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Am 18. Oktober 1985 feiert
Prof. Dr. Fritz
Feldmann in Hamburg seinen
achtzigsten Geburtstag.
Trotz seiner Krankheit, die ihm seit etlichen
Jahren zu schaffen macht, nimmt er vor allem an den Forschungsvorhaben
und -arbeiten zur Musikgeschichte Schlesiens, die für ihn stets eine
Hauptaufgabe waren und sind, regen Anteil.
In zahlreichen Aufsätzen und
Beiträgen sowie Lexikonartikeln (in: Die Musik in Geschichte und
Gegenwart, Neue deutsche Biographie, The New Grove Dictionary of Music
and Musicians) hat er nicht nur zur Erhellung von Musikern, Komponisten
und der Musikgeschichte Schlesiens beigetragen, sondern vor allem in
seinen Untersuchungen die schlesischen Beziehungen zum übrigen deutschen
Raum, die wechselseitigen musikalischen Einflüsse und Bindungen
Schlesiens an die Nachbarn einbezogen. Feldmann galt und gilt als der
Fachmann für die schlesische Musikgeschichte, dessen Rat gern eingeholt
wurde. Seine Materialsammlung zu einem großangelegten schlesischen
Musiklexikon beschäftigt ihn jetzt noch. – Schwerpunkte in seinen
Publikationen liegen im Mittelalter und der Renaissance, der
musikalischen Figurenlehre, die auch sein akademischer Lehrer Arnold
Schmitz bevorzugt erforschte, der Geschichte von Tanzsätzen, auch in
Robert Schumanns Schaffen. Eine Übersicht über die Publikationen von
Fritz Feldmann ist in dem ihm als Festschrift gewidmeten Band 8 (1982)
von ,Musik des Ostens' zu finden.
Fritz
Feldmann ist in seiner schlesischen Heimatstadt Gottesberg (Krs.
Waldenburg) aufgewachsen. Nach seinem Abitur studierte er ab 1924 in
Breslau Musikwissenschaft, Geschichte, Erdkunde, Philosophie und
Schulmusik. Er promovierte 1932 bei seinem Lehrer Arnold Schmitz über
eine schlesische mittelalterliche Musikhandschrift, die um 1500
entstanden ist, und habilitierte sich 1937 in Breslau mit seiner, in
zweiter Auflage 1973 herausgekommenen Schrift ,Musik und Musikpflege im
mittelalterlichen Schlesien'. 1939 bis 1941 war Feldmann
stellvertretender Direktor des Musikwissenschaftlichen Instituts und des
Hochschulinstituts für Kirchen- und Schulmusik der Universität Breslau;
er wurde dann zur Wehrmacht eingezogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging
er 1948 zunächst in den Hamburger Schuldienst; im gleichen Jahr
habilitierte er sich an die dortige Universität um. 1952 wurde er
außerplanmäßiger Professor und übernahm bald darauf den Lehrstuhl für
Musikgeschichte an der Musikhochschule in Hamburg. Feldmann hat viele
Studenten der Schulmusik musikwissenschaftlich ausgebildet und betreut.
Ein großer Kreis seiner Schüler war und ist im künstlerischen Lehramt
für Musik an höheren Schulen – oft in leitenden Positionen – sehr
erfolgreich tätig. Einige seiner ehemaligen Studenten in Breslau sind
nun auch schon wieder einige Jahre pensioniert. 1965 wurde Feldmann
Mitglied des Johann Gottfried Herder-Forschungsrates in Marburg/Lahn und
gab als Leiter der musikgeschichtlichen Arbeitsgruppe bis 1982 die Bände
von ,Musik des Ostens' (Bd. 5-8) heraus. Ihm unterstand auch die
anfänglich noch selbständige Hamburger Forschungsstelle für
Musikgeschichte, die unter seinem Vorgänger Walter Wiora in Kiel als
eigenes musikgeschichtliches Institut des Herder-Forschungsrates geführt
wurde. Fritz Feldmann wurde in seinen wechselreichen Lebensabschnitten
von seiner Frau Ria hilfreich und treu unterstützt, als ausgebildete
Musikwissenschaftlerin konnte sie ihm bei seinen Forschungsarbeiten
wirksam zur Seite stehen.
Wäre von
der Musikgeschichte Schlesiens ohne seine erfolgreiche Tätigkeit heute
noch so viel lebendig? Wohl kaum. Die jetzigen Bemühungen und Vorhaben
konnten auf seinen Arbeiten und auf seinem Wissen ansetzen und aufbauen.
Für die evangelische Kirchenmusik Schlesiens brachte Feldmann seine über
viele Jahre laufenden Studien selbst noch in seinem Buch ,Die
Schlesische Kirchenmusik im Wandel der Zeiten' (Das Evangelische
Schlesien VI. Bd./2. Teil, hrsg. von Gerhard Hultsch, 1975) ein. Auf
anderen Gebieten der schlesischen Musikgeschichte wird entsprechend
seinem Anliegen weiter gearbeitet. Für alle Publikationen, Gespräche,
Anregungen und Anstöße sei Fritz Feldmann herzlich dankgesagt.
Hubert Unverricht (1984 |
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