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Kirch
Gottfried,
begann seine astronomischen Studien in Jena bei E. Weigel, der ihn
zur Erlernung der Beobachtungskunst an J. Hevelius in Danzig empfahl.
Alsdann betätigte er sich ohne Bindung an ein Observatorium in Guben,
Lobenstein, Coburg und Leipzig als Hersteller volkstümlicher Kalender,
die zuerst 1667 erschienen und sich großer Beliebtheit erfreuten.
1681-1702 veröffentlichte Kirch sein „Ephemeriden motuum coelestium“,
die auf den „Tabulae Rudolphinae“ von Kepler und auf eigenen Tafeln
beruhten, durch deren Verwendung er aufgetretene Fehler ausgleichen
wollte. Daneben entfaltete Kirch eine rege Beobachtertätigkeit.
Er
beschaffte sich neben einem 4füßigen Quadranten mehrere Fernrohre,
entwickelte für genaue Messungen ein Mikrometer (1679) und war auf
umsichtige Durchmusterungen des Himmels bedacht. Seine Entdeckungen
machten ihn als Astronom weithin bekannt. Er veröffentlichte 1678
Beobachtungen des 1596 von David Fabricius entdeckten veränderlichen
Sterns „o Ceti (Mira)“, beschrieb Sonnenflecke und entdeckte den großen
Kometen von 1680, dessen eingehende Beobachtung einen Wandel im Urteil
über die Kometen einleitete. Kirch war der erste Astronom, der mit dem
Fernrohr systematisch nach Kometen suchte. So beobachtete er gemeinsam
mit Christoph Arnold in Leipzig den Kometen von 1686 und entdeckte im
gleichen Jahr die Veränderlichkeit des Sterns „χ Cygni“. Hier fand er in
Maria Margaretha Winkelmann, die von Chr. Arnold für die Astronomie
begeistert worden war, seine 2. Frau und tüchtige Mitarbeiterin, mit der
er 8 Jahre in Guben verbrachte, bis er am 18.5.1700 zum Mitglied und
Astronomen der Sozietät der Wissenschaften in Berlin ernannt wurde, um
der zu errichtenden Sternwarte vorzustehen und die alljährliche
Herausgabe amtlicher Kalender zu besorgen. Diese ergaben sich aus der
1699 auf dem Reichstag zu Regensburg beschlossenen Einführung des
„Verbesserten Reichskalenders“ für Brandenburg beziehungsweise Preußen
und aus dem in Berlin erlassenen Kalenderprivileg vom|10.5.1700,
einer Haupteinnahmequelle für die Sozietät und spätere Akademie der
Wissenschaften bis 1812. Die Kalender wurden zunächst bis 1710 von Kirch
und seiner Gattin unter Mitwirkung des Gehilfen Johann Heinrich Hoffmann
(1669–1716) bearbeitet. Danach haben Kirchs Kinder Christfried (bis
1740) und Christine (bis 1772) das „Kalenderamt“ weitergeführt;
letzterer trat 1772 Johann Elert Bode als Rechner zur Seite.
Als Kirch nach Berlin kam. bestand die Sternwarte noch nicht; sie wurde
zwar 1708 provisorisch fertig, aber erst 1711 eingeweiht. Trotzdem
entfalteten Kirch und seine Frau eine rege astronomische und
meteorologische Beobachtertätigkeit, die sich unter anderem auf
Planetenkonjunktionen (1702), den Merkurdurchgang (1705), veränderliche
Sterne und so weiter bezogen, wobei sie ihre eigenen Instrumente
benutzten, die auf der Privatsternwarte des Geheimen Rats Bernhard
Friedrich von Krosigk aufgestellt waren. 1702 entdeckte Kirchs Frau
einen Kometen. Obwohl alle wichtigen Beobachtungen veröffentlicht
wurden, enthalten die Tagebücher eine Fülle von weiterem Material.
Nach dem Tode Kirchs verließ seine Frau mit ihrer Familie die
Sternwarte. Sie fand Unterkunft bei der befreundeten Familie Krosigk, wo
sie ihre Beobachtungen auch fortsetzte und folgte 1715 einer Einladung
der Familie Hevel nach Danzig. Hier entstanden ihre Ephemeriden für 1715
und 1716. Sie kehrte mit ihren Kindern 1716 nach Berlin zurück und war
bei ihrem Sohn Christfried bis 1720 an der Sternwarte tätig.
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