Wilhelm Sander (* 24. Juni 1838 in Haynau (Schlesien); † 1. Januar 1922 in Berlin) war ein deutscher Psychiater und von 1887 bis 1914 Direktor der Berliner Irrenanstalt Dalldorf. Nach ihm ist das 1987 eröffnete Wilhelm-Sander-Haus der I. Abteilung der Forensischen Psychiatrie der Karl-Bonhoeffer-Klinik in Reinickendorf benannt.

Sander, der jüdischer Herkunft war, studierte Medizin an den Universitäten Breslau und Berlin. Schon bald nach der Promotion 1860 und der Approbation 1861 wandte er sich der Psychiatrie zu. Er volontierte zur gleichen Zeit wie Carl Pelman an der Irrenanstalt Siegburg unter der Direktion von Friedrich Hoffmann. Von 1862 bis 1870 war Sander Assistenzarzt an der Berliner Charité, wo er stark von Wilhelm Griesinger beeinflusst wurde. 1869 habilitierte er sich für Psychiatrie und gerichtliche Medizin und wurde Leiter der Pockenstation der Charité.

1870 trat Sander als zweiter Arzt der Irrenverpflegungsanstalt in den Dienst der Stadt Berlin. 1880 übernahm er die ärztliche Direktion der Siechenabteilung der neuen städtischen Irrenanstalt Dalldorf. 1887 wurde er Direktor der gesamten Anstalt, einschließlich der daran angeschlossenen „Idiotenerziehungsanstalt“. Er behielt die Anstaltsleitung, bis er am 1. Oktober 1914 in den Ruhestand trat. Seit 1876 war er außerdem als Medizinal-Assessor Mitglied des Medizinalkollegiums der Provinz Brandenburg. In dieser Funktion wurde er 1884 zum Medizinalrat und 1894 zum Geheimen Medizinalrat ernannt. Nach dem Tode Carl Westphals hatte er einige Jahre den Vorsitz der Berliner neurologisch-psychiatrischen Gesellschaft inne. Sander war zwar verheiratet, blieb aber kinderlos. Er starb am 1. Januar 1922 an den Folgen einer Prostatahypertrophie.