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Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

         Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

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Moschner Gerhard

                                     * 15.9.1907 in Breslau
                                      † 12.8.1966 in Köln
 

                                                       Theologe.

       
 

Gerhard Moschner wurde in Breslau geboren, gehörte aber väterlicherseits zu einer Grafschaft Glatzer Familie. Sein Vater war Bürgermeister des beliebten Wallfahrtsortes Wartha und verzog im Jahre 1909 nach Ablauf seiner Amtszeit nach Glatz, wo Gerhard zuerst die katholische Volksschule und dann das traditionsreiche, 1597 von Jesuiten gegründete humanistische Gymnasium besuchte, an dem er 1926 das Abitur ablegte. Formender Einfluss ging auf ihn vom Quickborn aus, einer damals sehr aktiven katholischen Gemeinschaft, die zur Jugendbewegung gehörte, viel Neues erprobte und Jungen und Mädchen umfasste.

Nach der Reifeprüfung studierte Moschner Philosophie und vor allem Theologie, hauptsächlich in Breslau und zwei Semester in München. Am 1. Februar 1931 empfing er aus den Händen des Erzbischofs der Erzdiözese Breslau, Adolf Kardinal Bertram, die Priesterweihe und wurde Breslauer Diözesanpriester, obwohl Glatz, wo er aufgewachsen war, ungeachtet der politischen Grenzen kirchlich zum Erzbistum Prag gehörte. Die erste Anstellung erhielt der junge Kaplan in Friedland, Kreis Waldenburg, einem nicht nur wegen der Diaspora, sondern auch wegen der wirtschaftlichen Probleme in Bergbau und Tuchindustrie schwierigen Gebiet, in dem er jedoch seine Fähigkeiten im Umgang mit jungen Menschen und als Organisator entfalten konnte.

 1932 wurde er zum Bezirkspräses des Katholischen Jungmännerverbandes im Bezirk Waldenburg gewählt und vom Breslauer Erzbischof bestätigt, und 1934 erfolgten seine Ernennung zum Diözesanpräses der Katholischen Jugend- und Jungmännervereine, zum Kreispräses der Deutschen Jugendkraft, Kreis Schlesien, und zum Domvikar, als welcher er auch 2. Vizekantor, Zeremoniar und Domprediger war. Weil Moschner sich sehr für die Jugend engagierte und sie im Glauben und in der Bindung an die Kirche stärken wollte und Mut besaß, geriet er als einer der ersten Priester des Erzbistums Breslau auf eine Anklagebank des nationalsozialistischen Regimes, das zunehmend die Jugend für seine Ideologie zu gewinnen und dem Christentum zu entfremden suchte. Nach einer am 5. Juni 1935 vor geladenen Präsides, Eltern und Jugendlichen unter dem Titel Um das Gottesreich in deutscher Jugend im Pfarrheim St. Nikolaus in Ratibor(-Altendorf), der Pfarrei des ehem. oberschlesischen Zentrumsvorsitzenden und Reichstagsabgeordneten Prälat Carl Ulitzka, gehaltenen Ansprache wurde Anklage gegen Moschner beim Sondergericht in Breslau erhoben: wegen Verstoßes gegen das Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz der Parteiuniformen vom 20.12.1934. Der Angeklagte erhielt anstelle einer verwirkten Gefängnisstrafe von einem Monat eine Geldstrafe von 600 RM und musste die Kosten des Verfahrens tragen. Nicht nur inländische Zeitungen informierten über das Urteil, sondern auch L’Osservatore Romano.

Als Kardinal Bertram im Jahre 1937 als erster Bischof Deutschlands ein Diözesanjugendseelsorgeamt errichtete und damit einen Punkt der vom Episkopat ausgearbeiteten Richtlinien für die Jugendseelsorge verwirklichte, ernannte er Moschner zum Seelsorger für die männliche Jugend und Hubert Thienel, der 1972 der erste Apostolische Visitator für die (vertriebenen) Priester und Gläubigen aus dem Erzbistum Breslau werden sollte, zum Seelsorger für die weibliche Jugend. Zielbewusst, zäh, umsichtig und energisch – immer wieder von „Besuchen“ durch die Gestapo beeinträchtigt – wirkte Moschner in seinen verschiedenen Funktionen, auch als Geschäftsführer der Diözesanschriftenstelle und als Leiter der Diözesanbildstelle, gegen das Zurückdrängen der Kirche. Hervorzuheben sind die bis 1939 mit Tausenden Teilnehmern durchgeführten Jungmännerwallfahrten nach Wartha. Auch wenn Moschner in seiner Eigenschaft als Bischöflicher Zeremoniar Weihbischof Joseph Ferche bei dessen zahlreichen Reisen zu Firmungen und Kirchenkonsekrationen begleitete, nahm er die Gelegenheit wahr, Kontakt mit Jugendlichen aufzunehmen.

Nachdem im Januar 1945 Breslau zur Festung erklärt worden war und auch die meisten Geistlichen die Stadt verlassen mussten, wohnte Moschner in Bad Salzbrunn, Kreis Waldenburg, und wirkte im benachbarten Weißstein und darüber hinaus, bis zur 1946 erfolgten Ausweisung durch die (neuen) polnischen Machthaber. Er fand ein neues Arbeitsfeld – unter Prälat Ludwig Wolker – in der Bischöflichen Hauptstelle für katholische Jugendseelsorge und Jugendorganisation in den deutschen Diözesen zu Altenberg bei Köln, wo man ihm die Referate Osthilfe (Betreuung der Flüchtlingsjugend und der Jugend in der Ostzone) und Landjugend anvertraute. 1953 folgte Moschner dem Rufe Oskar Golombeks als Referent in die Katholische Arbeitsstelle (Nord) für Heimatvertriebene nach Köln, deren Geschäftsführung er 1957 übernahm. Wie einst in Schlesien zeigte er auch hier seine hervorragende Begabung zum Organisieren, so beim Zusammenführen der schlesischen Priester und Laien. Er aktivierte die Aktion Junges Schlesien, veranlasste die Gründung des Arbeitskreises für Schlesisches Lied und Schlesische Musik (1955) und wurde dessen Geschäftsführer. Er war Mitbegründer des Schlesischen Priesterwerkes und gab in dessen Auftrag die ersten sechs Bände des hoch zu schätzenden Schlesischen Priesterjahrbuches heraus. Auf seine Anregung hin und dank seiner Initiative entstand im Jahre 1960 als Dachverband der vertriebenen schlesischen Katholiken das Heimatwerk schlesischer Katholiken, und Moschner wurde und blieb bis zu seinem Tode dessen Geschäftsführer. Die Vorbereitung und Leitung der katholischen Veranstaltungen bei den Deutschlandtreffen der Schlesier in den Jahren 1961, 1963 und 1965 und die Organisation und Pilgerleitung von Romwallfahrten des Heimatwerks schlesischer Katholiken 1962 und 1964 lagen in seinen Händen.

„Dieser um Kirche und Heimat so verdienstvolle schlesische Priester wurde 1963 durch die Ernennung zum Päpstlichen Geheimkämmerer und 1965 zum Ehren- und Conventual-Kaplan des Malteser-Ritter-Ordens geehrt. Seit den Vorbereitungen zum Hedwigsjubiläum 1943 hat ihn die Gestalt der hl. Hedwig nicht mehr losgelassen. Die Krönung seiner Arbeit sollte 1967 das Gedenken an die Heiligsprechung Hedwigs vor 700 Jahren bringen“ (Gottschalk); aber Moschner starb am 12. August 1966. Am 17. August hielt Bischof Heinrich Maria Janssen von Hildesheim, der Beauftragte der Fuldaer Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Flüchtlingsseelsorge, das feierliche Totenamt für ihn, den frommen schlesischen Priester, der Glaubens- und Heimattreue vorbildlich lebte. Die Bedeutung der Amputation ihres schlesischen Zweiges mit seinen Stärken und Besonderheiten scheint die katholische Kirche Deutschlands nie so recht erkannt zu haben.

Werke: Ambrosius Rose (Hrsg.), Kloster Grüssau und die schlesische Jugend, in: Grüssauer Gedenkbuch, Stuttgart 1949, S. 164-169. – Aber sein Werk wird weiter leben. Zum Tode von Prälat Ludwig Wolker, in: Der Schlesische Katholik 4 (1955), Nr. 9, S. 5-6. – Hrsg.: Wir vertrauen auf Gott. Hirtenworte und Hirtenbriefe. Bischof Dr. Ferdinand Piontek. Kapitelsvikar der Erzdiözese Breslau, Köln 1959. – Hrsg.: Schlesisches Priesterjahrbuch I-VI, 1960-1965. – Hrsg.: Nachrichten des Schlesischen Priester-Werkes 1963-1965. – Die schlesischen Priestertagungen, in: Schles. Priesterjahrb. I, 1960, S. 103-116. – Sankt Anna voll der Gnaden. Andacht zu Ehren der hl. Mutter Anna, Köln (1964). – Heilige Hedwig, bitte für uns! Andacht zu Ehren der hl. Hedwig, ebd. (1964).

Lit.: Joseph Gottschalk, Gerhard Moschner (1907-1966), in: Joseph Gottschalk, Schlesische Priesterbilder 5, Aalen/Württ. 1967, S. 230-235. – Trauer um Gerhard Moschner, in: Nachrichten des Schlesischen Priesterwerkes, 4. August 1968, S. 47-51. – Um das Gottesreich in deutscher Jugend. Diözesanpräses Gerhard Moschner vor dem Sondergericht in Ratibor 1936. Dokumente und Akten, hrsg. von Joachim Köhler, in: Archiv für schlesische Kirchengeschichte 41 (1983), S. 1-66. – Joachim Köhler, Gerhard Moschner, in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 169-170. – Hans-Ludwig Abmeier, Kardinal Bertrams Domvikare, in: Oberschlesisches Jahrbuch 16/17 (2000/2001), S. 151-191, hier v.a. S. 175-176. – Matthias Lempart, Der Breslauer Domvikar und Jugendseelsorger Gerhard Moschner als Organisator der vertriebenen katholischen Schlesier, Ostfildern 2001 (Arbeiten zur schlesischen Kirchengeschichte 12).

Bild: Bistum Regensburg, Bischöfliche Zentralbibliothek.                                                                                                                     Hans-Ludwig Abmeier

 
 

Quelle; " Ostdeutsche Biographie"