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In Lutz Besch
habe die Kunst
der Erzählung einen Jünger gefunden, der das Gerede vom Tod dieser
Kunstform Lügen strafe, hieß es vor Jahren in einer kritischen Würdigung
des Schriftstellers, der eigentlich ein Dichter ist, nimmt man sein
ebenso umfang- wie facettenreiches Werk als Ganzes.
Es reicht von seinen
Theaterstücken der Jahre 1951 bis 1958, seinen zwischen 1955 und 1986
erschienenen 15 Büchern bis hin zu Hörspielen, Features und
Funkerzählungen für den Hörfunk und Porträts und Dokumentationen für das
Fernsehen, nicht zu vergessen seine Herausgeberschaft im literarischen
wie im musikgeschichtlichen Bereich.
Am 9. März 1918 im
oberschlesischen Kattowitz geboren, ging er nach dem Schulbesuch in
seiner 1922 an Polen abgetretenen Heimatstadt 1931 mit seinen Eltern
nach Nauen bei Berlin und begann noch während des Zweiten Weltkrieges
mit dem Studium de Theater- und Musikwissenschaft und der Germanistik an
der Universität Jena, wo er 1944 mit einer Arbeit über den schwedische
Erzähler und Dramatiker „Hjalmar Bergmann und sein dramatisches Werk“
zum Dr. phil. promovierte. Nach dem Studium und nach dem Kriege folgten
wechselnde Tätigkeiten als Regisseur, Dramaturg und Schauspieler,
schließlich verschrieb sich Besch dem Rundfunk, sowohl dem Hörfunk als
bald auch dem Fernsehen, und dies vorwiegend bei Radio Bremen. Hier war
er von 190 bis 1961 zunächst Hauptabteilungsleiter Wort, dann von 1961 b
1966 stellvertretender Programmdirektor, zugleich von 1964 an Mitglied
der Historischen Kommission der ARD und schließlich bis zu seinem
Ausscheiden im August 1967 auch Leiter der Kulturredaktion des
Fernsehens.
Zu seinen inzwischen zu
seltenen Dokumenten gewordenen, stilbildenden Fernseharbeiten, die von
Kennern besonders registriert wurden, gehören seine Porträtfilme über
Rudolf Alexander Schröder, Manfred Hausmann, Knut Hamsun, Zoltán Kodály
und Robert Neumann. Aus seiner Rundfunkzeit insgesamt entstanden die
Reihe „Rundfunk und Buch“ (Hamburg 1956/57) und die Schallplattenserie
„Deutsche Dichtung – eine klingende Aufgabe“ (Freiburg 1961 ff.). Als
Schriftsteller hat sich Besch seit nunmehr drei Jahrzehnten besonders um
die Form der Erzählung bemüht, angefangen mit dem Band „Immer nach
Hause“ (Hamburg 1955/Zürich 1963) bis hin zu seinen 1986 in Würzburg
unter dem Titel „Augenblicke“ erschienenen 52 Kalendergeschichten, „die
den Leser über den Augenblick der Lektüre hinaus fordern: Stets blickt
man durch das Gitter dessen, was sich ereignet, in die Tiefe des
Hintergrundes“. Auf der Jahrestagung des „Wangener Kreises“ 1975, der
Gesellschaft für Literatur und Kunst „Der Osten“, gab Besch einen
Einblick in seinen inzwischen verwirklichten Plan, den Lebensschicksalen
einiger handelnder Personen aus Gerhart Hauptmanns Traumdichtung „Hanneles
Himmelfahrt“ nachzugehen, sie – wie er selber sagt — „ausführlicher zu
beobachten, als der Dramatiker sie uns allgemein vorstellt“, und so die
Lebensgeschichte von Gestalten weiterzuerzählen, welche Hauptmann zum
Teil nur für ein paar Minuten auf die Bühne gebracht hat. Auf die
„Lebensgeschichte des Mattern-Maurer“ (1975) folgte die
Lebensbeschreibung der „Hedwig Soldin, zu allerletzt Tulpe genannt“
(1977) und schließlich die Biographie des Lehrers Heinrich Gottwald
(1978) mit dem Titel „Da habe ich sie erst einmal zu mir genommen“. Die
„Lebensgeschichten“ erschienen 1987 ebenfalls in Würzburg.
Für seinen Band „Die
barmherzigen Pferde“ (Zürich 1962) erhielt Besch 1963 den Förderpreis
des Andreas-Gryphius-Preises (Ostdeutscher Literaturpreis) der
Künstlergilde Esslingen. Er ist außerdem Eichendorff-Preisträger des
„Wangener Kreises“. Seit 1968 lebt Besch in Wagrain im salzburgischen
Pongau am Paßübergang zwischen dem Salzach- und dem Ennstal, wohin ihn
damals seine Freundschaft mit dem österreichischen Erzähler Heinrich
Waggerl zog. Zu dessen 70. Geburtstag am 10. Dezember 1967 gab
Besch die Festschrift „Heinrich Waggerl – genauer betrachtet“ (Salzburg
1968) heraus. Drei Jahre nach Waggerls Tod veröffentlichte er auch
dessen Nachlaß (Salzburg 1976 ff.). Lutz Besch ist Mitglied des Wangener
Kreises (Gesellschaft für Literatur und Kunst „Der Osten“), der Stiftung
Kulturwerk Schlesien (Würzburg), des Engadiner Kollegiums und des P.E.N.
(Österreich).
Werke:
Aller Tage Abend, Urauff. Solingen 1951; Rast vor Hamchang, Urauff.
Hamburg 1953; Die Leute aus Saggad, nicht gespielt, 1956; Pikadon, nicht
gespielt, ca. 1958; Immer nach Hause, Erz., Hamburg 1955/Zürich 1963;
Wartesaal, Erz., Hamburg 1956; Ausgesät sind sie alle, Erz., Zürich
1959; Die barmherzigen Pferde, Hamburg/Zürich 1962; Berichte aus Sammels,
Roman, Zürich 1965; Mein Weg zur Musik, Gespräche mit Zoltán Kodály,
Zürich 1966; Musik, Musik vor allen Dingen, Erz., Zürich 1968; Gespräche
mit Edzard Schaper, Zürich 1968; Das Leben Mozarts (mit B.C. Fischer),
Salzburg 1968; Spielstunden, Erz., Zürich 1970; Beethoven, eine Rede,
Zürich 1971; Posermann in Wagrain, Roman für Kinder, Wien 1972; Abschied
vom Paradies, Roman, Zürich 1974; Lieber Gott, ich danke dir, Fabiennes
Gebetein, Lyrik, Hamburg 1979; Augenblicke, Kalendergeschichten,
Würzburg 1986. Mitarbeit in Zeitschriften und Anthologien.
Herausgebertätigkeit: Rundfunk und Buch l-6, Hamburg 1956ff.; Deutsche
Dichtung, eine klingende Anthologie auf Schallplatten, Freiburg 1961
ff.; Auszug des Geistes, die wissenschaftl. Emigration nach 1933 (Bremer
Beiträge IV.), Bremen 1962; Menschenbild und Lebensführung, München
1963; Karl Heinrich Waggerl – genauer betrachtet (zum 70. Geb.),
Salzburg 1967; Lob der Freundschaft, Zürich 1969; Glück mit Kindern,
Zürich 1979; Waggerl – Nachlaß, Salzburg 1976ff.; Hörspiel – Feature –
Funkerzählung – u.a.; Fernsehen: Porträt – Dokumentation – Musik – u.a.
Heinz
Rudolf Fritsche (1988)
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