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Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

      Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

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Glatschke  Leopold

*  12.1.1864, Zawadski (Oberschlesien).

† 17.7.1909, Königshütte.

Hüttendirektor.

   
  Glatschke  Leopold, * 12.1.1864, Zawadski (Oberschlesien)† 17.7.1909, Königshütte. Hüttendirektor.

Geboren wurde Leopold Glatschke als Sohn des Hauptrendanten der 1836 durch den Industriellen Andreas Maria Graf v. Renard im Kreis Groß-Strehlitz errichteten Zawadzki-Hütte, benannt nach dem damaligen Generalbevollmächtigten des Grafen, Franz von Zawadski. Die Anlage, an der Oppeln-Tarnowitzer Eisenbahn gelegen, umfasste zunächst 6 Frischfeuer und eine „amerikanische Mühle“. Seine Jugendjahre verbrachte Leopold Glatschke in Friedenshütte, die zur Gemeinde Chorzow, an der Staatschaussee von Königshütte nach Laurahütte und Kattowitz gelegen, gehörte.

 Im Anschluss an das an der Oberrealschule Gleiwitz bestandene Abitur absolvierte Glatschke ein dreieinhalbjähriges Praktikum auf der zwischen 1826 und 1830 durch den Bischof von Olmütz, Erzbischof Rudolf, erbauten Rudolfhütte im österreichischen Witkowitz bei Mährisch-Ostrau. Die Rudolfhütte hatte seit ihrer Gründung einen „mächtigen Aufschwung“ genommen und sich zur größten Eisenhütte Österreichs entwickelt. 1835 hatte Erzbischof Rudolf die Anlage an die unter der Leitung des Wiener Bankhauses Rothschild stehende Wiener Gewerkschaft verpachtet. 1841 war sie in den Besitz der Rothschilds gelangt, die zudem eine Anzahl von Steinkohlengruben erworben hatten. Glatschke war auf den Rothschildschen Anlagen in der Kokerei und der „Nebenproduktgewinnung“ beschäftigt. Im Anschluss an sein Witkowitzer Praktikum studierte er an der Berliner Bergakademie Hüttenkunde. Nach Abschluss seiner Studien trat er in die Dienste des 1840 gegründeten Eisenwerks Friedenshütte bei Beuthen. Zunächst als Betriebsingenieur auf dem Hochofenwerk, dann im Thomas- und Siemens-Martin-Werk der Friedenshütte, bei der es sich um eine friderizianische Gründung handelte, beschäftigt, übernahm er 1893 die Leitung ihrer Stahl- und Walzwerke. 1900 wurde er zum Direktor der Friedenshütte, die eine Kokerei, ein Hochofenwerk, ein Thomas- und Martin-Stahlwerk, Walzwerke, Press- und Hammerwerke sowie eine Radsatz-Bearbeitungswerkstätte umfasste, berufen. Eine Zwischenstation in der Karriere Glatschkes markiert seine Tätigkeit als Leiter der Betriebsdirektion des Rheinhausener Werks der Firma Friedrich Krupp während der Jahre von 1903 bis 1907. Hier war er mit dem Ausbau der Hochofenanlagen und der Errichtung ausgedehnter Stahl- und Walzwerksanlagen befasst. 1908 kehrte er nach Oberschlesien zurück, um der Königshütte, die auf Veranlassung des Geheimen Finanzrats und nachmaligen Ministers Graf von Reden durch den kgl. Bauinspektor und späteren Bergrat Johann Friedrich Wedding sowie den Engländer John Baildon 1798 wegen der Nähe von Eisenerz-und Steinkohlevorkommen als Eisenhütte gegründet worden war, vorzustehen. Die Anlage umfasste eine Kokerei, ein Hochofenwerk, ein Martin-Stahlwerk, Walzwerke, eine Räderfabrik, ein Press- und Hammerwerk sowie eine Waggon-Bauanstalt. Innerhalb von nur zwei Jahren wurde die Königshütte durch Glatschke einer grundlegenden Neugestaltung unterzogen. Es entstanden eine Weichenfabrik und eine Produktionsanlage für Blatt- und Wickelfedern; das Martinstahlwerk erfuhr eine Erweiterung von 13 auf 48 t Ofenfassung. Zudem wurde ein Blockwalzwerk mit 1100 mm Walzenbreite, ein Feineisenwalzwerk (Bauart Morgan) und ein Gasrohrwerk für die Produktion von stumpfgeschweißten Rohren errichtet. Das Hüttenkraftwerk schließlich erfuhr die Installierung von drei Gichtgas-Generatoren. Der versierte und wegen seiner Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft allseits geschätzte Eisenhüttenfachmann Leopold Glatschke sollte nur 45 Jahre alt werden. Er verstarb mithin auf dem Höhepunkt seiner Karriere.

Lit.: Leopold Glatschke †, in: Stahl u. Eisen 29 (1909), S. 1255/56 (m. Bild). – Direktor der Königshütte Glatschke †, in: Kohle u. Erz (1909), S. 789-92. – Vereinigte Königs- und Laurahütte 1871-1921, Berlin 1921. – 75 Jahre Verein Deutscher Eisenhüttenleute, in: Stahl u. Eisen 55 (1935), S. 1337 (m. Bild). – Alfons Perlick, Oberschlesische Berg- und Hüttenleute, Kitzingen/ Main 1953, S. 187 u. S. 279. – Kurt Repetzki, Glatschke, Leopold, Hüttendirektor, in: Heue Deutsche Biographie, Bd. 6 (1964), S. 435. – Glatsche, Leopold. Hüttendirektor, in: Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 4 (200l), S. 25. – Glatschke, Leopold, in: Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Unternehmer, Bd. l (2004), S. 344.

Bild: Stahl und Eisen, wie oben, S. 1255.

Konrad Fuchs

 

Quelle;" Ostdeutsche Biographie "