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Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

      Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

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Otto  Berthold

* 6.8.1859 in Bienowitz b. Liegnitz (Niederschlesien),

† 29.6.1933 in Berlin-Lichterfelde.

 Pädagoge.

   
  Otto  Berthold,  * 6.8.1859 in Bienowitz b. Liegnitz (Niederschlesien), † 29.6.1933 in Berlin-Lichterfelde.  Pädagoge.

Berthold Otto, der Sohn eines Offiziers, wird von 1864-68 erstmalig mit einer öffentlichen Schule konfrontiert, in der er „schlimme Erfahrungen“ macht. Wegen Kränklichkeiten wird er später häufig vom Unterricht befreit, gründet aber während dieser Zeit eine „Geheime Gesellschaft“ (Idealstaat). Bis zum Abitur 1878 bleibt er Klassenprimus im Gymnasium Schleswig.

 An das Gymnasium schließen sich bis 1879 an der Universität Kiel Studien der klassischen Philologie, der semitischen Sprachen und der Philosophie an. Doch stehen im weiteren Verlauf seines Studiums an der Universität Berlin (bis 1882) Politik, Volkswirtschaft und Pädagogik im Vordergrund. Während seiner fast 5jährigen Hauslehrertätigkeit in Herne und Berlin befaßt er sich mit politischen Themen und bringt laufend seine reformpädagogischen Gedanken zu Papier. 1887 schließt er mit Frieda Mann die Ehe, aus der 4 Töchter hervorgehen. Bald gibt er seine Hauslehrertätigkeit auf und wird Nachtredakteur am „Hamburgischen Korrespondenten“, ab 1890 arbeitet er in der Redaktion des Konversationslexikons bei Brockhaus. Nach Feierabend gibt er seinen Töchtern den „freiwilligen“ Unterricht, wie sie ihn wünschen. Hier erkennt er, daß jedes kindliche Interesse allein durch das Leben, durch Beobachten und Nachdenken sich auf die Kultur bezieht. Wissensaufspeicherung ist nicht nur unnütz, sondern auch sinnlos, weil es schnell vergessen wird.

Unter der Federführung von Berthold Otto erscheint ab 1901 die Zeitschrift „Der Hauslehrer, Wochenschrift für den geistigen Verkehr mit Kindern“. Das Preußische Kultusministerium wird 1902 auf Berthold Otto aufmerksam, beruft ihn nach Berlin und hofft auf neue Anregungen für die Pädagogik, wobei es ihm keinerlei Verpflichtungen auflegt, ihm also völlig Freiheit gewährt. Nun greift er seine politischen Ideen und pädagogischen Erfahrungen auf und veröffentlicht sie. Nach der Gründung der „Hauslehrerschule“ 1906 (Berthold-Otto-Schule) in Berlin-Lichterfelde, die auch noch im Jahre 1983 im Sinne Ottos arbeiten wird, veröffentlicht er „Ratschläge für den häuslichen Unterricht“, „Vom königlichen Amt der Eltern“, „Deutsche Erziehung und Hauslehrerbestrebungen“, „Kindesmundart“ und „Geistiger Verkehr mit Schülern im Gesamtunterricht“. Weitere reformpädagogische Ideen legt er nieder in den Schriften „Der Zukunftsstaat als sozialistische Monarchie“, „Die Reformation der Schule“, „Familienreform“, „Gesamtunterricht“ und „Volksorganische Einrichtungen der Zukunftsschule“. 1916 wird die Zeitschrift „Der Hauslehrer“ umgewandelt in den „Deutschen Volksgeist, Wochenschrift zur Verständigung zwischen allen Schichten des deutschen Volkes“, der „Hauslehrer“ erscheint als pädagogische Beilage. Berthold Otto hat bis 1933 die Leitung der Zeitschrift und schreibt auch die meisten Beiträge. 1916/17 erscheint Ottos Hauptwerk „Volksorganisches Denken“ zunächst als Beilage zum „Deutschen Volksgeist“ und 1925/26 als 4bändiges Buchwerk. Otto nimmt auch an der Reichsschulkonferenz 1920 teil und erhält für seine pädagogischen Verdienste 1929 die Kerschensteiner-Medaille. Krieg, Inflation und Weltwirtschaftskrise ziehen nicht spurlos an ihm vorüber, wie man aus den Gedanken seiner zahlreichen Schriften ersehen kann. 1925 veröffentlicht er „Aus dem Leben der Berthold-Otto-Schule“, und 1929 sendet der Berliner Rundfunk Ottos Beitrag „Beobachtungsschule statt Beibringungsschule“.

Berthold Otto kann das 25jährige Bestehen der Ottoschule (1931) noch mitfeiern. Infolge einer schweren Krankheit stirbt er 1933 im Alter von fast 74 Jahren. Ziel des Wirkens von Berthold Otto war in Unterricht und häuslicher Erziehung die Förderung der Persönlichkeit in ihrer Vollendung – der Bildung. So sagte Otto, daß es beim Unterricht nicht hauptsächlich auf das Fach, sondern auf das Kind ankomme. Er ergänzte den Unterricht durch den freien geistigen Verkehr mit den Kindern, den er Gesamtunterricht nannte. Dabei stand die Förderung der Selbsttätigkeit des Schülers in Form von Schülerfrage und Unterrichtsgespräch im Vordergrund – ebenso wie das zwangsfreie Lernen und die Kindesmundart. Der Lehrer ist nicht Hauptperson.

Nach Ottos Vorstellung liegen die Wurzeln der Bildung im volksorganischen Denken, wo er vor allem das eigene Volkstum, das Arteigene meint, das er einer Vorliebe für das Fremde entgegenstellt. Die gebildete Persönlichkeit steht also im lebendigen Bezug zum Ganzen des Volkes. Er bezeichnet Bildung als die Fähigkeit, die Außenwelt und den eigenen Geist denkend zu beobachten. Seine pädagogischen  Grundzüge besitzen heute  noch Gültigkeit und werden immer wieder neu entdeckt.

Lit.: Baumann, P..- Berthold Otto: Der Mann – die Zeit – das Werk – das Vermächtnis. Berlin 1962; Kreitmair, K.: Berthold Otto: Ausgewählte pädagogische Schriften. Paderborn 1963 (Biographie enthalten); Kretschman, J.: Was sagt Berthold Otto? Dortmund 1959; Roedl, A.: Otto Berthold: Leben und Werk. Frankfurt/München 1959.

Hermine Röttel

 

Quelle; " Ostdeutsche Biographie "