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Viel haben macht nicht reich.  Der ist ein reicher Mann, der alles was er hat, ohne Leid verlieren kann.

         Bedeutende Schlesier

Wer immer fröhlich ist auf Erden wird 99 Jahre werden und wer durchs Leben geht mit Schwung der ist mit 100 Jahr'n noch jung.

      

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Nagel Carl Leopold    

* 17.09.1798 in Leobschütz

† 20.12.1868 in Breslau

Arzt.

   
 

Carl Leopold Nagel erblickte das Licht der Welt als Kind des Mediziners Carl Nagel, der seine ärztliche Praxis in Leobschütz hatte. 1813, während der Freiheitskriege, wurde er als Gymnasialschüler noch zum Landsturm berufen.

Den Gymnasialkursus beendete er im Jahre 1816 und ging danach an die Universität zu Breslau, um Medizin zu studieren. 1817 unterbrach er sein Studium, um als Freiwilliger in das 22. Infanterie-Regiment einzutreten. Während seines einjährigen Militärdienstes in Karlsruhe war er Ordonnanz des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm IV. Nach einem militärischen Examen erwarb er die Qualifikation als Landwehr-Offizier. Das letzte Semester seines Medizinstudiums verbrachte er an der Universität in Berlin, wo er am 21. November 1820 zum Doktor der Medizin promoviert wurde. Die Staatsprüfung legte er am 7. April 1821 ab und wurde als praktizierender Arzt und Geburtshelfer vereidigt. In demselben Jahr unternahm er eine Reise nach Wien, um dort seine ärztlichen Kenntnisse im Krankenhaus zu vervollständigen. Danach besuchte er deutsche, italienische und schweizerische Universitäten, um sein Fachwissen zu erweitern.

Nach der Rückkehr nach Breslau 1822 trat Nagel die Stelle des Stadtarztes an. 1823 wurde er Mitglied der „Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Cultur“. Zwei Jahre später nahm er sich der unbemittelten Schüler im Gymnasium zu St. Matthias an und war auch Arzt im Hospital zu Neustadt. Seit 1826 wirkte Nagel am Königlichen Impfinstitut, wo er an der durch die Preußische Regierung angeordneten Impfaktion gegen Pocken mitwirkte. Vom Jahre 1830 ab war er im Haus des Armen-Medizinal-Instituts zu Breslau tätig.

1831 ordnete der Oberpräsident der Provinz Schlesien, Friedrich Theodor von Merckel, auf die Kunde hin, daß sich in Warschau die Cholera verbreitete, mit Wirkung vom 4. Mai die Absperrung der Grenze an. Die Polizei und der Sanitätsdienst bekamen den Befehl, jeden Cholerakranken zu registrieren und im Falle einer Epidemie alle möglichen Sicherheitsmaßregeln zu unternehmen, um die Verbreitung der Cholera in Schlesien zu unterbinden. Trotz der strengen prophylaktischen Anordnungen gelang es nicht, die Verbreitung der Krankheit in Schlesien zu verhindern. In der ersten Hälfte des Jahres 1831 traten einzelne Erkrankungen auf, und im August verbreitete sich die Epidemie in vielen oberschlesischen Kreisen. Zu dieser Zeit, 1831 bis 1832, wurde Nagel zum Arzt des 4. Polizeireviers in Breslau berufen. Zur selben Zeit war er auch Vorsitzender des Cholera-Bezirks-Vereins. Zwei Monate lang arbeitete er als Arzt in der Cholera-Anstalt im Haus „Zur Hoffnung“. Auch an der Bekämpfung der fünf späteren Cholera-Epidemien in den Jahren 1839, 1852 bis 1853, 1860, 1866 und 1867 war Nagel ärztlich beteiligt.

Als im Jahre 1850 die militärischen Einberufungen stattfanden, wirkte Nagel im Provinzial-Militär-Lazarett. Er war auch Mitglied des Ärzte-Vereins und Mitbegründer des „Vereins zur Unterstützung der Witwen Breslauer Ärzte und Wundärzte“ (1827). Im Jahre 1836 kaufte Nagel in Breslau ein Haus und wurde auf Grund der damaligen Städteordnung als Bürger der Stadt vereidigt. Dreißig Jahre lang betreute er die Jungfrau Maria-Schwestern-Versammlung zu Breslau als Arzt.

Trotz seiner aufreibenden ärztlichen Tätigkeit, befaßte sich Nagel auch mit wissenschaftlichen Problemen. Außer seiner Doktordissertation hat er Abhandlungen über gallenartige Magenerweichung bei Kindern (1830), über Magenscirrhus und Krebs (1835), über Noma (1844) und über das puerperale Osteophyt verfaßt. Zwei Abhandlungen über den Verlauf der beiden Cholera-Epidemien zu Breslau hat er am 16. August 1842 bei der medizinischen Sektion der „Schlesischen Gesellschaft“ vorgetragen.

Im März 1848 wurde Nagel Arzt im 11. Bürgerwehr-Bataillon 1. Kompanie und dann 1850 Oberarzt der ersten Abteilung des Provinzial-Militär-Lazaretts in Breslau, die im Siechenhause mit 102 Betten untergebracht war, und leitete diese bis zum 16. Januar 1851. Das Domkapitel betraute ihn 1853 mit der ärztlichen Krankenversorgung der Bürgerkinder im katholischen Waisenhause zur „Mater Dolorosa“. Im Jahre 1864 bekam er das Patent als Seconde-Lieutenant und später das als Hauptmann im Kriegerveteranen-Verein. 1866 übernahm Nagel als Stationsoberarzt die Kranken- und Verwundeten-Abteilung des Königlichen Militär-Haupt-Lazaretts in Breslau und dann am 19. Juli das Cholera-Lazarett in der Kaserne Nr. 7, das er bis zum 23. September 1866 verwaltete.

Seit 1827 war Dr. Nagel mit Pauline Wolf verheiratet, die ihm sechs Kinder schenkte. Nagel war ein kundiger und auf vielen Gebieten des ärztlichen Wissens gewandter Arzt. Bei der Diagnosestellung und der nachfolgenden Behandlung zeichneten ihn Gewissenhaftigkeit, Routine und Mitempfinden für die Kranken aus. Als Vertreter der „alten Schule“ hatte er in seinem Verhalten etwas Originelles, sehr Persönliches, Vertrauenerweckendes, mitunter auch Schrulliges. Am 18. Juli 1849 wurde Doktor Nagel mit dem Roten Adlerorden 4. Klasse ausgezeichnet und am 7. April 1866 durch Königliches Patent zum Sanitätsrat ernannt.

Nagel ging auch einem Hobby nach. Seit der Studienzeit sammelte er altertümliche Gegenstände und interessierte sich für Embleme, die er sorgfältig aufbewahrte. In seinen Sammlungen befanden sich merkwürdige Trinkgefäße.

Lit.: J. Jung: Carl Nagel, in: Schlesische Provinzialblätter, Bd. VI, 1867, S. 549; Bd. VII, 1868, S. 273, 367. – Carl Nagel, in: Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Cultur, Bd. 46, 1868, S. 292-293. – Von N-ch: Carl Leopold Nagel, in: Schlesische Provinzialblätter, Bd. VIII, 1869, S. 97-99. – W. Kaczorowski: Zapobieganie epidemii cholery w rejencji opolskiej w latach 1831-1832 w swietle przepisów sanitarno-medycznych [Vorbeugung der Cholera-Epidemie 1831-1832 durch Verordnungen des Medizinalwesens im Regierungsbezirk Oppeln], Oppeln 1996, S. 7-14.

                                                                                                                       Włodzimierz Kaczorowski

 

 

Quelle; " Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen"