schl22

Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

        Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

  Pers. alphabetisch                                        A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W Y Z
      
   
                  Nobelpreisträger Physiker 
                  Architekten, Ingenieure  Photografen, Optiker
                  Ärzte, Mediziner  Politiker
                  Chemiker Sänger
                  Dichter Schauspieler, Kabarettisten
                  Journalisten, Moderatoren Schriftsteller 
                  Historiker, Philosophen Sportler
                  Komponisten, Musiker, Dirigenten  Theaterkritiker
                  Maler, Grafiker  Theologen, Geistliche
                  Mathematiker  Industrielle, Unternehmer 
                  Militärs Widerstandskämpfer 
                  Monarchen, Fürsten   Wissenschaftler,Forscher,Botaniker
                   
        

                        
                                                                     zum  Buchstaben  G          zu   Schriftsteller.  

Gravenhorst   Traud     

* 17.5.1882 in  Breslau
†  
 28.6.1968
in  München .
 Schriftstellerin.

   
 

lAls Schriftstellerin tritt Traud Gravenhorst erst verhältnismäßig spät mit ihren Arbeiten hervor. Das Erleben der Riesengebirgswelt hat sie vor allem veranlaßt, literarisch tätig zu werden, wie sie selber sagt.

Den ihr endlos erscheinenden Schuljahren in Breslau folgen viele Jahre der Wanderung durch das Ausland, von der französischen Schweiz über Schottland und England bis nach Litauen und Rußland. Mit ihrem Gatten, einem hohen deutschen Verwaltungsbeamten, läßt sie sich 1921 in Berlin nieder. Hier kommt es zu den ersten großen Arbeiten, deren erste unter dem Titel Reise nach Sagan, bei Wilhelm Gottlieb Korn in Breslau verlegt, elf Jahre später veröffentlicht wird. Mit sicheren historischen Kenntnissen und einer ausdrucksstarken Sprache zeichnet sie in diesem Novellenband drei lebensvolle und bedeutende Gestalten, die sich jeweils im Augenblick großer Ereignisse im Schnittpunkt europäischer Kraftlinien mit Schlesien verbunden haben: Schaffgotsch zwischen Kaiser Ferdinand und Wallenstein, Talleyrand zwischen Frankreich und Kurland und Yorck zwischen Napoleon und Rußland.

Durch viele Reisen wird der Schriftstellerin Italien zur zweiten Heimat. Diesem Erlebnis ist der Roman Heimweh des Herzens zu verdanken, der 1935 bei S. Fischer erscheint und später im Wunderlich-Verlag eine neue Auflage erfährt. Eine Brücke zwischen Italien und Schlesien schlägt gleichfalls der Roman von 1941 Juliana Heidebrandt, in dem die Zeit der Renaissance wachgerufen wird. Das Hauptwerk von Traud Gravenhorst bringt 1938 der Korn-Verlag heraus, Schlesien - Erlebnisse eines Landes. Es wird von Gerhart Hauptmann anerkennend als Ruhmesblatt Schlesiens gewürdigt. Mit großer dichterischer Kraft und fundierter Sachkenntnis vermochte sie die wesensbestimmenden Erlebnisse des schlesischen Landes im Laufe seiner wechselvollen Geschichte zu einem eindrucksvollen Ganzen zusammenzufassen. Das bestätigt sogar der amtliche Pressedienst der Bundesregierung: „Traud Gravenhorsts Prosa-Epos wird dazu beitragen, daß der Verlust Schlesiens im deutschen Volk nicht vergessen wird.“ Ein auf solche Weise vertieftes Geschichtsbewußtsein ist leider mehr und mehr verlorengegangen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß vornehmlich wir Deutschen dabei sind, in dieser Hinsicht unser Gedächtnis zu verlieren. Der 1943 erschienene Roman Der Troubador beruht auf dem Rußland-Erlebnis der Schriftstellerin. In der Mitte des Geschehens steht Wilna. Trotz des Miterlebens der Berliner Bombennächte vermag sie in dieser Zeit eine Hymne an Florenz niederzuschreiben.

Nach dem Zusammenbruch wird durch die Jahre der Not die Schaffenskraft von Traud Gravenhorst sehr beeinträchtigt, und sie findet erst in Mannheim und später in München eine Bleibe, wo sie sich zunächst der Überarbeitung und Neuherausgabe ihrer wesentlich schlesischen Werke widmet. Es entstehen die sechs Geschichten um Katrin, die sich zwischen Breslau und dem Riesengebirge zutragen. Der Roman Geliebtes Tal erscheint 1955 und die Jugendgeschichten Amarant, Tage der Kindheit 1958 im Bergstadt-Verlag Wilhelm Gottlieb Korn in München-Pasing, früher Breslau. Ihr letztes großes Werk ist der Roman Ein Rittergut in Schlesien, Fremde Adler, Eros in Toscana, der 1966 im gleichen Verlag herauskommt. In der Einführung dazu schreibt August Scholtis u.a.: „In seiner erzählenden Ichform erreicht der neue Roman vom ersten bis zum letzten Satz nachgerade eine ungewöhnlich starke Konzentration. Diese Ichform ist an die Hauptgestalt weitergegeben, an Constanze, Tochter eines schlesischen Gutsbesitzers. Sie erzählt uns ihre schwermütige Liebesgeschichte, es handelt sich um eine wunderbare Liebesgeschichte, um eine der schönsten schlesischen Liebesgeschichten." Und er schließt seine Ausführungen mit dem Satz: „Dieses neue Werk von Traud Gravenhorst legitimiert den deutschen Kulturgedanken in Schlesien aus dem Geiste Humboldts, sowie eine gewisse preußische Klassizistik, die für ihre Sehnsucht in südlichen Regionen Erfüllung suchte." Zahlreiche Würdigungen wurden Traud Gravenhorst zuteil. Achim Anders schrieb zu ihrem Werk: „In den erzählerisch beglückenden Werken wird die ganze, bunte Welt Schlesiens, das Antlitz einer unverlierbaren Heimat sichtbar." Die Autorin starb vor 1968 unerwartet nach einem ganz kurzen Krankenlager in einer Münchner Klinik.

Lit.: August Scholtis: Der neue Roman von Traud Gravenhorst, in: Vierteljahresschrift Schlesien 11/1966. - Karl Schodrok: Wir trauern um: Traud Gravenhorst, in Vierteljahresschrift Schlesien III/1968.

Konrad Werner