Alois Alzheimer
war der älteste Sohn aus der
zweiten Ehe des Notars Eduard Alzheimer und seiner Frau Barbara Theresia
Busch, eine Schwester der 1862 verstorbenen ersten Ehefrau, Eva-Maria Busch.
Nach Schulbesuchen in Marktbreit und
Aschaffenburg begann
Alois Alzheimer mit dem Medizinstudium in
Würzburg, das er –
nach einem Zwischenaufenthalt an der Universität
Tübingen – dort 1888
mit der Note „sehr gut“ beendete. Seine 1887 fertig gestellte, lediglich 17
Seiten umfassende Dissertation befasste sich mit der Funktion der
„Ohrenschmalzdrüsen“. 1888 bewarb sich Alzheimer erfolgreich als
Assistenzarzt bei der von dem Psychiater
Heinrich Hoffmann
gegründeten
„Städtischen Anstalt für Irre und Epileptische“
in
Frankfurt am Main.
Mit vereinten Kräften führten der Leiter der Anstalt,
Emil Sioli, sein
Oberarzt
Franz Nissl
und Alzheimer eine neue Behandlungsmethode für Geisteskranke ein, die sie
als „non-restraint“ bezeichneten und deren wesentliches Merkmal das
Vermeiden von Zwangsjacken, Zwangsfütterungen und anderen Zwangsmitteln war.
Stattdessen wurde in großen Wachsälen die Bettbehandlung der Kranken
eingeführt, später die Therapie besonders unruhiger Patienten durch wärmende
Dauerbäder praktiziert, deren Wassertemperatur vom Personal überwacht wurde.
Einigen Patienten wurde gestattet, sich im Park der Klinik frei zu bewegen,
andere wurden sogar zu Ausflügen in die Umgebung mitgenommen.
1894 lernte Alzheimer Cecilie
Geisenheimer kennen. Aus der Ehe mit ihr gingen die Kinder Gertrud, Hans und
Maria hervor. Die folgende Zeit war geprägt von familiärem Glück und
beruflicher Zufriedenheit. 1901 erkrankte Alzheimers Frau Cecilie und starb
im gleichen Sommer. Um seinen Kummer hierüber zu bewältigen, stürzte
Alzheimer sich in die Arbeit.
Am 25. November 1901
begegnete Alzheimer der Patientin, die ihn berühmt machen sollte: Auguste D.
Ihr Ehemann persönlich brachte sie in die Anstalt, nachdem sie sich in
diesem Jahr stark verändert hatte. Die zuvor unauffällige und brave Frau war
komisch geworden (u.a. auch eifersüchtig), sie konnte offenbar nicht mehr
die einfachsten Sachen im Haushalt verrichten, versteckte stattdessen zu
Hause alle möglichen Gegenstände, sprach davon, verfolgt und belästigt zu
werden und belästigte ihrerseits in aufdringlicher Weise die gesamte
Nachbarschaft.
Alzheimer protokollierte -
wie stets - die ersten Daten und Befunde. Er fragte:
- "Wie heißen Sie?"
- "Auguste."
- "Familienname?"
- "Auguste."
- "Wie heißt ihr Mann?"
- Auguste D. zögert, antwortet schließlich:
- "Ich glaube...
Auguste."
Alzheimer stellte fest, dass
die Patientin keine Orientierung über Zeit oder Aufenthaltsort hatte, sich
kaum an Einzelheiten aus ihrem Leben erinnern konnte und oft Antworten gab,
die in keinerlei Bezug zur Frage standen und auch sonst ohne Zusammenhang
blieben. Augustes Stimmungen wechselten rasch zwischen Angst, Misstrauen,
Ablehnung und Weinerlichkeit, man konnte sie nicht allein durch die
Räumlichkeiten der Klinik gehen lassen, da sie dazu neigte, allen anderen
Patienten ins Gesicht zu fassen und dafür von diesen geschlagen wurde. Es
war nicht das erste Mal, dass Alzheimer dem Bild von kompletter geistiger
Verwirrung begegnete – bei früheren Fällen hatte er immer wieder ähnliche
Befunde gehabt, diesen aber keine Bedeutung beigemessen, weil die Patienten
oft annähernd 70 Jahre und älter waren. Auguste D. machte ihn neugierig,
denn zum Zeitpunkt ihrer Einlieferung war sie erst 51 Jahre alt. Die
nächsten Wochen waren geprägt von weiteren geduldigen Befragungen, die die
schwere geistige Verwirrung offenkundig machten, und die von Auguste
wiederholt mit einem jammernden „ach Gott“ begleitet wurden. In einem
Interview äußerte sie mehrfach: „Ich habe mich sozusagen selbst verloren“
– sie war sich ihrer Hilflosigkeit offensichtlich bewusst. Alzheimer gab dem
Krankheitsbild einen Namen: „Die Krankheit des Vergessens“.
Das Jahr 1902 brachte
eine weitere Wende: Alzheimer ließ Frankfurt hinter sich und wurde an der
Psychiatrischen Universitätsklinik
in
Heidelberg
wissenschaftlicher Assistent bei Professor
Emil Kraepelin, der
ihn nach seiner Berufung 1904 auch nach
München
mitnahm. Hier vollendete Alzheimer noch im selben Jahr seine
Habilitationsschrift Histologische Studien zur Differentialdiagnostik der
progressiven Paralyse. Forschungen, wissenschaftliche Veröffentlichungen
sowie Vortragsveranstaltungen prägten diese Zeit. Gleichwohl hatte er
Auguste D. nicht vergessen. Regelmäßig erkundigte er sich in Frankfurt nach
ihrem Gesundheitszustand und verhinderte ihre aus Kostengründen geplante
Verlegung in eine andere Klinik, da er diese Patientin unbedingt noch einmal
untersuchen wollte - nach ihrem Tod.
Am 9. April des Jahres
1906 ereilte Alzheimer an seinem Arbeitsplatz in München ein plötzlicher
Anruf aus Frankfurt: Auguste Deter war verstorben. Alzheimer ließ sich die
Krankenakte und das Gehirn der Patientin zuschicken. Die Akte ergab, dass
sich Auguste Deters Geisteszustand in den letzten Jahren massiv
verschlechtert hatte. Todesursache war eine durch
Dekubitus
(Wundliegen) hervorgerufene Blutvergiftung. Die mikroskopische Untersuchung
des Gehirns ergab flächenweise zu Grunde gegangene Nervenzellen und
Eiweißablagerungen (so genannte
Plaques)
in der gesamten Hirnrinde. Am 3. November 1906 stellte Alzheimer auf einer
Fachtagung in
Tübingen
das später nach ihm benannte Krankheitsbild als eigenständige Krankheit vor.
Diskussions-Meldungen der verblüfften Kollegenschaft blieben aus. Als Alois
Alzheimer 1911 das Gehirn seines verstorbenen Patienten Johann F.
untersuchte, fand er auffällige Veränderungen. Diese werden heute als »plaque-only«-Variante
der Demenz bezeichnet. Alzheimer stellt daran gleichartige
Gewebsveränderungen des Gehirns auch bei Fällen von seniler Demenz fest. Er
kommt zu der Überzeugung, dass die senile Demenz eine später einsetzende und
langsamer verlaufende Variante der von ihm 1906 beschriebenen Krankheit ist.
Diese Auffassung hat bis heute zu der unzutreffenden Unterscheidung von
seniler und präseniler Demenz geführt.
Alzheimers letzte
Lebensstation war
Breslau. An der
Schlesischen Friedrich-Wilhelm-Universität übernahm er eine ordentliche
Professur (dank der Fürsprache seines Lehrers Kraepelin, denn der Favorit
für diese Stelle war
Eugen Bleuler aus
Zürich gewesen) und wurde Direktor der „Königlich Psychiatrischen und
Nervenklinik“. 1915 macht sich bei ihm ein rapider Verfall seiner Gesundheit
bemerkbar. Herzbeschwerden, Nierenversagen und Atemnot deuteten auf ein
rasches Ende hin: am 19. Dezember 1915 starb er im Kreis seiner Familie und
wurde auf dem
Hauptfriedhof in Frankfurt am Main
neben seiner Frau beigesetzt.
Quelle; " Wikipedia, ", |