Prof.
Dr. Rudolf
Walter wurde
als Sohn des Groß-Wierauer Lehrers und Kantors geboren und besuchte
bis zum Abitur 1937 das humanistische Gymnasium im nahe gelegenen
Frankenstein. Er studierte Kirchen- und Schulmusik sowie
Musikwissenschaft (mit den weiteren Fächern Germanistik, Philosophie
und Kunstgeschichte) zunächst an der Lehrerbildungsanstalt in Beuthen,
dann an den Universitäten Straßburg, Breslau und Mainz, promovierte
dort 1949 und legte im Wintersemester 1955/56 das Schulmusikexamen ab.
1950 bis 1952 war er Lehrbeauftragter an der Würzburger Universität
und zusätzlich Dozent von 1950 bis 1957 am Hochschulinstitut für Musik
in Mainz, ab Wintersemester 1963/64 auch Lehrbeauftragter und ab
Frühjahr 1972 Honorarprofessor im Fach Musikwissenschaft in der
Philosophischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität, 1985 bis
1989 auch Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg. Schließlich
wirkte er von 1967 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1983 als
Professor und Abteilungsleiter der katholischen Kirchenmusik sowie als
Orgellehrer an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in
Stuttgart.
Trotz
dieser vielfachen Belastungen war er schon während seines
Kriegsdienstes bei der Wehrmacht als Kirchenmusiker tätig: ab Juli
1942 bis Kriegsende Chorrektor und Organist an St. Maria auf dem Sande
in Breslau, vom September 1945 bis
Mai 1948 Organist an St. Josef in
Weiden/Oberpfalz und obendrein als Organist und Orgellehrer bei
den Regensburger Domspatzen, von Mitte Mai 1948 bis Ende Februar 1961
Kirchenmusikdirektor an der Pfarrkirche in Bad Kissingen und von März
1961 bis Ende Januar 1983 in gleicher Eigenschaft an der Katholischen
Universitäts-Kirche in Heidelberg.
Schon
diese biographischen Daten zeigen die vielseitig enorme Schaffenskraft
von Prof. Dr. Rudolf Walter auf verschiedenen Gebieten der Musik: als
Orgelvirtuose in Konzerten des In- und Auslandes, auch vereinzelt mit
Uraufführungen, als Orgellehrer, Kirchenmusikdirektor, als Dozent und
Professor, als Musikwissenschaftler sowie als Editor älterer
Kompositionen. Seinen Hang zu Zuverlässigkeit und Gründlichkeit in der
Benutzung und Darstellung von Quellen und Aktenmaterialien belegt er
in seinen wissenschaftlichen Publikationen, einen Hang, der sich
öfters zu Ergänzungen in seinen Beiträgen bis kurz vor dem Ausdruck
bemerkbar machte. Trotz seiner langjährigen Schwerhörigkeit nach
Hörstürzen bringt er auch heute noch überraschend materialreiche
Aufsätze in Sammelpublikationen ein. Als einen gewissen Lohn für seine
starke Leistungskraft erhielt er 1987 den Interpreten-Preis der
Eßlinger Künstlergilde und 1999 den Sonderpreis des Kulturpreises
Schlesien des Landes Niedersachsen.