Friedrich Wilhelm Leopold Pfeil
(*
28.
März
1783 in Rammelburg, heute Ortsteil von
Friesdorf,
Mansfelder Land; †
4. September
1859 in
Bad Warmbrunn,
Kreis Hirschberg, Provinz
Schlesien, heute
Cieplice Śląskie-Zdrój) war ein
deutscher
forstlicher Praktiker, Hochschullehrer und
Forstwissenschaftler. Er gilt als die überragende forstliche
Persönlichkeit seiner Zeit in
Norddeutschland und gehört zu den so genannten „Forstlichen
Klassikern“ von internationalem Rang.[1]
Friedrich Wilhelm Leopold Pfeil, der sich zeitlebens stets
Wilhelm Pfeil nannte, entstammte einer alten Bürgerfamilie aus
Freyburg (Unstrut) im späteren
Königreich Sachsen, die sich dort bis weit in das 16.
Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Seine Eltern waren der Justizamtmann
in der
Grafschaft Mansfeld und Schriftsteller
Johann Gottlob Benjamin Pfeil (1732–1800) und Eva Clara Johanna
Leonardine geborene Goeckingk († 1792), die Schwester des Dichters
und Nationalökonomen
Leopold Friedrich Günther von Goeckingk (1748–1828).[2]
Wilhelm Pfeil war das vierte von insgesamt acht Kindern aus dieser
Ehe.
Wilhelm Pfeil verlebte seine Jugendjahre im Schloss von
Rammelburg, dem Wohnsitz der Eltern. Sein Vater war nämlich neben
seinen sonstigen Tätigkeiten Generalbevollmächtigter über die großen
Güter der freiherrlich von Friese’schen Familie, wozu auch das
Schloss gehörte. Der waldreiche
Ostharz und der Umgang mit Förstern prägten seine Kindheit. Wie
sein Vater wollte auch er
Jurist
werden. Nachdem er zunächst durch einen
Hauslehrer unterrichtet worden war, besuchte er ab 1797 das
Ascherslebener Gymnasium Stephaneum. Nach dem frühem Tod seines
Vaters war er 1801 jedoch gezwungen, den Besuch vor dem Abitur
abzubrechen und eine praktische Tätigkeit auszuüben, da die Familie
mittellos geworden war.
Aus Neigung ergriff er den Beruf des einfachen
Försters und verbrachte die vorgeschriebene dreijährige
Jägerlehre von 1801 bis 1804 in den königlich preußischen
Oberförstereien Königshof (heute Königshütte) bei
Elbingerode unter seinem Lehrmeister Kersten und
Thale.
Dem königlich-preußischem Oberförster lag die
Jagd
jedoch mehr als alles andere, sodass die forstliche Ausbildung
Pfeils keine großen Fortschritte machte. Seine Beobachtungsgabe
wurde in dieser Zeit jedoch geschärft, was ihm im Laufe seiner
Karriere sehr zu gute kam. Nachdem er in Königshof die
vergleichsweise einfache
Fichtenwirtschaft kennengelernt hatte, absolvierte er auf
Anraten seines Lehrherrn den zweiten Teil seiner Ausbildung in einem
Laubholzrevier. Dazu begab er sich nach Thale, wohin er auch
später immer wieder gern zurückkehrte. Dort lernte er auch den
Oberforstmeister von Hünerbein kennen, der ihm den Zugang zur
Theorie eröffnete. Nachdem sich Pfeil wenige Monate an der
Vermessung des Reviers
Sehlde
beteiligt hatte, nahm er zum Ende seiner Lehrzeit im Frühjahr 1804
als Gehilfe von Hünerbeins an einer Inspektionsreise in die
preußische Exklave Neuenburg in der
Schweiz teil. Die Route führte von
Halberstadt über
Bamberg,
Nürnberg,
Ulm,
Schaffhausen und
Konstanz mit Abstechern nach
Lausanne und
Genf
und die
Alpen. Es sollte die weiteste Reise seines Lebens bleiben.
Nach seiner Lehrzeit bewarb sich Pfeil nach Vermittlung durch
einen Onkel am Hof Fürst Carolath-Beuthens in
Niederschlesien. Zuerst diente er ab 1804 als Gehilfe eines
Försters in
Kleinitz und
Carolath, ab 1806 dann dort als Förster. Im Jahr darauf
heiratete er Albertine Beate Nowack (1791–1870). Aus der Ehe gingen
eine Tochter (1811 geboren) und drei Söhne, Hugo Theobald
(1809–1848), Hermann Rudolph (1811–1850) und Arnold Erich Ottomar
(1825 geboren) hervor.[2]
Die beiden ältesten Söhne ergriffen ebenfalls den Forstberuf,
starben jedoch beide noch vor ihrem 40. Lebensjahr. Der dritte Sohn
wurde Jurist, und auch die Tochter heiratete später einen Juristen.
Obwohl Wilhelm Pfeil als Privatförster nie beim Militär gedient
hatte, nahm er 1813 an den
Befreiungskriegen gegen
Napoleon teil und kommandierte dabei eine
Landwehr-Kompanie.
Sein beruflicher Aufstieg in Carolath vollzog sich danach rasch:
1815 wurde er zum
Oberförster, 1816 zum
Forstmeister befördert. In jenen Jahren in Niederschlesien
begann Pfeil in einem einmaligen Kraftakt ein Selbststudium, um die
bisher fehlende theoretischen Kenntnisse – er hatte nie eine
Forstschule oder gar eine Universität besucht – zu ergänzen.
Innerhalb weniger Jahre eignete er sich das Wissen der gesamten
damals zur Verfügung stehenden forstlichen Literatur an. Von Pfeil
ging in den nächsten Jahren bis zu seinem Lebensende eine wahre Flut
von Veröffentlichungen aus. Seine Gabe, Gedanken rasch, überzeugend
und äußerst präzise zur Papier zu bringen, macht ihn zu einer
außergewöhnlichen Erscheinung in der forstlichen Wissenschaft.