Friedrich (Fritz) Friedlaender, ab 1906
von
Friedlaender-Fuld (*
30. August
1858 in
Gleiwitz,
Oberschlesien; †
16.
Juli
1917 auf Gut Lanke,
Mark Brandenburg) war ein deutscher
Großindustrieller
jüdischer Abstammung.
Er war der Sohn des jüdischen Kaufmanns Emanuel Friedlaender,
Inhaber der gleichnamigen Kohlengroßhandlung in Gleiwitz, selbst
aber zum
Protestantismus
konvertiert.
Friedlaender war verheiratet mit Milly Fuld. Seine Tochter
Marie-Anna (1892–1973), eine Briefpartnerin des Dichters
Rainer Maria Rilke (1875–1926), war in erster Ehe mit dem
englischen Adligen John Mitford (aus dem Haus der Barone
Redesdale) verheiratet, heiratete in zweiter Ehe den Diplomaten
und letzten Außenminister des
deutschen Kaiserreichs
Richard von Kühlmann (1873–1948) und schließlich in dritter Ehe
Rudolph von Goldschmidt-Rothschild (1881–1962), den zweiten
Sohn des Frankfurter
Bankiers
Maximilian Freiherr von Goldschmidt-Rothschild (1843–1940).
Friedlaender wurde am 27. Februar 1906 mit
Diplom vom 7. Februar 1910 als
königlich preußischer
Geheimer Kommerzienrat und
Fideikommissherr auf Gut Groß-Gorschütz im oberschlesischen
Landkreis Ratibor in den preußischen
Adelsstand
erhoben mit Namensführung „von Friedlaender-Fuld“ (nach
seiner Ehefrau).[1]Friedlaender war ein oberschlesischer Kohlenmagnat und gilt als
Begründer der oberschlesischen
Koksindustrie in
Hindenburg. Auf dem Gelände der „Königin-Luise-Grube“
entstanden 1884 an den Schächten „Poremba“ und „Skalley“
die ersten modernen
Kokerei, die neben Koks auch
Ammoniak und
Benzol
produzierten. Zusätzlich baute er mehrere Kohlengruben im
Rybniker
Steinkohlenrevier sowie Anlagen der chemischen Industrie in
Oberschlesien. Mit Partnern gründete er später die „Oberschlesische
Kokswerke und Chemische Fabriken AG“, die er an die Börse
brachte. Er gilt auch als Begründer der
Braunkohlen- und
Brikettindustrie in der
Niederlausitz. 1891 trat der der Berliner
Gesellschaft der Freunde bei.
Mit seinem Vermögen von geschätzten 46 Millionen
Goldmark galt er als einer der reichsten Menschen im
deutschen Kaiserreich. Er war Mitglied zahlreicher
Aufsichtsräte, unter anderen der
Deutschen Bank (um 1912–1915), war Mitglied im „Zentralausschuss
Reichsbank“ und
niederländischer
Generalkonsul. Außerdem war er in den Jahren 1916 bis 1918 eines
der ersten Mitglieder jüdischer Abstammung im Preußischen
Herrenhaus.
In Berlin bewohnte Friedlaender am
Pariser Platz 5a das 1896 vom
Architekten
Ernst von Ihne (1848-1917) gebaute „Friedlaender-Palais“.[2]
Auch Haus und Grundstück Pariser Platz Nr. 6 gehörte ihm, das später
seine Tochter Marie Anna erbte. Zuvor hatte Friedlaender 1894
das Gut und Schloss Lanke von den Erben des Großgrundbesitzers
Friedrich Wilhelm Graf von Redern (1802-1883)
gepachtet,
Generalintendant der „Königlichen Bühnen von Berlin“. Als
das Gut Lanke mit dem größten Teil der gräflichen Redern’schen
Besitzungen im Jahr 1914 an die Stadt
Berlin
verkauft wurde, blieb Friedlaender weiterhin Pächter dieses Gutes.
Er verzichtete auf sein
Vorkaufsrecht, ließ sich aber vom
Magistrat der Stadt Berlin das
Wohnrecht und das Pachtverhältnis auf 25 Jahre garantieren.