Viel haben macht nicht reich. Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann. |
Bedeutende Schlesier |
Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung. |
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Johann Friedrich Wedding wurde 1759 in Seedorf bei Lenzen geboren und verstarb 1830 in Kattowitz. Der Baukondukteur, war Ober-Hütteninspektor und Erbauer der Hüttenwerke Königshuld, Gleiwitz und Königshütte (Oberschlesien). Seine Schulzeit verbrachte er in Berlin, besuchte das Gymnasium zum Grauen Kloster und anschließend praktizierte er auf verschiedenen Eisenwerken und studierte Maschinenbau, ehe er 1779 in den Kgl. Preußischen Staatsdienst übernommen wurde, als Baukondukteur, und baute als solcher den Finow-Kanal. Mit dem Jahre 1784 kam er im Auftrage der Regierung nach Oberschlesien, wo er sich große Verdienste um die Entwicklung des Hüttenwesens erwarb. Hier heiratete er die älteste, und als diese nach kurzer Ehe starb, die zweite Tochter des Kommisionsrats Koulhaascz, des "biederen Koulhaascz", wie er in Oberschlesien genannt wurde, eines um die oberschlesische Industrie hochverdienten Mannes, des letzten Sprosses aus dem Geschlechte des berühmten Zeitgenossen Luthers. Koulhaascz hatte damals seinen Wohnsitz in Stahlhammer bei Tarnowitz, kaufte später das Gut Kattowitz, das nach seinem Tode in den Besitz der Familie Wedding überging. Durch Weddings eigenes Geschick war also ein Nachkomme der Weddinger, die einst Kohlhaasens Söhne in Pflege genommen hatten, etwa 150 Jahre später in die engste Familienbeziehung zu dem letzten Spross dieser Familie getreten. Schon bald übertrug man Wedding den Bau- bzw. den Wiederaufbau der Königlichen Metallhütte Friedrich bei Tarnowitz, zusammen mit dem Grafen Reden bereiste er England, um neuartige Techniken und Industrieanlagen kennen zu lernen. Den Ersatz der Holzkohle durch Koks als Medium zur Verhüttung von Eisen- und Metallerzen in den Hüttenwerken ist ebenfalls auf Weddings Einfluss zurückzuführen: Nach seinen Plänen wurde auf der Gleiwitzer Hütte der erste Kokshochofen Preußens und des europäischen Festlandes erbaut, 1799 bis 1800 folgte die Errichtung der Königshütte am gleichnamigen Ort (heute Chorzow) nach seinen (und Assessor Bogatschs) Plänen und unter seiner Leitung. Für die gute Ausführung erhielt Wedding eine Prämie in Höhe von 800 Talern. Das der Dichter Heinrich von Kleist mit Johann Friedrich Wedding befreundet war und von diesem die Anregung zu seiner Novelle "Michael Kohlhas" erhielt, ist sicher. Johann Friedrich Wedding hatte sich, durch doppelte Familienbeziehungen interessiert an der Persönlichkeit und dem Geschick Hans Kohlhaases, sich Zeit seines Lebens gegen den in den Berliner Chroniken tendenziös gefälschten Sachverhalt über Leben und Tod des Kohlhaases aufgelehnt. Wedding fand in Kleist den lange gesuchten Dichter, der seinen Intentionen entsprechend an die Abfassung der Chronik Kohlhaases heranging. Auf diese Weise entstand in Königsberg der erste Teil des Michael Kohlhaas, der nach Auffassung und Darstellung immer schon als eine fast vollendete historische Erzählung erschien, und wie wir nunmehr wissen auch tatsächlich eine solche ist.
Im Jahre 1818 legte Wedding die unmittelbare Leitung der Königshütte nieder und zog sich auf sein Gut bei Kattowitz zurück – er blieb dem oberschlesischen Montanwesen aber weiterhin verbunden. So ist es wohl zu erklären, dass man Wedding auch nach seinem offiziellen Ausscheiden noch weiterhin mit Aufgaben betraut hat. 1830 verstarb Oberbergrath Wedding auf seinem Gut in Kattowitz und wurde in Tarnowitz beerdigt. |
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Author: L.A.K. Wuttke |