Guenter GAIDA (1937-2023)
EIN NACHRUF
Guenter wurde im schoenen Gleiwitz in Oberschlesien im Deutschen Reich
zwei Jahre vor dem Zweiten Krieg geboren.
Er erlebte eine Kindheit im Krieg, wie sie spaetere Generationen zu ihrem
Glueck nicht mehr erleben mussten. Als die Russen kamen, - der Vater
Josef war in Frankreich -, wollte seine Mutter Anna fliehen, doch der
Winter hielt sie zurueck. Die sowjetische Besatzung hinterliess ihre
Spuren, und aus dem kleinen Schlesier wollten die Kommunisten einen
kleinen Polen machen: Aus Guenter wurde "Ginter".
Der kleine Ginter lernte Geige, Gitarre und Akkordeon, er spielte
gut Fussball und wurde Schlesischer Fussballmeister der wilden
Mannschaften. Er fuhr Motorrad, wurde Techniker im Bergbau und
absolvierte seinen Wehrdienst im Bergwerk, wo sein Vater sein ganzes
Leben verbracht hatte.
Eines Tages traf er die schoene Rosa an einem See: Einer Liebschaft
folgte eine Hochzeit vor mehr als 63 Jahren, und neun Monate spaeter ein
kleiner Martin, der bald zwischen ihnen auf dem Motorrad "Java" sass.
Der Hausstand erfolgte mit der Mutter und dem lungenkranken Grossvater.
Bald vergroesserte ein eigenwilliger Hund namens "Kazan" die Familie,
und auch ein kleiner Peter Alexander. So erkundete die kleine Familie
die Landschaften Polens, in einem Auto namens "Serena", unter dem
Guenter oefter am Schrauben war als dass er es fuhr.
Zehn Jahre lang verweigerten die Kommunisten ihm die Auswanderung nach
Deutschland, und erst als Willy Brandt in Warschau mit einem Scheck in
der Tasche kniete, konnte er das kommunistische Polen nach all den
Schikanen als deutsche Minderheit endlich verlassen, Richtung goldener
Westen.
Doch da erwartete ihn vor allem ein schwerer Neuanfang mit 40 Jahren, im
Lager fuer Aussiedler, mit Frau, Kindern und Mutter, in einem winzigen
Zimmer. Guenter hat seinen Weg trotzdem gemacht: Vom Bauzeichner zum
technischen Leiter bei der Diakonie. Sein Buero bei der Diakonie war im
gleichen Raum, wo wir 1976 im Lager wohnten. Solche Zufaelle gibt es
eigentlich nicht !
Guenter hat sein gesamtes Berufsleben mit der Hand gezeichnet, doch als
die Computer kamen, hat er die Stifte beiseite gelegt. Den verdienten
Ruhestand verbrachte er mit Reisen ans Mittelmeer, einem Ausflug mit den
Soehnen in die alte Heimat, und seiner Internetseite ueber Schlesien.
In seinem Garten bluehten zwar nicht jedes Jahr die Rosen, die Liebe zu
seiner Rosa bluehte aber 63 Jahre lang, und seine Internetseite ist in
Wirklichkeit eine Doktorarbeit.
Die Tabakraucherei hinterliess jedoch ueber die Jahre ihre Spuren, und
einer kleinen fiesen Bakterie konnte er mit 85 Jahren noch zweimal
trotzen. Ein letztes verschmitzes Laecheln hat er uns zum Abschied mit
auf unseren restlichen Weg gegeben ...
Heute verlaesst uns ein Musikus, ein Fussballer, ein Biker, ein
Schrauber, ein Lebemann, ein Techniker, ein Patriot, ein Agronom, ein
Humanist, ein guter Ehemann, ein guter Vater, ein guter Mensch ...
Wir werden dich nie vergessen, Tatuch !
|