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Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

         Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

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Taubitz  Monika

                              * 2.9.1937 in Markt-Bohrau.

 Schriftstellerin
 

       
 

IIn einem Gespräch, das Jörg B. Bilke mit Monika Taubitz 1985 führte, wurde ihr u.a. die Frage gestellt: „Sind Sie durch das aufwühlende Erlebnis der Vertreibung, das Sie nicht loslässt, Schriftstellerin geworden?“ Darauf antwortete sie: „Das Erlebnis, besser gesagt: das Trauma der Vertreibung hat bestimmt eine wesentliche Rolle gespielt. Aber der eigentliche Grund war die damit verbundene große Armut.

Es gab buchstäblich nichts, womit ich als Kind hätte z.B. spielen können. Aus diesem nichts, gar nichts haben, aus diesem Freisein von Dingen, die ja heute unsere Wohlstands-Kinder beschweren und nicht mehr zu sich kommen lassen, aus diesem absoluten Freisein, davon hatte ich die Möglichkeit, die inneren Bilder meiner Phantasie, meines Erlebens und Beobachtens, meiner Vorstellungskraft wachsen zu lassen; ich glaube das war es, was mich geprägt hat und später zu einer Schriftstellerin gemacht hat.“

Monika Taubitz ist am 2. September 1937 im schlesischen Markt-Bokrau geboren worden, wo der Vater als Lehrer tätig war. Nach dessen frühem Tod zog sie mit ihrer Mutter nach Breslau, wo diese vor der Verheiratung gelebt hatte. Nach den immer häufiger werdenden Bombenangriffen auf die Stadt zogen beide in das Haus des Großvaters; der damals schon verstorben war, nach Eisersdorf in der Grafschaft Glatz, wo man zurückgezogen lebte und bis zur Vertreibung blieb.

In Nordenham in der Wesermarsch, wohin man sie vertrieben hatte, mussten beide in einem kleinen Dachstübchen ohne fließendes Wasser hausen, bis sich 1951 eine Möglichkeit im Rahmen der Familienzusammenführung zum Umzug in das Allgäu ergab. Im Anschluss an das 1958 abgelegte Abitur kam es zum Studium am Pädagogischen Institut in Weingarten. Monika Taubitz steht seit 1960 im Schuldienst und lebt heute in Meersburg am Bodensee.

Hervorgetreten ist Monika Taubitz als Schriftstellerin mit dem Gedichtband Fallende Sterne, der 1968 im Martin-Verlag erschienen ist, wo 1971 auch die Novelle Schatten über dem Brunnen herauskam. Nach einer Reise in die schlesische Heimat im Jahre 1972 erschien im Jahre 1973 im Verlag Werner Jerratsch Schlesien – Tagebuch einer Reise, welches sie unterwegs geschrieben hatte, um ihre Eindrücke von Grünberg, Hirschberg, dem Riesengebirge, der Grafschaft Glatz, von Breslau und von Oberschlesien unmittelbar wiederzugeben. Es war für sie ein aufwühlendes und auch sehr entscheidendes Erlebnis gewesen, wie sie bekennt. Im Anhang sind einige lyrische Gedichte nachzulesen, wo es unter dem Titel Der Friedhof u.a. heißt: „Die Zeit lagert sich ab!/ Und Jahresringe/ kerben sich ein/ in zerbrochene Steine./ Name um Name/ erlischt./ Es hört niemand mehr/ auf den Mann/ an der Mauer./ Hundertmal hängt er/ gekreuzigt dort,/ mit den Füßen nach, oben/…“. Ihr ist bewusst, dass Zeit im Leben nie und nimmer zurückgeholt werden kann, es sei denn im Schreiben, und das vollzieht sich dann in dem Roman Durch Lücken im Zaun, der 1977 im Verlag Werner Jerratsch erscheint. Dazu äußerte sich die Schweizer Schriftstellerin Beatrice Eichmann Leutenegger u.a. so: „Aus dem Blickwinkel und Empfindungsraum des Kindes beschwört die Autorin die vergangenen Zeiten der Seligkeit und des jähen Umschwungs. Traum und Wirklichkeit, Ahnung und Gegenwart mischen sich hier in eigentümlicher Weise, und Monika Taubitz vermag diesen Schwebezustand bis zur letzten Seite des Buches durchzuhalten, so daß der Roman durch diese Stimmigkeit des ihm eigenen Tons gefangen nimmt ...“ Es wird von ihr eindringlich beschrieben, wie der Krieg ihr die Kindheit raubte und schon beizeiten den Wechselfällen des Lebens auslieferte.

Gedichtbände legte die Schriftstellerin unter den Titel Probeflug 1974 und Netze werfend 1976 im gleichen Verlag vor. Mit dem Roman Treibgut, der 1983 im Quell-Verlag in Stuttgart herauskam, setzte sie ihre Kindheitserinnerungen fort. Er schildert die Ankunft mit einem Vertreibungstransport in der Wesermarsch im März 1946, wo man sich fremd unter Fremden fühlte, ausgesetzt, zunächst in Sammelunterkünften kampierend, bis man in einer dürftigen Behausung unterkam. Der Roman ist auch das Ergebnis einer Reise, die Monika Taubitz später dahin unternommen hat, um sich all dessen noch einmal zu vergegenwärtigen. Die Erzählung Dort geht Katharina oder Gesang im Feuerofen erschien 1984 bei Thorbecke in Sigmaringen; Schlesien – Blick ins Land, ein Bildband, kam 1988 im Adam-Kraft-Verlag heraus, im gleichen Jahr Schön wie der Mond – Meersburger Lesebuch. Zuvor erschienen 1983 in der Esslinger Reihe Gedichte unter dem Titel Dir Spinnweb Zeit, ins Netz gegangen, zu denen sich Dagmar von Mutius u.a. so äußert: „Monika Taubitz ist auf der Suche nach dem ‚Gegenwort‘ – nach jener Polarität aller Dinge, die wir betrachten, die wir lieben, an denen wir leiden, die uns angehen.“ Nicht unerwähnt soll das Hörspiel Gestörte Befragung bleiben, für das sie vom Ostdeutschen Kulturrat 1981 ausgezeichnet wurde. Mit zahlreichen Lyrik- und Prosabeiträgen ist Monika Taubitz in maßgeblichen Anthologien vertreten. Im Anschlag der Wellen, ein Gedichtband mit einer Auswahl von Lyrik aus den letzten Jahren und eine Neuauflage ihres Romans Durch Lücken in Zaun sind im Bergstadtverlag in Würzburg erschienen. Ein Land gab mir sein Wort – Gedichte über Schlesien – erschienen 2006 im Dresdner Neisse-Verlag, wo auch 2007 der Roman Abstellgleis herauskam, der die letzten Tage einer aus Schlesien vertriebenen Frau in einem westdeutschen Alten-Pflegeheim schildert.

Den Eichendorff-Literaturpreis erhielt Monika Taubitz 1981, den Förderpreis zum Kulturpreis Schlesien 1980 und den Päpstlichen Verdienstorden Benemeriti 1976.

Sie ist Mitglied der Künstlergilde in Esslingen, im Kulturwerk Schlesien, der Ackermann-Gemeinde, der Droste-Gesellschaft und Vorsitzende des Wangener Kreis. Den Volkskalender für Schlesier gibt sie seit 2001 heraus.

Bild: Justyna Błoch-Białek.

Konrad Werner

 
 
 

Quelle; " Ostdeutsche Biographie "