Magda Trott (* 20. März 1880 in Freystadt (Schlesien); † 12. Mai 1945 in Misdroy (Pommern)) war eine deutsche Schriftstellerin und Frauenrechtlerin.

Magda Trott war die Tochter einer Opernsängerin. Die Mutter übte jedoch nach der Geburt der Kinder ihren Beruf nicht mehr aus. 1903 zog Magda mit ihren fünf Geschwistern und ihren Eltern nach Berlin, wo sie im Lettehaus das Kindergärtnerinnen-Seminar besuchte und die staatliche Prüfung zur Kindergärtnerin machte. Für eine Weile arbeitete sie im städtischen Kindergarten, dort war sie eine allbeliebte „Tante“.

Mit 27 Jahren gründete sie 1907 mit anderen wohlhabenden Frauen die Berliner „Frauenbank“. Bis in die späten 20er Jahre zählte sie als eine der radikalsten damaligen Frauenrechtlerinnen. Eine ihrer Mitstreiterinnen war Thea von Harbou, die erfolgreiche Drehbuchautorin von Die Nibelungen und Metropolis. Magda Trotts größter Traum zu dieser Zeit, den sie auch 1914 in einer Novelle Von der Gründung des Frauenstaates verarbeitet, war die Gründung eines Amazonenstaates in der Lüneburger Heide mit Lüneburg als Hauptstadt. Die Lüneburger waren empört und griffen Magda Trott in der Lokalpresse an.

1915 zog Magda Trott nach Misdroy auf der Insel Wollin, wo sie später im Sommer kleine und größere Leserinnen, mitunter ganze Gruppen aus Kinderheimen, besuchten. In Misdroy begann sich Magda Trott vermutlich auch intensiv ihrer schriftstellerischen Arbeit zu widmen. Dafür spricht die immense Anzahl publizierter Werke in den nun folgenden Jahren. Sie publizierte auch unter etlichen Pseudonymen: G. Claudius, Lena Torahn, Lena Mageda, J. Marein, Rud Mavege.

Laut Klappentext einiger Original-Pucki-Bände der späten 1930er soll Magda Trott auch Mutter gewesen sein,[1] über ihre Kinder und mögliche weitere Nachkommen gibt es keine greifbaren Informationen.

Wenige Tage nach Ende des Zweiten Weltkriegs verstarb die mittlerweile sehr erfolgreiche Autorin im Alter von 65 Jahren. Die Todesursache ist heute unbekannt.

Heute ist Magda Trott überwiegend nur noch als Kinderbuchautorin der Serien Pucki und Goldköpfchen bekannt. Kinderbücher machen jedoch nur einen Bruchteil ihres umfangreichen Werkes aus. Magda Trott verfasste Trivial- und Spannungsromane, verschiedene Ratgeber vorwiegend für Frauen, Theaterstücke, Erzählungen und Kurzgeschichten. Doch seit Beginn ihrer schriftstellerischen Tätigkeit schrieb Magda Trott auch gelegentlich Kinderbücher und Kurzgeschichten für junge Leser. Ende der 1920er begann sie mit dem Verfassen verschiedener Mädchenbuchreihen (Pommerle, Goldköpfchen, Pucki) und etablierte sich damit als Jugendbuchautorin. Ihre Werke für Kinder wurden schon von der zeitgenössischen Kritik als trivial eingestuft.[2] 1933 wurden einige ihrer früher erschienenen Romane als „unerwünschtes Schrifttum“ auf den Index gesetzt, was bei Titeln wie Die Liebhaber der keuschen Marianne nicht wundert.

Magda Trotts Produktivität ist erstaunlich und weist auf ein diszipliniertes, stetiges Schreiben hin. Fast alle ihre Werke erschienen nach 1919 (da war Magda Trott bereits 39 Jahre alt) bis 1942, also in einem Zeitraum von nur 23 Jahren.

Heute sind die Bücher der Pucki-Reihe die bekanntesten Bücher Magda Trotts. Jedoch sind gerade diese Bücher untypisch für ihr Werk und haben den starken Charakter einer Auftragsarbeit nach vorgegebenen, gefragten Mustern.

Bedenklich aus heutiger Sicht ist sicher das erzkonservative Frauenbild in den mittleren Pucki-Bänden der Reihe: nüchtern betrachtet wird hier der jungen Ehefrau jede Individualität verweigert, stattdessen hat sie sich ganz den Ansichten und Ansprüchen des Mannes unterzuordnen und ausschließlich als Hausfrau und Mutter zu funktionieren. Claus und Pucki sind nicht gleichberechtigte Partner, die sich gegenseitig beeinflussen, sondern stehen in einer Art Lehrer-und-Schülerin-Verhältnis: Er erzieht sie nach seinen Wünschen, darf sie in ihrem Tun und Verhalten bewerten und gegebenenfalls auch abstrafen. Pucki wird eine effektive Kritik an Verhaltensweisen und Meinungen ihres Mannes nicht zugestanden. Aus Furcht benimmt sich Pucki deswegen oft weiter wie ein Kind: Sie versucht, ihren Mann zu beschummeln, wenn ihr ein Fehler unterlaufen ist und hört sich schließlich mit gesenktem Kopf seine Zurechtweisungen an. Nach erfolgreicher „Erziehung“ wird Pucki dann als nahezu perfektes „Pucki-Mütterchen“ der letzten Bände zum bewunderten Vorbild und zur Ratgeberin für die anderen Frauen im Ort. Pucki verändert sich damit von der unvollkommenen (und deshalb sympathischen) Identifikationsfigur der ersten Bände zum abstrakten, überhöhten Leitbild für (damalige) Leserinnen.

Wie die einstige Feministin diese Anpassung an die stark nationalsozialistisch geprägte Ideologie mit sich selbst vereinbaren konnte, bleibt offen. In den Pommerle-Bänden, die ab 1928 erschienen waren und an denen die Autorin parallel zu Pucki weiterschrieb, ist Pommerle ihrem älteren Freund Jule an Pfiffigkeit und Reife überlegen. Hier zeichnet Magda Trott auch ein ganz anderes, partnerschaftliches Verhältnis der Eltern, bei dem Mann und Frau als erwachsene Menschen auf einer Augenhöhe stehen. Die Mutter wird als gebildete Frau mit eigenen Interessen dargestellt, der Vater, ein Professor und Heimatforscher, kann sogar bei Gelegenheit ganz selbstverständlich in der Küche tätig sein.

Während Pucki ein braves Hausmütterchen ist, sind andere von Trotts Heldinnen selbstbewusste, unabhängige Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und auf keinen Mann angewiesen sind. Pommerle wird Gärtnerin, arbeitet in diesem Beruf mit viel Begeisterung und verzichtet gern auf eine Ehe mit ihrem Jugendfreund Jule, der die Tochter seines Lehrmeisters heiratet. Bärbel (Goldköpfchen) ist Fotografin und eröffnet nach dem Tod ihres ersten Mannes ein eigenes Atelier. Auch Pucki erlernt einen Beruf (Kindergärtnerin), den sie jedoch nach Abschluss der Ausbildung nicht ausübt, sondern heiratet und sofort Hausfrau wird (sie plante sogar, die Ausbildung nach der Verlobung abzubrechen, doch ihre Mutter riet ihr davon ab).

Magda Trott sieht die Berufsausbildung und -tätigkeit von Frauen also auch als Alternative zum Hausfrauendasein in einer Ehe. Vielleicht auch, weil nach Ende des ersten Weltkriegs in Deutschland ein Mangel an jungen Männern herrschte und sich Frauen eine eigene (nicht zuletzt finanzielle) Existenzgrundlage aufbauen mussten, wenn sie keinen möglichen Partner fanden.

In einigen der Bücher findet man Hinweise, dass es nicht mehr zeitgemäß sei, auf einen Ehemann zu warten, und dass man als Frau sein Leben selbst gestalten könne. „Kam einmal für Brigitte die Stunde, daß sie einem Manne ihrer Wahl folgen wollte, konnte sie (Isa) sie freilich nicht zurückhalten. Aber nur auf diese Stunde warten, nicht die Blicke sehnsüchtig nur auf dieses eine Ziel richten, nicht Jahr um Jahr in quälendem Bangen verstreichen lassen. O nein, ruhig des Wegs gehen, ein Ziel fest im Auge haltend. Arbeit half über alles hinweg, Arbeit heilte jede Wunde.“[3] Auch in Angela findet man einen diesbezüglichen Hinweis: „Ich rate Dir, Margot, lerne auch etwas! Man fühlt sich so gehoben, wenn man keine Drohne mehr ist. Man muß arbeiten, und heutzutage ist es eine altmodische Ansicht, daß junge Damen träge daheim sitzen und auf den Mann warten, der vielleicht niemals kommt.“[4]

Dennoch konnte Magda Trott sicherlich auch verstehen, wenn Frauen nicht berufstätig sein wollen. Angelas Freundin Margot erwidert auf deren Berufspläne: „Ich würde mich bedanken, wenn man von mir verlangte, daß ich mit mein Brot verdiente.“[4]

Für Magda Trott ist ein Beruf, der einen ausfüllt und glücklich macht, erstrebenswert, aber wenn es die äußeren Bedingungen erfordern, so ist Durchhaltevermögen und Selbstdisziplin die richtige Einstellung zum Berufsleben. Dies findet sich zusammengefasst in dem Spruch, den Ingenieur Weißlinger in Angelas Poesiealbum schreibt: „Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude, Ich erwachte, und siehe, das Leben war Pflicht, Ich handelte und siehe, die Pflicht war Freude.“[5]

Die Frau vor der Berufswahl ist eines der zentralen Themen in Magda Trotts Werk, wie auch einige ihrer Ratgeber zeigen: Wege zur Gesunderhaltung und Schönheit für Berufstätige (1926) und Die Frau vor der Berufswahl (1928).

Magda Trott war gebürtige Schlesierin und lebte in Schlesien und Pommern, daher spielen viele ihrer Geschichten im heutigen Osten Deutschlands (damals Mitteldeutschland) und im heutigen westlichen Polen (damals deutsche Ostgebiete).

Brigitte lebt in Brigitte schafft Arbeit in Gollersdorf, das in der Nähe von Bunzlau in Niederschlesien lag.

Die Pommerle-Reihe spielt in Pommern und im schlesischen Riesengebirge.

Auch Pucki spielt in den Originalausgaben vermutlich in Niederschlesien. In „Pucki wird eine glückliche Braut“ macht Pucki ihre Ausbildung in Leipzig, nach 1945 wurde die Stadt in Hannover umgeändert. In ebenfalls diesem Band bekommt Claus einen Brief, in welchem er drei Kollegen vertreten soll, und zwar in der schlesischen Hauptstadt Breslau. Nach Kriegsende wurde der Ort in Braunschweig umgeändert, da Breslau an Polen fiel. Der schlesische Ort Rothenburg, in dem Pucki auf die höhere Schule geht, wurde zu Rotenburg (Wümme). Die Lokalisation der Geschichten verschob sich damit in den neuen Ausgaben von Schlesien nach Niedersachsen. (Dies erklärt auch, warum Trotts Geburtsort Freystadt mitunter mit dem Städtchen Freistatt in Niedersachsen verwechselt wurde.)[6]

Leider ist nur sehr wenig über Magda Trott bekannt. Da viele Autoren jedoch ihre persönlichen Erfahrungen in ihre Bücher einfließen lassen, können durch diese einige Rückschlüsse auf die Autorin gezogen werden.

Wenn man die Produktivität von Magda Trott betrachtet und zugrunde legt, dass Angela aus dem Buch Angela sowohl Schreibmaschine schreiben als auch stenographieren kann, kann man vermutlich davon ausgehen, dass Magda Trott ihre Bücher getippt und nicht (wie zum Beispiel Else Ury) mit der Hand geschrieben hat.

Sie muss politisch und kulturell interessiert und sehr gut informiert gewesen sein. Als Beispiel kann man anführen, dass die Stadt Wuppertal zum 1. August 1929 durch Vereinigung der kreisfreien Städte Elberfeld und Barmen unter dem Namen Barmen-Elberfeld als kreisfreie Stadt gegründet wurde. In Angela[7] werden Elberfeld und Barmen schon korrekt als Barmen-Elberfeld genannt, obwohl Magda Trott auf Wollin lebte. Sie nimmt also im 1929 veröffentlichten Buch Angela bewusst Bezug auf damals aktuelle Ereignisse. (1930 wurde der Ort in Wuppertal umbenannt.)

Ähnlich wie bei Else Ury sind in den Büchern und Geschichten volkstümliche religiöse Anklänge aus dem Alltag zu finden (Beispiel: „Wie herrlich hatte doch Gott im Himmel wieder alles gefügt!“),[8] dennoch werden keine Kirchgänge oder andere religiöse Tätigkeiten erwähnt. In Wag es, Monika![9] installiert der Elektriker sogar am Sonntagmorgen die elektrische Beleuchtung für ein Gartenfest. Dies alles lässt eine eher pragmatische Einstellung zur Religion bei Magda Trott vermuten.

1934 brachte der Franke-Verlag eine Ausgabe von Pommerle – ein deutsches Mädel mit Pommerle in einer BDM-Jacke mit „Heil Hitler“-Geste auf dem in braun gehaltenem Titelbild auf den Markt, wahrscheinlich zwecks Absatzsteigerung.

Ob Magda Trott nach 1933 Nationalsozialistin war, ist nicht mehr bekannt. Rein spekulativ spricht dagegen, dass Irene Graebsch, selbst überzeugte Nationalsozialistin, Magda Trott in ihrem Werk zur Jugendliteratur Die Geschichte des Deutschen Jugendbuches nahezu missachtet und nur einen kurzen Kommentar über die „Zweitklassigkeit“ der Erzählungen Trotts einfügt. Vermutlich hätte eine Parteigenossin mehr Beachtung erhalten.