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Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

         Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

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Smaczny  Johannes    

*  21.02.1902 in Myslowitz,
†    18.01.1968 in Rühlermoor.

Römisch-katholisch, Priester der Erzdiözese Breslau.

Diözesanpräses des St.- Hedwigs- Werkes Osnabrück, Pfarrer, Päpstlicher Geheimkämmerer (Monsignore)

   
 

Smaczny, Johannes

geboren am 21. Februar 1902 in Myslowitz/Oberschlesien, gestorben am 18. Januar 1968 in Rühlermoor, römisch-katholisch, Priester der Erzdiözese Breslau, Diözesanpräses des St.-Hedwigs-Werkes Osnabrück, Pfarrer, Päpstlicher Geheimkämmerer (Monsignore)

Als eines von vier Kindern des Volksschulrektors Paul Smaczny (1870-1927) und seiner Gattin Marie, geborene Tschauner (1876-1946), wuchs Johannes Smaczny in Beuthen/Oberschlesien auf und absolvierte dort das humanistische Hindenburg-Gymnasium. Von der katholischen Jugendbewegung "Quickborn" geprägt, deren erster Gruppenführer am Beuthener Gymnasium er 1919 war, begann Smaczny nach dem Abitur 1921 das Studium der Theologie und Philosophie in Breslau.

Mit dem Besuch des Priesterseminars in der schlesischen Metropole schloß er seine Ausbildung ab und empfing am 14. Februar 1926 im Dom zu Breslau die Priesterweihe durch Fürstbischof Adolf Kardinal Bertram (1859-1945). Die Primiz feierte er in der St.-Marien-Kirche zu Beuthen. Nach einer kurzen Vertretung am Hindenburg-Gymnasium in seiner Heimatstadt erhielt Smaczny im Oktober 1926 seine erste Stelle als Kaplan an der Pfarrkirche St. Franziskus in Hindenburg-Zaborze. In gleicher Eigenschaft wechselte der junge Geistliche im Mai 1928 an die Heilig-Kreuz-Kirche in Oppeln, bevor ihm im März 1929 die Aufgabe eines Kuratus an St. Johannes in der niederschlesischen Bezirkshauptstadt Liegnitz übertragen wurde. Hier gründete Smaczny die Schrebergartenkolonie "Johannesberg", widmete sich in besonderer Weise der Suchtbekämpfung und errichtete eine Gaststätte ohne Alkohol (GoA). Mit der Bestellung zum Diözesandirektor des Kreuzbundes, des katholischen Suchthilfeverbandes, dehnte er seine Aktivitäten auf die gesamte Erzdiözese aus. Das Breslauer Generalvikariat behielt Smaczny weiterhin in Liegnitz, wo es dem oberschlesischen Priester, der im Oktober 1932 sein Pfarrexamen abgelegt hatte, im Juli 1936 die Kuratiegemeinde Heilige Dreifaltigkeit übertrug. Kardinal Bertram berief Smaczny dort nach Erhebung zur Pfarrei drei Jahre später zum ersten Pfarrer. Über das Kriegsende 1945 hinaus blieb der Rektorensohn dieser Gemeinde treu, schützte Kirche und Pfarrhaus vor der Zerstörung durch Plünderer und bemühte sich, durch Vorsprache beim sowjetischen Kommandanten General Schukow erleichternde Lebensbedingungen für die deutsche Bevölkerung von Liegnitz zu erreichen. Verdienste erwarb er sich in diesen Monaten durch den Aufbau eines Notkrankenhauses, des Marthaheimes.

Nachdem Johannes Smaczny am 30. Juni 1946 mit einem Teil seiner Gemeinde aus Schlesien vertrieben worden war, gelangte er Mitte Juli nach langer Reise quer durch Deutschland gemeinsam mit 100 Liegnitzern nach Werl in Westfalen. In diesem Marienwallfahrtsort initiierte er am 12. September 1946 zusammen mit dem Breslauer Diözesanpriester Wilhelm Trennert (1909-1972), der im benachbarten Lippstadt die "Katholische Osthilfe" als caritative Organisation für heimatvertriebene Priester und Gläubige ins Leben gerufen hatte, eine Vertriebenenwallfahrt, an der sich 6.000 bis 7.000 Heimatlose aus dem deutschen Osten beteiligten. Obwohl Pfarrer Smaczny durch Kontakte mit der "Katholischen Zentralstelle für Suchtgefahren" auf Haus Hoheneck in Büren eine neue Tätigkeit als Kreuzbundpräses in Gelsenkirchen-Ueckendorf und Leiter des dortigen Johanneshauses erhalten hatte, wurde die Betreuung seiner heimatlosen Landsleute allmählich zum wesentlichen Bestandteil seines priesterlichen Wirkens.

Als im Oktober 1946 der Lehrer Maximilian Maria Schulz in Marienthal bei Wesel die "Deutsche Hedwig-Stiftung" gründete, gehörte Smaczny zu den Mitgliedern des Beirates, und im Frühjahr 1947 legte er in Zusammenarbeit mit Pfarrer Trennert die geistigen Grundlagen für ein St.-Hedwigs-Werk, das als gemeinsames kirchliches Kulturwerk alle katholischen Ostvertriebenen vereinen sollte. Allerdings wurde diese Organisation nur in den Diözesen Paderborn und Osnabrück errichtet.

Für letzteres Bistum erhielt Smaczny ab dem 1. Januar 1948 von Bischof à Dr. Wilhelm Berning (1877-1955) den Auftrag, seine Ideen auf Diözesanebene zu verwirklichen und lokale Hedwigskreise zu gründen, die sich der Pflege der heimatlichen Liturgie und des Brauchtums widmen sollten. Auf diese Weise sollte zum einen den Anliegen der Heimatvertriebenen Rechnung getragen und diese zum anderen in die kirchlichen Strukturen des Bistums eingebunden werden, um einer Entfremdung vom Gemeindeleben vorzubeugen. Eine Johannes Smaczny zusätzlich übertragene Tätigkeit in der Fürsorgearbeit für Suchtkranke trat vor dem Hintergrund dieser großen Aufgabe bald zurück. Da er seine Aktivitäten von Meppen aus entwickelte, wo sich sein Bruder Erich als Buchhändler niedergelassen hatte, geriet er bald in Konkurrenz zu dem von Lingen aus wirkenden Kaplan à Hubertus Günther (1907-1994), der zuvor mit der Koordination der Vertriebenenseelsorge im Bistum beauftragt gewesen war. Doch konnte der Aufbauleiter des Hedwigs-Werkes, der von seiner besonderen priesterlichen Sendung zu den Heimatvertriebenen überzeugt war, in den folgenden Jahren immer stärker zum Motor und Organisator des katholischen Vertriebenenverbandes werden, der 1951 mit 88 Hedwigskreisen, in denen 15.000 bis 20.000 Menschen organisiert waren, seinen Höchststand erreichte. Deutlich läßt sich diese Entwicklung daran ablesen, daß Smaczny im Oktober 1953 den bisher nominell als Diözesanpräses fungierenden Glatzer Generalvikar à Dr. Franz Monse (1882-1962) ablöste.

Einen Großteil seiner Zeit widmete Smaczny vom Emsland aus dem Aufbau eines Presseapostolates der katholischen Ostvertriebenen. So legte er in einer 1948 publizierten Broschüre mit dem Titel "Was will das St.-Hedwigs-Werk - Ein Beitrag zur Frage der Ostnot" einen Leitfaden für die Vertriebenenseelsorge vor und formulierte explizit die Ziele des Hedwigs-Werkes. "Ohne das Recht auf die angestammte Heimat aufzugeben ..., gilt es neue Wurzeln zu fassen", lautete hier eine Kernaussage. Dieses programmatische Agieren fand über die nordwestdeutschen Diözesen hinaus Beachtung, aber auch Widerspruch. Zum Kernstück von Smacznys publizistischem Wirken wurde das Monatsblatt "Heimat und Glaube", das von der ersten Ausgabe im Mai 1949 an von ihm redigiert wurde und seit Januar 1951 als offizielles Verbandsorgan der St.-Hedwigs-Werke Osnabrück und Paderborn fungiert. Diese Zeitschrift hatte die Aufgabe, den Heimatvertriebenen Trost und Ermunterung in ihrem Schicksal zu vermitteln und ein Gemeinschaftsgefühl unter den ostdeutschen Katholiken herzustellen. Diesem Zweck dienten neben zahlreichen anderen Schriften, die Smaczny in der Diözesangeschäftsstelle des Hedwigs-Werkes am Domhof in Meppen zusammenstellte, auch Liederbücher, die er gemeinsam mit seinem Bruder Herbert herausgab, der als Chorregent und Musiklehrer im niederbayerischen Abensberg wirkte. Zu seinem Hauptanliegen machte der engagierte schlesische Priester dabei insbesondere die Pflege des Hedwigs-Gedenkens. Als Schutzfrau des christlichen Abendlandes sollte diese heilige Herzogin in möglichst vielen ostdeutschen Familien Verehrung erfahren. Daher kann es zugleich als Höhe- und Schlußpunkt seines Lebens angesehen werden, daß er 1967 das Jubiläumsjahr der 700-Jahrfeier der Heiligsprechung von Hedwig von Schlesien noch miterleben und mitgestalten konnte.

Eine wichtige Säule in der Betreuung der ostdeutschen Katholiken im Bistum Osnabrück wurde die am 14. September 1948 erstmals abgehaltene Diözesanwallfahrt des St.-Hedwigs-Werkes zur Schmerzhaften Mutter in Rulle bei Osnabrück, zu der in den Folgejahren zunächst im September und ab 1952 am Fest Christi Himmelfahrt regelmäßig zwischen 5.000 und 8.000 Gläubige zusammenkamen.

Smacznys organisatorisches Talent ließ die Bischöfe Berning und Dr. Helmut Hermann Wittler (1913-1987) sowie Weihbischof Johannes von Rudloff (1897-1978) mehrfach als Prediger nach Rulle holen und diese Gnadenstätte neben Werl, Telgte und Altötting zu einem der bedeutendsten Vertriebenenwallfahrtsorte in Westdeutschland werden. Hier konnten die Menschen von jenseits der Oder und Neiße ihre vertrauten Lieder singen und ihre Sorgen im stillen Gebet vortragen. Noch 1959 konstatierte der Osnabrücker Diözesanvertriebenenseelsorger daher: "Das Heimweh hält wieder Wallfahrt nach Rulle, zu Maria, der Trösterin der Betrübten". Ergänzung erhielten die jährlichen Diözesanwallfahrten durch Bezirkswallfahrten nach St. Annen bei Melle, Lage, Wietmarschen, Hamburg-Billstedt und Bordesholm.

Sowohl bei diesen religiösen Manifestationen als auch auf zahllosen Heimatnachmittagen einzelner Hedwigskreise betonte der Diözesanpräses immer wieder, daß Gewalt niemals Recht schaffen und allein der Wunsch nach Versöhnung mit Polen als Ziel der katholischen Heimatvertriebenen angesehen werden könne. Ein dezidiertes heimatpolitisches Engagement gehörte dabei zu seiner Intention von Vertriebenenseelsorge unabdingbar hinzu. So richtete er für den Nachmittag der Diözesanwallfahrt nach Rulle eine Heimatkundgebung ein, zu der er regelmäßig verschiedene CDU-Politiker einlud. Die von Smaczny formulierten zehn Leitsätze des St.-Hedwigs-Werkes von 1954 lassen die starke Affinität zu der Partei Konrad Adenauers durchaus erkennen, wenn dort nicht nur von der Mitarbeit am "Aufbau eines christlichen Deutschlands und eines christlichen Europas" die Rede ist, sondern zugleich "in Dankbarkeit die bisherigen Bemühungen der Staatsführung um eine Lösung der Flüchtlingsfrage" gewürdigt werden.

Nebenher widmete sich Diözesanpräses Smaczny zudem seinen ehemaligen Liegnitzer Pfarrangehörigen, führte sie in zweijährigem Rhythmus zu einem Heimatgottesdienst in Wuppertal zusammen und versandte einen eigenen "Seelsorgebrief", dessen Abonnentenzahl allerdings in den 60er Jahren so merklich zurückging, daß ein monatliches Erscheinen nicht mehr möglich war. Sein großes Engagement auf dem Sektor der Vertriebenenseelsorge wurde seitens des Heiligen Stuhls mit der Ernennung zum Päpstlichen Geheimkämmerer mit dem Titel Monsignore durch Urkunde vom 22. Dezember 1960 gewürdigt.

Unter dem Eindruck des verstärkten Priestermangels im Bistum Osnabrück übertrug ihm Bischof Wittler zum 1. November 1958 zusätzlich zu seinen Sonderseelsorgsaufgaben die Kapellengemeinde Rühlermoor/Gemeinde Rühle (Kreis Meppen). Dieser Ort war erst im 19. Jahrhundert im Zuge von Moorkultivierungen entstanden und besaß seit 1919 in der St.-Marien-Kapelle, einer ummauerten ehemaligen Lazarettbaracke, ein eigenes Kirchlein. Nachdem die 1930 gegründete Siedlung Rühlerfeld immer mehr zum Zentrum der Gemeinde geworden war, ließ Smaczny dort 1961/62 nach Plänen des Osnabrücker Architekten Josef Feldwisch-Drentrup ein neues Gotteshaus errichten. Während die am 20. Dezember 1962 von Bischof Dr. Helmut Hermann Wittler auf den Titel "Heilig Kreuz" konsekrierte Kirche zur Gemeindekirche wurde und am 1. April 1964 unter Auspfarrung von Meppen zu einer Kuratie erhoben wurde, erhielt die alte Kapelle den Rang einer Filialkirche. Im selben Jahr konnte durch das Bemühen des Pfarrers für "Heilig Kreuz" ein Kirchturm errichtet und ein Geläut aus vier Bronzeglocken angeschafft werden, dem 1966 zwei neue Glocken für die Dependance in Rühlermoor folgten. Für die in den beiden Siedlungen, die 860 Katholiken bei 190 Andersgläubigen (1968) zählten, neu seßhaft gewordenen Heimatvertriebenen rief Prälat Smaczny einen örtlichen Hedwigskreis ins Leben. Außerdem schuf er ein neues Pfarrhaus in Rühlerfeld und gestaltete das alte Pastorat zu einem Hedwigshaus mit Diözesangeschäftsstelle des Hedwigs-Werkes um.

Plötzlich und unerwartet erlag Prälat Johannes Smaczny einem Herzinfarkt und wurde am 23. Januar 1968 im Beisein einer nach Hunderten zählenden Schar von Angehörigen der Hedwigskreise aus dem ganzen Bistum Osnabrück auf dem Friedhof in Rühlerfeld beigesetzt. Die Exequien hielt der Osnabrücker Domdechant Johannes Bunte in Vertretung des Bischofs. Zuvor hatte der Sprecher der schlesischen Priester in der Bundesrepublik, Apostolischer Protonotar Oskar Golombek aus Köln, im Beisein von mehr als 70 Priestern und zahlreicher Banner des Hedwigs-Werkes in der Heilig-Kreuz-Kirche ein feierliches Requiem zelebriert. "Er hing mit ganzer Liebe an seiner ostdeutschen Heimat und war von ganzem Herzen im kirchlichen Leben der ostdeutschen Heimat verwurzelt", bescheinigte ihm Vertriebenenbischof Heinrich Maria Janssen (Hildesheim) in seinem Nachruf. Und der CDU-Bundestagsabgeordnete Ernst Kuntscher (Stade) lobte Smacznys "nimmermüdes Schaffen", das "von den edelsten Motiven für seine Schicksalsgenossen bestimmt" gewesen sei. Die Liegnitzer Bundesgruppe, deren Ehrenmitglied Msgr. Smaczny war, verlieh ihm postum die Goldene Ehrennadel.

 

Nachlaß

Ein Nachlaß befand sich zunächst in den Händen der Schwester Smacznys, Frau Edeltrud Harnoth, in Münster und ging nach deren Tod an seinen Bruder Herbert Smaczny in Abensberg/Niederbayern über. Seit 1997 befindet sich ein Teil im Archiv der Apostolischen Visitatur Breslau in Münster.

 

Quellen

AAV Breslau, Münster, Personalakte: Personal-Fragebogen für die heimatvertriebenen Priester aus der Erzdiözese Breslau in der Bundesrepublik Deutschland, ausgefüllt am 1.1.1965.

Kurzer Lebenslauf, Rühlermoor 1.1.1965.

BAOS: Kleruskarteikarte Johannes Smaczny

Kurzer Lebenslauf, Meppen 10.1.1952

Wendelin Sandner, Hagen a.T.W., Privatakte Johannes Smaczny

Herbert Smaczny, Abensberg, Nachlaß Johannes Smaczny, jetzt teilweise im Archiv der Apostolischen Visitatur Breslau, Münster