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Riesengebirgslandschaft
hat wie kaum ein anderes deutsches Gebirge die Dichter und Maler
angeregt, deren Geheimnisse zu er künden und sie zu beherrschenden
Motiven ihres künstlerischen Schaffens zu wählen.
Schon das
vorromantische Riesengebirgsbild eines Christoph Nathe aus dem
ausgehenden 18. Jahrhundert, vor allem aber die romantische Sichtweise
von Malern wie Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus, Ludwig Richter
und Moritz von Schwind oder auch des Briten Eduard Th. Compton haben dem
Riesengebirge in der Malerei einen bleibenden Platz gesichert.
Auch der
Riesengebirgsmaler Friedrich Iwan gehört bis in die Mitte unseres
Jahrhunderts in die Abfolge dieser Namenskette. Friedrich Iwan wurde am
8. August 1889 in Landeshut am Fuße des Riesengebirges als Sohn des 1946
noch in der Heimat verstorbenen Direktors eines bedeutenden schlesischen
Textilunternehmens geboren. Sein schon frühzeitig erkennbares
malerisches und zeichnerisches Talent ließ ihn bereits mit 14 Jahren in
die Breslauer Kunstschule, die spätere Kunstakademie, eintreten, wo er
von 1903 bis 1908 in der Klasse für Landschaftsmalerei und Radierung
Schüler des durch seine Postkartenmotive bekannt gewordenen
Riesengebirgsmalers Prof. Karl Morgenstern, des Vaters des Dichters
Christian Morgenstern, war. Anschließend konnte er bei Prof. Hans Mayer
an der Berliner Kunstakademie seine ihm eigene Radiertechnik entwickeln,
die ihm später zu Erfolg und Ruhm verhalf. Als erstem und einzigem
Landschaftsmaler gelang ihm eine besondere Technik der Farbradierung,
die nicht mehr der nachträglichen Kolorierung bedurfte und daher mit nur
einer Platte mehrfach gedruckt werden konnte. So erhielt jedes Blatt den
Charakter eines eigenen Originals. Außer den 350 Radierplatten, die Iwan
noch in Schlesien geschaffen hatte und die nach widerrechtlicher
Beschlagnahme in seinem Haus in Hirschberg seit 1945 verschollen sind,
konnten wenigstens 35 in einer Berliner Druckerei, mit der Iwan
zusammengearbeitet hatte, entdeckt und nach dem Bau der Mauer legal in
die Bundesrepublik Deutschland gebracht werden. Iwans Berliner
Schaffensjahre waren indes nicht von Dauer. Schon bald zog es ihn wieder
in seine schlesische Riesengebirgsheimat zurück, zunächst 1921 nach
Krummhübel, wo auch sein Lehrer Prof. Morgenstern sich niedergelassen
hatte, dann 1924 nach seiner Eheschließung in den Hirschberger Vorort
Cunnersdorf, wo seine inzwischen eingetretenen wirtschaftlichen Erfolge
ihm den Erwerb eines eigenen Hauses ermöglicht hatten. Seine Berliner
Jahre waren im übrigen unterbrochen durch seine Dienstzeit bei den
Moltke-Füsilieren 1911/12 im heimatlichen Glatz während des Ersten
Weltkrieges, den er vom ersten Mobilmachungstag an bis zu seiner
Verwundung 1918 mitgemacht hatte, schuf er eine Fülle von
Landschaftszeichnungen von den verschiedensten Kriegsschauplätzen in
Ostpreußen, im Baltikum, in Gallizien und den Karpaten und schließlich
von den Kämpfen um Verdun. So könnte er als ein erster freiwilliger
Kriegsmaler, wie sie später im Zweiten Weltkrieg an allen Fronten – wenn
auch nicht gerade als Landschaftsmaler — eingesetzt waren.
Beherrschend
aber blieb für ihn immer das Riesengebirgsthema. Nach der Vertreibung
aus seiner Heimat, in der er auch künstlerisch wurzelte, führte ihn der
Weg über das hessische Schlitz mit der nahen Kulisse der Rhön, die er
dort mehrfach malte, im Jahre 1954 in die schlesische Künstlerkolonie in
Wangen im Allgäu, deren Umgebung jeden Riesengebirgler in so mancher
Hinsicht an die Landschaft seiner Heimatberge erinnert. Hier starb
Friedrich Iwan am 8. Januar 1967. Auf dem Wangener Friedhof St. Wolfgang
hat er seine letzte
Ruhestätte gefunden.
Friedrich Iwan
ist ein stiller, aber dennoch fröhlicher Mensch, ein eigenwilliger und
unbeugsamer Künstler gewesen. Bewußt verschloß er sich allen Einflüssen
moderner Kunstauffassungen und Stilrichtungen. Der abstrakten Malerei
setzte er seine Maxime entgegen, dem Betrachter „keine Rätsel
aufzugeben". Seine farbigen Riesengebirgsradierungen, von denen es heute
nur noch wenige zu erwerben gibt, sind weit über die Grenzen Schlesiens
und Deutschlands bekannt, der Name Friedrich Iwan und das Bild des
Riesengebirges längst zu deckungsgleichen Begriffen geworden.
Lit.:
Gustav Richter, Unser Riesengebirgsmaler Friedrich Iwan, in: Schlesische
Rundschau, Wangen i.A., Nr. 22 v. 5.8.1959. – Wilhelm Meridies, In
memoriam Friedrich Iwan, in: Der Schlesier, Recklinghausen, Nr. 3 vom
19.1.1967. – Zum 90. Geburtstag des Riesengebirgsmalers Friedrich Iwan,
in: Schlesischer Kulturspiegel, Würzburg, Nr. 2, 1979.
Heinz Rudolf Fritsche |
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