicher Kunst in unserer Epoche ein. Die eigene Religiosität war immer der Hauptquell, aus dem er alle Inspirationen schöpfte und in den Werken darstellte. Fast alles aus seiner Hand zeugt von tiefer Verbundenheit mit dem Glauben sowie mit Land und Leuten der Heimat. Vorrangige Intention seiner Kunst war die Vermittlung der christlichen Botschaft an die Menschen. Alle gravierenden politischen Veränderungen in unserem Land änderten nie etwas daran. Diese Geisteshaltung lebte er und sie prägte sein gesamtes künstlerisches Schaffen. Ein Betrachter fühlt sich von den lebensechten Darstellungen „auf Augenhöhe“, direkt und persönlich angesprochen. Die Christusfigur, die Mutter Maria, Heiligenfiguren und Szenen aus Bibeltexten waren zentrale Themen. Andere Werke, die einfache Menschen aus dem Volk darstellen, (z. B. die Holzskulpturen: Schlesischer Bergmann, Steinbrecher) fehlen in seinem Schaffen nicht.

Er arbeitete gemäß der Familientradition sehr viel mit Holz, konnte jedoch mit Stein und anderen Materialien in gleicher Weise künstlerisch gut umgehen. Neben seinen Skulpturen entstanden auch einige Plastiken. Die Ausgestaltung von Kirchen und die Errichtung von Andachtsstätten, Friedhofs- und Grabdenkmälern waren die bevorzugten Arbeitsfelder. An der Fassaden- und Innenarchitektur von Schulen und öffentlichen Gebäuden seiner Heimatstadt war er ebenfalls beteiligt. Zahlreiche Werke in Leobschütz und Umgebung sowie in weiteren Städten und Dörfern von Schlesien zeugen z. T. bis heute von seiner Kreativität. Bekannt ist die Teilnahme an regionalen Kunstausstellungen, (z.B. Gleiwitz, Hindenburg und Oppeln). Seine Kunst wurde damals jedoch weit über die Region hinaus wahrgenommen und beachtet.

Heutzutage werden in Polen der Künstler Ondrusch und die in Schlesien erhaltenen Kunstwerke wieder gewürdigt.

Auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland sind neben dem Leobschützer Heimatkreuz keine weiteren Werke im allgemein zugänglichen, kirchlichen oder öffentlichen Raum nachgewiesen. So ist er als Künstler und Person heute hier weitgehend vergessen. Eine Ausnahme bilden die Vertriebenen und deren Einrichtungen. Die Leobschützer Heimatstube in Eschershausen bemüht sich um eine entsprechende Erinnerungskultur und um Erfassung, Dokumentation und Erhalt seines künstlerischen Gesamterbes.

Auf dem deutschen und europäischen Kunstmarkt tauchen immer wieder Ondrusch-Skulpturen aus privaten Sammlungen auf.

Vieles von seinem Schaffen ist durch die Kriegsereignisse zerstört, gilt als vermisst oder ist an neue Standorte verbracht worden. Von einigen Werken existieren heute nur noch Fragmente oder es wurden die deutschen Inschriften entfernt. Manches mag auch noch unbekannt oder ungenau dokumentiert sein. So gibt es begründet den Verdacht, dass einige Werke, die heute gelegentlich ihm zuordnet werden, vom Vater erschaffen wurden, der ebenfalls mit Paul Ondrusch signierte, (ev. Altar Johanniskirche Gröbnik – mit dem Entstehungsjahr 1889 – hier ist vermutlich der Vater der Autor). Zur Vermeidung von Verwechselungen findet man deshalb z. T. in der Literatur auch die Zusatzbezeichnungen Paul Ondrusch, Junior, bzw. der Jüngere (z. B.: Jahresmappe der Deutschen Gesellschaft für Christliche Kunst 1912/1913, S. 64, München.)

Werke (in Auswahl):
- Judas Ischariot. (Mit der Großen Silbermedaille der Akademie der bildenden Künste in München ausgezeichnete, lebensgroße Skulptur.).
- Kreuzwegstationen in Georgenberg / (seit 1922 poln: Miasteczko Śląskie), Holzschnitzarbeiten.
- Ausstattung der Schrotholzkirche Mariä Himmelfahrt in Georgenberg . (Mehrere Skulpturen, die Predella sowie weitere Teile der Inneneinrichtung.).
- Hochaltar in der Dorfkirche Sauerwitz.
- Gekreuzigter Christus, Skulptur für Leobschützer Pfarrkirche, 1890, Holz (Im Alter von 15 Jahren angefertigt.).
- Kreuzabnahme, Skulpturengruppe, Heilige-Dreifaltigkeitskirche Leobschütz. – Johannes der Täufer, 1924, Skulptur auf dem alten Friedhof in Leobschütz.
- Skulptur für Generalfeldmarschall Remus von Woyrsch. Am Kriegsende zerstörte Holzskulptur im Leobschützer Rathaus. (Ungewöhnliche Darstellung des v. Woyrsch als Ritter mit Helm und Kettenhemd, gestützt auf ein in die Erde gerammtes Schwert.).
- Reliefs mit der Darstellung heimatlicher Gewerke für eine Schule in Leobschütz.
- Familiengrabanlage der Familie von Oppersdorff in Oberglogau. Ein Teil – die erhaltene, lebensgroße Christusfigur aus Sandstein – steht jetzt auf einer Wehrmauer in der Altstadt von Oberglogau.
- Familiengrabanlage für Eltern, Bruder und Schwägerin des Bischofs Nathan in Branitz, 2011 renoviert.
- Christus der göttliche Kinderfreund. Denkmal auf dem Lindenfriedhof Gleiwitz für 76 Kinder, die 1919 bei einem Theaterbrand ums Leben kamen. Die deutsche Aufschrift „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ wurde nach 1945 entfernt.
- Beweinung am Kreuz, Skulpturengruppe, Zentralfriedhof Gleiwitz. Kreuzigungsgruppe, 1928, Kunstausstellung Hindenburg.
- Christusfigur, Holzschnitzarbeit, bis 1945 im Museum Gleiwitz.

Lit.: Jacek Schmidt: Paul Ondrusch. Kalendarz Głubczycki 1997, S. 70-74, Rada Miejska w Głubczycach, (red. Wiesław Janicki et al.), Głubczyce 1996, ISSN 1231-4803 (pl). – Katarzyna Maler: Dzieła Paula Ondruscha zachowane na ziemi Głubczyckiej. Kalendarz   Głubczycki 1997, S. 75-79, Rada Miejska w Głubczycach, (red. Wiesław Janicki et al.), Głubczyce 1996, ISSN 1231-4803 (pl). – Hedda Hawlitzek: P. Ondrusch, der schlesische Herrgottsschnitzer. In: Der Schlesier – Breslauer Nachrichten 1953, 24. S. 6. Quellen für Einzelnachweise siehe  Wikipedia (deutsch): Paul Ondrusch.

Bild: Jacek Schmidt: Paul Ondrusch. Kalendarz Głubczycki 1997, S.70-74, ISSN 1231-4803 (pl.)

Helmut Steinhoff

   
 

Quelle; " Wikipedia,2011 "