Richard Paul Wilhelm Kube
(*
13. November
1887 in
Glogau; †
23. September
1943 in
Minsk)
war Journalist,
Gauleiter von
Brandenburg und
Generalkommissar für
Weißrussland in Minsk.
Kube studierte von 1908 bis 1912
Geschichte,
Staatswissenschaften und
Theologie, war Mitbegründer und Führer des
Deutschvölkischen Studentenverbands[1]
sowie Mitglied im
Verein Deutscher Studenten. 1912 wurde er Vorsitzender des
Völkischen Akademikerverbandes. Im Jahr 1917 wurde er wegen
seiner Parteiarbeit für die
Konservative Partei in Schlesien nach wenigen Wochen
Kasernendienst vom
Kriegsdienst zurückgestellt. Er übte nach dem Studium bei
verschiedenen konservativen Blättern den Beruf des Journalisten aus.
Kube gehörte zu den Gründern des „Deutschen
Bismarckbund“ („Bismarck-Jugend“
1920) und wurde deren Reichsführer. 1920 wurde er Generalsekretär
der
DNVP, trat aber im Jahr 1923 zur
DVFP über. Im Jahr 1924 wurde er für die
Nationalsozialistische Freiheitspartei in den
Reichstag gewählt und war ab 1928 Mitglied der
NSDAP. 1928 wurde er
Gauleiter der NSDAP im Gau
Brandenburgische Ostmark (ab Mai 1933 Gau Kurmark genannt).
Zwischen 1928 und 1933 war er Mitglied und Vorsitzender der NSDAP-Fraktion
im
preußischen Landtag.[2]
Im Jahr 1932 wurde er Kirchenvorsteher der Berliner
Gethsemane-Gemeinde
und der
Kreissynode Berlin-Stadt III und Initiator der Glaubensbewegung
Deutsche Christen.
Nach der „Machtergreifung“
der Nationalsozialisten 1933 wurde er zum
Oberpräsidenten von
Brandenburg-Berlin
ernannt und nahm diese Funktion zusätzlich kommissarisch für die
preußische Provinz
Posen Westpreußen wahr. Beide Ämter übte er bis 1936 aus.[2]
1933 wurde er Mitglied der
SS; ab 1934 war er SS-Gruppenführer.Über
Juden äußerte Kube 1934: „Der Pestträger muss ausgemerzt
werden.“
1936 wurde Kube wegen einer entstandenen Differenz mit
Martin Bormann aller staatlichen und Parteiämter enthoben.[2]
Der Grund dafür war, dass Kube außergewöhnlich korrupt war. Es waren
zum Beispiel mehrere Verfahren wegen Diebstahls, übler Nachrede und
ähnlichem anhängig. Auch hatte er anonym dem
Obersten Parteirichter
Walter Buch nachgesagt, dass dessen Frau „jüdisches Blut“ habe.
Im Jahr 1940 wurde er
SS-Rottenführer im
KZ Dachau. Nach dem
deutschen Überfall auf die UdSSR wurde er politisch reaktiviert
und am 17. Juli 1941 zum
Generalkommissar für den
Generalbezirk Weißruthenien in
Minsk
ernannt. Das Amt übte er bis zu seinem Tod im Jahre 1943 aus.
Am 9. September 1941 veröffentlichte er einen Aufruf an die
Bevölkerung: „Wer noch im Besitz irgendeiner Waffe oder
irgendwelcher Munition gefunden wird, wird erschossen. Ebenso werden
die erschossen, die von dem Vorhandensein von Waffen oder Munition
wissen.“
Kube war am
Holocaust beteiligt, stellte sich allerdings gegen die geplante
Vernichtung von deutschen Juden in seinem Hoheitsgebiet, welche
dekorierte Soldaten des
Ersten Weltkrieges waren. Unter anderem appellierte er an das
Reichssicherheitshauptamt und sabotierte eine
Liquidierungsaktion gegen Juden des
Minsker Ghettos von SS-Obersturmbannführer
Eduard Strauch. Die Methoden Strauchs trafen bei Kube auf
vollkommene Ablehnung. Diese Art des Vorgehens sei "eines deutschen
Menschen und eines Deutschlands Kants und Goethes unwürdig."
In einem Brief Strauchs an Obergruppenführer
Erich von dem Bach, empfahl er die Entlassung Kubes. Er
beschuldigte Kube, nicht zwischen Deutschen und deutschen Juden
unterscheiden zu können. Er habe darauf bestanden, dass die Juden
Kultur besäßen und seine Vorliebe für
Offenbach und
Mendelssohn bekundet. Einen Polizisten, der einen Juden
erschossen hatte, habe er "Schwein" genannt. Zudem habe er Juden
gewarnt, als der Judenrat in Minsk dazu aufgefordert wurde, 5000
Juden zur "Aussiedlung" bereitzustellen.[6]
Andererseits erhob Kube offenbar keinen Einspruch gegen die Tötung
arbeitsunfähiger deutscher Juden, führte einer Delegation einen
Gaswagen vor und bereicherte sich persönlich am jüdischen Besitz.
Kube war unberechenbar und ständig in Machtkämpfe verwickelt.
Auseinandersetzungen gab es mit
Reinhard Heydrich,
Heinrich Himmler, und
Eduard Strauch.
Am 23. September 1943 wurde Kube in Minsk durch eine Bombe
getötet, die die weißrussische
Partisanin Elena Mazanik, als Dienstmädchen eingeschleust, unter
dem Bett versteckt hatte.
Nachfolger von Kube in dessen Funktion als Generalkommissar wurde
Curt von Gottberg.