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Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

         Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

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                   .

                                                                                                                                     zum   Buchstaben R       zu   Maler.  

Röhricht  Wolf

                                             *  20.4.1886 in Liegnitz,

   † 29.12.1953 in München.

Maler.
                   

       
 

Gelingt es dem Künstler, die Andacht, die seinem Schaffensdrang den Antrieb gibt, vermittelst seiner Gestaltungskraft auf den Beschauer zu übertragen, dann, aber auch nur dann haben wir es mit Kunstwerk zu tun.“

Diese Sätze aus Wolf Röhrichts Artikel „Vom bildhaften Aquarell und meiner Technik“ in der Deutschen Zeitschrift für Maltechnik, 1944, mögen heute manchem Modernisten und vor allem angesichts zeitbezogener und engagierter Kunst wie aus einem fernen Jahrhundert klingen. Sie sprechen für des Künstlers Auffassung fern jeder Vordergründigkeit. Er  ist als Maler und Zeichner in seiner ganz auf das Schöne und Wahre bedachten Darstellungsart der noble Ästhet geblieben, für den Bildnis, Stilleben und vor allem die Landschaft, die gewachsene Natur, die von Menschen gestaltete Kulturlandschaft neuen Anreiz zu einer noblen Verdichtung und Umsetzung in weltfestlicher, weltfrommer, aber auch melancholischer Anschauung boten.

An äußeren Daten hat sein Leben nicht viel auf zuweisen: Die Herkunft aus dem schlesischen Liegnitz, das vom Elternhaus gewünschte Jurastudium in München und mit Promotionsabschluß in Berlin, daneben das eigentliche „Leibstudium“, die Kunst (vor allem bei Heinrich Knirr in München). Dieses wird in freundschaftlichem Umgang mit dem großen, früh vollendeten Maler Waldemar Rösler auf Reisen und schließlich in Paris bei Pierre Bonnard und Edouard Vuillard fortgesetzt. Westliches und Östliches, Spätimpressionismus und gemäßigter Expressionismus treffen sich zu besonderer Synthese im späteren Schaffen und kommen dem Lehrer an der Schule des Vereins Berliner Künstlerinnen (ab 1926) zugute.

Vermittelnde, fördernde, ausgleichende, helfende Tätigkeit, seiner Noblesse und seinem Temperament entsprechend, nützen Organisationen und vielen Kollegen dank seiner Mitwirkung in der Berliner Sezession, der Münchner Sezession, im Künstlerbund Schlesien, nach dem Krieg in Bayern, vor allem in München (eine Zeitlang auch als Nachbar des Komponisten Richard Strauss in Garmisch-Partenkirchen) im Vorstand der Ausstellungsleitung Haus der Kunst.

Des Malers Witwe Kit Röhricht, selbst eine geachtete bildende Künstlerin, hütet und pflegt sein Erbe in Publikationen und Ausstellungen. Sie hat der Ostdeutschen Galerie Regensburg eine bedeutsame Stiftung gemacht, die einen Querschnitt durch sein Lebenswerk dokumentiert. Zu den zusätzlich erworbenen Hauptwerken des Künstlers gehört das Ölbild „Trauerfeier für Reichsaußenminister Dr. Gustav Stresemann“, ein gewichtiges und symbolkräftiges „Historienbild“ unseres Jahrhunderts in einer deutschen Schicksalsstunde, das mit dem feierlichen Ernst des Staatsaktes vor dem Deutschen Reichstag an das Bild Adolph von Menzels „Aufbahrung der Märzgefallenen“ (1848/49) gemahnt. In seinem Lebensbericht für Fritz Gurlitts „Graphisches Jahr“, schrieb er 1921: „Manchem scheint die Stärke (die Charakterstärke) in der strengen Verfolgung von Theorien zu beruhen, ich glaube, daß das oberste Gesetz sein muß, sein eigenes Wesen zu erkennen und es in seiner Arbeit abzuspiegeln. Nur dann wird das Werk ehrlich sein, wenn es vielleicht auch dem Zeitgeschmack widerläuft.“

Er schildert, wie er während des Ersten Weltkrieges, gesundheitsbedingt einen Zivildienst ableistend, zum ersten Male in Oberschlesien die großen Hüttenwerke und Hochöfen sah. „Ich machte mich daran, diesen Gegenstand in Bildern und Lithographien zu gestalten. Seitdem bin ich von diesem Thema nicht mehr losgekommen – und ich werde es wohl nie ausschöpfen. Aber ich habe mir vor genommen, über den Hüttenwerken die übrige Erscheinungswelt nicht zu vergessen; denn es erscheint mir ebenso wichtig, die Natur in einem Stilleben oder in einer Landschaft wie in einer heroischen Industrieanlage zu erfassen.“

Es gibt von Röhrichts Hand zahlreiche Porträts, von Bewegungsskizzen bis zu ausgeführten Zeichnungen, von einfühlsamen meditativen Bildnissen, so von dem besonders anrührenden Bild der Gattin aus des Künstlers letztem Lebensjahr bis zu offiziellen Aufträgen, vor allem dem Bildnis des Bundespräsidenten Theodor Heuss aus dem Jahre 1950 – repräsentativ und ganz unmittelbar menschlich zugleich –, das seit Jahren für den Maler Röhricht wie für die Ostdeutsche Galerie Regensburg, der es gehört, am Amtssitz des Bundespräsidenten wirbt.

Den breitesten Raum des Schaffens aber nehmen die Landschaften ein, atmosphärische Skizzen, geradezu ins Mystische reichende Aquarelle, stimmungsstarke Öle kleinerer und größerer Formate. Da gibt es, vor allem aus der Frühzeit, immer wieder die Einkehr in die schlesische Heimat, in die Ebene und vornehmlich ins Riesengebirgsland, atmosphärereiche Motive aus Berlin, Oberbayern und München, von den Studienreisen aus Paris und der Provence, aus südlichen Breiten und aus Skandinavien.

Besonders meisterlich gelangen Röhricht die Alpenbilder, darunter die Winterstimmungen. Und ein Meister war und bleibt er vornehmlich des Aquarells, das er in den meisten Fällen vor der Natur entstehen ließ.

Lit.: Autobiographie, in: Das Graphische Jahr, Fritz Gurlitt, Berlin 1921; Max Goering: Wolf Röhricht, in: Schlesische Monatshefte Breslau, Juli 1931; Katalog der Staatlichen Museen Berlin (Ost), National-Galerie, Gemälde des 20. Jahrhunderts, Akademie-Verlag, Berlin 1976 (unter als „entartet“ beschlagnahmten Gemälden); Kostbarkeiten aus der Ostdeutschen Galerie, Katalog der Ausstellung im Wissenschaftszentrum in Bonn-Bad Godesberg, 1979; Wolf Röhricht, Bilder und Aquarelle, Einführung von Ernst Schremmer (mit Texten von Wolf Röhricht, Walther Gerlach, Günther Graßmann), SILESIA Folge 21, Publikationen der Stiftung Kulturwerk Schlesien, Delp Verlag, München 1981.

Ernst Schremmer

Quelle; " Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen"