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Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

         Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

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Hans Blüher

* 17.02.  1888 in Freiburg in Schlesien;

4. 02.1955 in Berlin.

Schriftsteller und Philosoph. 

 

 

Hans Blüher (* 17. Februar 1888 in Freiburg in Schlesien; † 4. Februar 1955 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und Philosoph.

Als frühes Mitglied und „erster Historiker“ der Wandervogelbewegung erlangte er in jungen Jahren große Bekanntheit. Dabei half ihm sein von Tabubrüchen begleitetes Aufbegehren gegen die Traditionseinrichtungen Schule und Kirche. Teils interessiert aufgenommen, teils als skandalös empfunden und bekämpft wurden seine Ausführungen zu homosexuellen Aspekten im Wandervogelbetrieb, die Blüher bald darauf zu einer Theorie der männerbündischen Gesellschaft ausbaute.

In der Übergangsphase vom Kaiserreich zur Weimarer Demokratie atheistisch und zeitweise sozialistisch orientiert, entwickelte Blüher sich in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zum erklärten Republikgegner, bekennenden Protestanten und Monarchieanhänger, der 1928 auch Gelegenheit erhielt, den vormaligen Kaiser Wilhelm II. im holländischen Exil zu treffen. Vom Nationalsozialismus wandte Blüher sich nach eigenen Angaben ab, nachdem 1934 der SA-Führer Ernst Röhm auf Befehl Hitlers ermordet wurde („Röhm-Putsch“).

Seit 1924 lebte Blüher, der eine Ärztin geheiratet und mit ihr zwei Kinder hatte, als freier Schriftsteller und behandelnder Psychologe in Berlin-Hermsdorf. Hier arbeitete er nach seinem Rückzug aus dem öffentlichen Leben in der NS-Zeit an seinem 1949 erschienenen philosophischen Hauptwerk „Die Achse der Natur“.[1]

1896 verließen Blühers Vater, der Apotheker Hermann Blüher, und seine Frau Helene mit dem achtjährigen Hans das schlesische Freiburg und verlegten ihren Wohnsitz zunächst nach Halle und 1898 nach Steglitz, wo der nun Zehnjährige auf das örtliche Gymnasium geschickt wurde. In seiner 1912 vorgelegten ersten Abrechnung mit dieser Schulzeit schrieb Blüher:

„Die geistigen Freuden sind die reinsten und vollendetsten, sie bleiben das ganze Leben über ungeschwächt erhalten und lösen dauernd neue Glücksgefühle aus. Man sollte nun erwarten, daß ein Institut wie die Schule, das sich nur mit geistigen Dingen abgibt, und in der frischesten Zeit des Lebens, geradezu einen Freudentaumel des Entdeckens und Begreifens erzeugen müßte: – Und sie erzeugt gerade das Gegenteil! Sie arbeitet nicht nur mit gelegentlichen Überanstrengungen und Schwierigkeiten, die natürlich auch bei der freiesten geistigen Arbeit nicht zu vermeiden sind, sondern mit einem ganz immensen Unlustüberschuß. Und dieser wird noch dazu einem Lebensalter zugemutet, das wegen seiner Zartheit und Freudebedürftigkeit hierzu am allerwenigsten geeignet ist. Auf diesen jungen Schultern liegt in der Tat eine Last, an die der Mann nur noch mit Grausen zurückdenkt und die ihm noch unaufhörlich in seinen Träumen lebendig wird. […]
Die in der Schule gelehrte ‚Wissenschaft’ und die gesamte Kulturauffassung, die dort vertreten wird, ist ja keine freie, sondern eine restlos angewandte. Sie steht im Dienste aller möglichen Ideale und sonstiger Vorurteile; der Patriotismus und die Religion erfordern, um in den Schülerherzen festen Boden zu finden, eine ganz beträchtliche Färbung und Fälschung der Wirklichkeit. Alles was irgendwie an Wissensstoffen vorgelegt wird, ist daher gesiebt und gereinigt, die Würze des Wirklichen und Menschenähnlichen fehlt und dadurch wird auch der Geist, der diese Wissenschaft aufzunehmen gezwungen wird, unfähig, sich an der Wirklichkeit zu orientieren. Woher soll da geistige Freude kommen, wenn dem Schüler das Instrument verstimmt ist, auf dem er sie hervorspielen könnte..?
[2]

Später urteilte Blüher teilweise deutlich milder und dankbarer, so in der Zweitfassung seiner autobiographischen Darstellung „Werke und Tage“, in der er seine frühere Schule in die Reihe jener Gymnasien stellte, denen er eine herausragende Rolle im deutschen Kulturleben zuerkannte:

„So war auch das Steglitzer Gymnasium vom Schicksal ausersehen, indem aus ihm der Wandervogel und die Jugendbewegung kamen. […] Hätten sich nicht Karl Fischer und seine Bachanten mit d i e s e m Lehrerkollegium auseinandergesetzt: nirgends war sonst in Deutschland der Zeugungsstoff bereit. Die humanistische Bildungsmacht und die romantische Gegenbewegung hatten nur hier ihren kulminierenden Punkt. [3]

Eine Aufwertung erfuhr dort auch Schuldirektor Robert Lück, den Blüher noch 1912 als einen etwas engstirnig in seinen christlichen Überzeugungen befangenen Pädagogen geschildert hatte: „Dabei gehörte er aber nicht zu den üblichen Pastorennaturen, die nichts anderes kennen. Seine Liebe war bei den Griechen; das klassische Altertum galt ihm als Vorstufe zur christlichen Wahrheit, und insofern liebte er es, insofern verzieh er ihm.“[4] In Blühers Lebensrückblick trat anderes in den Vordergrund. Dort heißt es: “Lücks meisterhaftes Werk – das, was sein Leben vor anderen ausgezeichnet hatte – war die Auswahl des Lehrerkollegiums. Wie er das eigentlich fertiggebracht hat, ist jedermann ein Rätsel geblieben. Er hatte hier ein offenbares Charisma. Er machte den Eindruck eines Gehemmten und eigentlich Unfreien; aber das Steglitzer Gymnasium war sein Werk. Er muß also doch einen Freiheitspunkt besessen haben. Fast glich das Kollegium einem Orden.“ [5]

In den Wandervogel aufgenommen wurde Hans Blüher 1902 als 33. Mitglied. Dabei handelte es sich um eine feierliche Prozedur, die Karl Fischer für jeden der neu einrückenden „Füchse“ abhielt. Nach einer Belehrung über Ziele und Gedanken der Wandervogelbewegung wurde der Aspirant darauf eingeschworen, dem Oberbachanten Fischer[6] sowie seinen Bachanten und Burschen die Treue zu halten und wo nötig zu gehorchen. Versprach er dies in Gegenwart mindestens zweier weiterer Zeugen, die das Versprechen beglaubigten, so trug Fischer den Namen in das Scholarenbuch ein.[7]

Hans Blüher begriff diese Gemeinschaft als eine Protestbewegung gegen die „verwitterten Ideale“ der „alten Generation“, denen man durch eigene Anschauungen und Erfahrungen energisch widerstehen müsse.[8] Gegenüber allen pädagogisierenden und auf einen bequemen Wanderbetrieb gerichteten Tendenzen nahm Blüher eine strikt ablehnende Haltung ein. Vorgaben, wonach aus Rücksicht auf jüngere Teilnehmer die Quartiersuche frühzeitig stattzufinden habe, zeigten für ihn nur „mangelndes Verständnis für das große Erlebnis des Grauens, das der Wald und die Nacht in den Gemütern auch der Älteren erzeugt.“ Es liege eine weichliche Vernachlässigung der jungen Persönlichkeit darin, „die Kraft solcher wertvollen Stunden zu brechen“. Auch von Empfehlungen, bei anhaltendem Regen die Wanderung vor Erreichen des Ziels abzubrechen, um Kleidung und Stimmung nicht nachhaltig zu beeinträchtigen, hielt Blüher wenig: „Das alles empfiehlt sich in der Tat für schwache Gemüter, die sich von vornherein sagen müssen, daß sie nicht die Kraft haben, die Unbilden der Witterung mit dem Überschwang ihrer Jugendlichkeit zu übertönen, und wer die alte Wandervogelbachantik kennt und kein Degenerat ist, der kennt auch die unvergeßliche Pracht solcher verzweifelten Regenwettermärsche.“[9]

Quelle; " Wikipedia 2010"