Adalbert Czerny (*
25.
März
1863 im Ortsteil Szczakowa von
Jaworzno,
Polen
(damals
österreichisch
Galizien); †
3. Oktober
1941 in
Berlin)
war ein deutscher Kinderarzt und Hochschullehrer (Geheimer
Medizinalrat, Prof. Dr. med., Dr. phil. h.c.). Adalbert Czerny
begründete die internationale
Pädiatrieschule an der Berliner
Charité.
[1] Er gilt als einer der Mitbegründer der modernen
Kinderheilkunde. Mehrere Kinderkrankheiten wurden nach ihm benannt.
Der Sohn eines Eisenbahningenieurs wuchs in
Wien
und seit 1879 in
Pilsen
auf. Dort machte er 1882 das Abitur und studierte anschließend der
deutschen Universität in Prag Medizin. Nach der Promotion 1888
und arbeitete er als Assistent von Alois Epstein (1849 – 1918) an
der zur Prager Universitätskinderklinik gehörenden Findelanstalt.
1893 habilitierte er sich mit einer schriftlichen Arbeit zum Thema "Zur
Kenntnis der
glykogenen und
amyloiden Entartung" und behandelte im Habilitationsvortrag
bereits ein Thema aus seinem späteren Arbeitsbereich der Pädiatrie "Die
Ernährung des Säuglings aufgrund der physiologischen Funktion seines
Magens". Die medizinische Fachwelt wurde auf Czerny aufmerksam,
und bereits im gleichen Jahr wurde er von den Universitäten
Innsbruck und Breslau umworben. Er wählte Breslau und arbeitete dort
zunächst als außerordentlicher Professor und seit 1906, nachdem er
einen Ruf nach München abgelehnt hatte, als persönlicher Ordinarius.[2]
1910 erhielt Czerny einen Ruf als Ordinarius für Kinderheilkunde an
die neu erbaute Kinderklinik in
Straßburg und wechselte wenig später (1913) als Nachfolger
Johann Otto Leonhard Heubners an die Berliner
Universitätskinderklinik der
Charité, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1932 blieb.
Als Emeritus übernahm er mit 71 Jahren einen Lehrstuhl an der
Medizinischen Akademie in
Düsseldorf, wo er von 1934 bis 1936 kommissarisch die dortige
Kinderklinik leitete.
Czerny heiratete 1895 in Breslau Martha Retter (1874-1967). Ihr Sohn
Marianus Czerny (1896-1985), Dr. phil., Dr. rer. nat. h.c., war von
1938 bis 1961 Ordinarius für Experimentalphysik in
Frankfurt am Main.
Adalbert Czerny starb am 3. Oktober 1941 in Berlin und fand seine
letzte Ruhestätte in Pilsen.
Die von Czerny begründete Schule beschäftigte sich vor allem mit
der
Ernährungsphysiologie und der
Stoffwechselpathologie des Säuglings. Während seiner Berliner
Amtszeit an der Universitätskinderklinik führte er die teilweise von
Huebner begonnenen Forschungen zur
Säuglingssterblichkeit weiter und stellte sie auf eine
wissenschaftliche Grundlage. Zusammen mit seinem Schüler und
Mitarbeiter Arthur Keller (1868-1934) fasste Czerny die Ergebnisse
in seiner Breslauer Zeit 1906 in dem zweibändigen Werk "Des Kindes
Ernährung, Ernährungsstörungen und Ernährungstherapie" – in
Fachkreisen kurz als der „Czerny-Keller“ geläufig – zusammen;
weitere Veröffentlichungen folgten 1917 und 1928.
Dieses Handbuch hat die Ernährungslehre in der Kinderheilkunde und
damit die Entwicklung der
Pädiatrie bis in die heutige Zeit grundlegend bestimmt. Der
Begriff Ernährungsstörung, den er benutzte, wies auf den
Zusammenhang zwischen Ernährung und Krankheit hin. Czerny
unterschied die drei Gruppen des ernährungsbedingten, des
infektbedingten und des konstitutionsbedingten Schadens.
Ein zweiter Schwerpunkt seiner Forschungen war der Zusammenhang
zwischen Ernährungsstörungen und dem Verhalten des Kindes. Seine
immer wieder neu aufgelegte Vorlesungssammlung von 1908 "Der Arzt
als Erzieher" zeigt schon im Werktitel diesen Ansatz.[3]