Dietzenschmidt lebte ab 1913 in Berlin und ließ seinen Künstlernamen Dietzenschmidt 1927 als bürgerlichen Namen anerkennen. Ab 1941 lebte er in Baden (Freiburg, Bonndorf). Zugleich behielt er von Kindheit an bis zur Vertreibung 1945 seinen Wohnsitz in Böhmen (zunächst Brüx, später Karlsbad).
Dietzenschmidts Vorfahren gehören zu den Deutschen, die im zwölften Jahrhundert, der Einladung des damaligen Königs folgend, „aus Schwaben“ in die Randgebiete Böhmens eingewandert sind. Meist einfache Leute: Häusler, Bauern, Handwerker. Dietzenschmidts Vater hatte sich als Hutmacher zum Fabrikanten emporgearbeitet. Beide Eltern des Dichters starben in seinem siebzehnten Lebensjahr. Das eigene Leben des Heranwachsenden war durch die damals noch fast unheilbare Tuberkulose stark gefährdet. Ärzten der Universität Prag gelang mit dem kurz zuvor entdeckten Arsphenamin die Heilung, das Herz freilich blieb auf Dauer geschwächt, mit flächigen Narben im Gesicht und einer Lähmung des linken Beines blieb auch der Genesene für immer ein sichtbar Gezeichneter.
Eine Nahtod-Erfahrung während dieser Zeit (wie sie seitdem auch von vielen Anderen berichtet worden ist), das Erleben einer Phase tiefsten Friedens und unbedingter Einheit mit Allem machte den religiösen Skeptiker zum Gottsucher. Sein innerer Weg führte vorwiegend durch die mystischen Zweige der großen Weltreligionen, „bis dann die überquellende, wogende Vielfalt der mystischen Ströme mündete in den stillen, ruhenden, sonnen- und gottbeglänzten See klaren, reinen Wassers: der alle Mystik in demütiger Einfachheit, bedingungsloser Liebe und gottmenschlicher Ehrfurcht umfassenden Frohbotschaft Christi“ (Zitat aus Dietzenschmidts Selbstbiographie von 1953). Fortan lebte er ganz der Berufung und Pflicht, die erlösende Einsicht auch anderen Menschen zu vermitteln. Sein Wahlspruch damals: „Mein Amt sei Liebe. Aller Amt sei Liebe.“
Als Medium seiner Verkündung erkannte er das Drama: Erörtern von Schicksalen und Spannungen in gegenwärtigem Geschehen auf der Bühne. Seine oft derbe Diesseitsdarstellung verweist stets auf eine Kraft und Macht jenseits des Fasslichen, die Alles, was ist, erschafft, gestaltet und letztlich birgt.
Um die Jahrhundertwende hatten sich Jugendbewegung und Lebensreform von erstarrten Lebens-Formen und -Inhalten der vorangegangenen Epoche abgekehrt. Diese Erneuerung haben damals auch religiöse Vereinigungen aufgenommen, so der Bühnenvolksbund im deutschen Reich und die deutschböhmischen Jugendvereinigungen. Zu ihren geistigen Führern gehörte Dietzenschmidt. Seine Auffassung von menschlicher Schuld und göttlicher Gnade (Kern des religiösen Dramas) beruhte auf persönlichem Erleben und stand keineswegs immer im Einklang mit der Lehre der Amtskirche. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Böhmen jedoch, mit denen er Laien- und Stegreifspiele gestaltete und mit denen er nach Vorträgen zu diskutieren hatte, verstanden seine Art religiöser Dialektik und nahmen sie an, ebenso die Leiter dieser Gruppen.
Lyrische Texte Dietzenschmidts gestalten (mitunter intimes) erotisches, religiöses und auch historisches Erleben in herkömmlicher Form. Er hat solche Gedichte aber nur nebenher oder gar nicht veröffentlicht.
Dem national-sozialistischen Regime war Dietzenschmidt wegen seiner Themen aus jüdischer und christlicher Überlieferung als Bühnenautor unerwünscht. Immerhin durfte er nach 1933 noch Kunstberichte schreiben für das Berliner Tageblatt bis zu dessen Schließung Ende Januar 1939. Danach war er freier Schriftsteller, unterstützt von dem Freiburger Erzbischof Dr. Conrad Gröber. Die Notzeit nach dem Ende des Krieges überstand er mittellos und entkräftet. Seine Fähigkeiten bewies er ein letztes Mal, als er 1951 zu politischem Anlass ein Festspiel verfasste und die Aufführung mit erwachsenen Laien gestaltete. Abgesehen davon schaffte er trotz zahlreicher Pläne als Künstler keinen Neubeginn. Seit 1945 haben nur noch vereinzelt Jugendgruppen Stücke von Dietzenschmidt aufgeführt.