Bölsche - Sohn des Redakteurs Carl Bölsche - studierte von 1883 bis 1885 Philosophie, Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Bonn und lebte ab 1885 in Berlin. Von 1890 bis 1893 redigierte er für den Verleger S. Fischer die „Freie Bühne“; die grünen Hefte galten als die wichtigste kulturpolitische Zeitschrift Deutschlands und als Organ des Naturalismus. Die Autoren trafen sich „im Grünen“.[1] Bölsche wohnte deshalb nach 1890 an wechselnden Wohnstätten in Berlin-Friedrichshagen. Er wurde - neben Bruno Wille - Zentralfigur des Friedrichshagener Dichterkreises und galt als „Seele und Geist von Friedrichshagen“. Bölsche wurde in Berlin Mitglied der Freireligiösen Gemeinde und war 1906 Mitgründer des Deutschen Monistenbundes und seit Beginn im Jahr 1905 Mitglied der Gesellschaft für Rassenhygiene.
Obwohl die meisten Schriften Bölsches naturwissenschaftliche Themen behandeln, war er kein Naturwissenschaftler, sondern er hat als Schriftsteller naturwissenschaftliche Themen popularisiert: Als ein fachkundiger Laie schrieb Bölsche für Laien. Mit seinem Buch Das Liebesleben in der Natur (1898) gilt Bölsche als der Schöpfer des modernen Sachbuches. Er war auch ein Initiator Deutschlands erster Volkshochschule und gab wichtige Impulse für die Lebensreformbewegung.
In Dutzenden von Büchern und „Kosmos“-Bänden popularisierte der Freidenker, Monist und Evolutionär das Wissen seiner Zeit, vor allem die Entwicklungslehre von Charles Darwin und Ernst Haeckel. Über Darwin, Haeckel und Johann Wolfgang von Goethe schrieb er Biographien. Außerdem betätigte er sich als Herausgeber zahlreicher Autoren. Die Freie Universität Berlin bereitet zur Zeit eine Edition seiner Werke und Briefe vor.